Die Kunst des Storytellings
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Die Kunst des Storytellings

Kolumne mit Pierre Nierhaus

von Pierre Nierhaus
Donnerstag, 14.11.2024
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Dieser Anteil ist um fast 1 Prozent gefallen. Nicht weil es weniger Veganer oder Vegetarier gibt, sondern wegen der sogenannten Flexitarier unter ihnen.

Authentisches Storytelling

Das Bewusstsein hat sich gewandelt: Die Gäste wollen Produkte, die frisch, natürlich und sexy sind. Sie wollen wissen, was sie essen. Sie wollen keine belehrend langweilige, sondern eine interessante Story mit einem emotionalen Bild. Der Gastronom, Hotelier oder Cate­rer sollte daher wissen, woher seine Produkte kommen, wie sie hergestellt, geerntet, verarbeitet und  zum Restaurant transportiert werden. 

Er sollte wissen, wie es hier wei­tergeht, ob der Koch traditionelle Rezepte mit modernem Touch verwendet und frische Kräuter im Garten erntet. Wie die Wein-, Saft- oder Wasserbegleitung dazu aussieht und wie hier die passende Kombination gefunden wurde. Vielleicht wurde mit den Mitarbeitern, dem Landwirt oder Winzer ein Tasting gemacht? All diese Stationen, die ein Gericht durchläuft, um schließlich dem Gast ein ganz besonderes Genusserlebnis zu bereiten, können erzählt werden: auf Social Media, durch die Mitarbeiter oder auf ku­linarischen Events für den Gast. Dem Einfalls­reichtum sind keine Grenzen gesetzt.

USPs gezielt nutzen

Gäste wollen gesunde, identifizierbare Produkte, die zu ihrer Persön­lich­keit und ihrem individuellen Ernährungs- und Lebensstil passen. Die Versorgung ist zur Frage der Persönlichkeit geworden („Ich bin, was ich esse“) – und zum Erlebnis. Gäste, die heute ausgehen, wollen keine Versorgung, sondern ein Erlebnis. Das betrifft vor allem die Abend- und Vollgastronomie, deren USP, die Atmosphäre, geprägt ist durch Gastfreundschaft, Geselligkeit, aber auch durch Geschichten oder Bildmotive zum Weitererzählen bzw. Teilen. 

Gastronomen, die dies erkannt haben, nutzen die vielen Ansatzpunkte für individuelle Geschichten: Menschen, Architektur, Region, Technologie. Aber vor allem ihre Speisen, mit Liebe, Leidenschaft und Können aus Produkten frisch aus der Region zubereitet.

Die Nachbarn machen’s vor

Wer die Gelegenheit hat, nach Kopenhagen zu reisen, wird dies dort in Vollendung erleben. Die Skandinavier haben sehr früh verstanden, wie gut und wichtig es ist, regional zu kochen. Bei meinem letzten Besuch in Kopenhagen hatte ich das Vergnügen, ein 4-Gang-Überraschungsmenü zu genießen. Ich hatte die vegetarische Variante und habe nichts vermisst: tolle Aromen mit Geschmackswahrnehmung umami, herrliche Farben, die Anrichteweise ein Augenschmaus. Gastronomen, die ihren Gästen solche Geschmackserlebnisse – ob nun mit oder  ohne Fleischbegleitung – bie­ten wollen, müssen klar rechnen und für ihren Aufwand und die Warenkosten einen wirt­­schaftlich sinnvollen Preis nehmen. 

Mehr als der Preis entscheidet letztlich das Angebot, ob die Gäste ins Restaurant kommen. Bei einer Gruppe von Gästen mit unterschiedlichen Ernährungsvorlie­ben sollten möglichst alle die Wahl des Restaurants begrüßen. 

Ist nur ein Vegetarier dabei, der kein passendes Angebot auf der Karte findet, kann er den Ausschlag dafür geben, ob die Gruppe zu Ihnen kommt oder in ein anderes Restaurant geht, in dem sich auch der Vegeta­ri­er gut aufgehoben fühlt. 


Pierre Nierhaus
Foto: privat

Unser Autor

Pierre Nierhaus ist Trend- und Change-Experte für die Hospitality-und Lifestylebranche. Er beobachtet und bereist regelmäßig die 30 inspirierendsten Metropolen weltweit, zu denen er interessierten Unternehmern Trendexpeditionen anbietet und ihren Betrieb als Coach unterstützt. 

www.nierhaus.com

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