Business Lunch
Foto: Kempinski; Steindachner

Fight Club: Business-Lunch

Umsatzbringer, oder Auslaufmodel

von Clemens Kriegelstein
Mittwoch, 06.11.2019
Artikel teilen: 

PRO

Marco Stevanato
Marco Stevanato ist
Gastronomischer Leiter
des Restaurants
Schwarzreiter im Hotel
Vier Jahreszeiten
Kempinski München.
Foto: Kempinski

»Warum sollte ein gemäßigter Preis den gehobenen Ansprüchen vieler Gäste widersprechen?«

Den Irrglauben, dass ein »Tagesgericht« nicht durch Qualität überzeugen kann, kann ich nicht teilen. Warum soll ein schneller Genuss kein guter Genuss sein? Und warum sollte ein gemäßigter Preis den gehobenen Ansprüchen vieler Gäste widersprechen? Viele Menschen stellen sich sicherlich die Frage: Bekomme ich die gleiche Qualität, wenn ich im Durchschnitt weniger bezahle? Und natürlich kann man von unserem Daily Dish dasselbe erwarten wie von allen anderen Gerichten auf unserer Karte. Nämlich eine sehr gute Qualität.

Warum soll ein schneller Genuss kein guter Genuss sein?

Mit unserem Daily Dish möchten wir unseren Stammgästen, benachbarten Geschäftsleuten und gastronomischen Freunden eine attraktive Option zum fairen Preis anbieten. Dieses wechselnde Tagesangebot wurde auch auf Wunsch vieler wiederkehrender Gäste eingeführt. Zudem ist es uns gelungen, hierdurch eine noch engere Bindung zu unseren Gästen aufzubauen und neue Freunde zu gewinnen. Auch freuen sich alle Gäste über ein täglich wechselndes Gericht auf der Karte, und für unsere Küchen- Crew ist es auch eine schöne Herausforderung, täglich eine kulinarische Überraschung zu kreieren.

Wir freuen uns über das tägliche Feedback unserer Gäste zu den angebotenen Gerichten und können so auch viel schneller auf Anregungen und auch Kritik reagieren. Natürlich bleiben wir auch hier unserem Motto der YOUNG BAVARIAN CUISINE treu und bieten puren, unverfälschten Geschmack, leicht, schmackhaft und überraschend – abseits dessen, was man kennt und erwartet. Es freut mich sehr und bestätigt zudem unser Konzept, dass Freunde unserer Schwarzreiter Tagesbar schon gar nicht mehr nach unserer Karte fragen, sondern wie selbstverständlich sofort den Daily Dish bestellen.

Unsere Zielgruppe ist bunt gemischt. Der Genuss von guten Zutaten in einem schönen Ambiente steht hier gewiss im Vordergrund. Der Erfolg gibt uns Recht, denn die Resonanz ist wirklich sehr gut und die Auslastung liegt bei 80 Prozent. Unser Daily Dish besteht aus einem kleinen Salat, dem Tagesgericht und je nach Wahl einem Café/Cappuccino/Espresso zum Abschluss.


CONTRA

Rene Steindachner
René Steindachner führt
gleich mehrere Lokale in
Wien, darunter das Café
Français, das Kleinod
Stadtgarten oder die
Südtiroler Trattoria »Alto«.
Foto: Steindachner

»Ganztags faire Preise statt Dumping-Preise zu Mittag«

In einer innerstädtischen Lage wie dem Café Français oder dem Kleinod Stadtgarten ist der Gastronom stark gefordert, ganztägig ein hochwertiges Produkt mit herausragendem Service zu bieten. Die Suche nach Personal, sowohl in der Küche als auch im Service, gestaltet sich zusehends komplizierter. Zu Recht Anspruchsvolle erwarten zu jeder Tageszeit überzeugende Qualität, beste Zutaten, kurze Wartezeiten und kompetente Mitarbeiter. Die Investitionskosten in eine Location, die nur halbjährig bespielt wird, tragen ihren Teil zu einer Kalkulation bei, die Mittagsmenüs zum Schnäppchenpreis einfach unmöglich macht. In einem der schönsten Gastgärten Wiens setzen wir auf hohe Qualität in einem ansprechenden Ambiente. Die Speisekarte wurde bewusst so zusammengestellt, dass sie sowohl zum mittäglichen Business-Lunch als auch zum gemütlichen After-Work-Snack eine feine Auswahl an kleineren und größeren Gerichten bietet, die es allesamt zu einem fairen Preis gibt. Er entspricht der gebotenen Qualität.

Die Preise reichen von acht Euro für einen Salat bis zu 22 Euro für eine Bowl mit Rindsfilet. Daran zeigt sich die durchaus zurückhaltende Kalkulation. Es ist eine Binsenweisheit, dass sich mit dem Essen alleine keine Millionen verdienen lassen, wenn Qualität großgeschrieben wird. Ein guter Teil des Umsatzes entfällt auf die Getränke, die ebenfalls zurückhaltend kalkuliert sind.

Ein Schnäppchen-Mittagsmenü würde sich zwar marginal auf die Auslastung auswirken und der Tisch ließe sich vielleicht etwas schneller drehen als bei unserem À-la-carte-Angebot. Im Hintergrund steht ein Mehraufwand, der für den Gast nicht sichtbar ist: Mehr Küchenpersonal, mehr Servicepersonal bis hin zu einem höheren Verwaltungsaufwand, der sich unterm Strich nicht rechnet, wenn man seinen Gästen nur das Beste servieren möchte. Schließlich steht ein Name dahinter, den es zu wahren gilt. Ein Mittagstisch unter zehn Euro ließe sich nicht in der gewohnten Qualität auftischen, die Gäste zu Recht gewohnt sind.

Als Gastronomen sind wir gefordert, unseren Gästen ein verlässliches Angebot zu machen, auf das sie vertrauen können. Eine preisliche Zwei-Klassen-Gesellschaft bringt genau das Gegenteil. Es wird kaum gelingen, durch Dumping-Preise neue Stammgäste zu gewinnen, die gerne wiederkehren und zum Multiplikator für das eigene Restaurant werden. Deswegen setzen wir auf ein Preis-Leistungs-Verhältnis, bei dem wir unseren Ansprüchen selbst treu bleiben und das unsere Gäste schätzen.

Weitere Artikel aus der Rubrik Branche Inside

Artikel teilen:
Überzeugt? Dann holen Sie sich das HOGAPAGE Magazin nach Hause!