Hightech trifft Handwerk: KI in der Küche der Zukunft
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Hightech trifft Handwerk: KI in der Küche der Zukunft

ANTONIEWICZ denkt weiter

von Heiko Antoniewicz
Montag, 14.07.2025
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Verlieren wir unsere Handschrift oder gewinnen wir neue Freihei­ten? Für mich ist klar: Die Digitalisierung ist kein Ersatz für Handwerk, sondern ein Werkzeug für mehr Präzision, Effizienz und Kreativität.

Zwischen Angst und Aufbruch

Vielleicht haben viele Angst davor, ersetzt zu werden, aber künstliche Intelligenz ist kein Feind, sondern ein Verbündeter. Während früher Rezeptideen in Büchern nachgeschlagen wurden, liefern heute KI-Tools in Sekunden dutzende Vorschläge – maßgeschneidert, inspirierend und flexibel. Für mich ist das kein Widerspruch zur klassischen Küche. Technologie kann uns helfen, noch besser zu verstehen, was wir tun – und warum.

Neue Impulse für Kreativität

Menüplanung per KI? Ja , aber mit Verstand. Nur wer clever fragt, bekommt clevere Antworten. KI gibt nur so gute Impulse, wie wir füttern. Das klassische Handwerk bleibt der Maßstab. Es geht nicht um blindes Vertrauen in Algorithmen, sondern um einen klugen Dialog zwischen Mensch und Maschine. Gebe ich z. B. Begriffe wie „Chicorée, Orange, Salbei“ ein, bekomme ich Rezeptvorschläge, die teils verblüffend nah an meinen eigenen Ideen sind. Aber: Die Temperaturen, die Garpunkte – all das muss ich selbst entscheiden und prüfen. KI kann uns heute nur zu etwa 80 Prozent weiterhelfen.

Empathie ist unersetzlich

KI weiß zwar  viel, aber sie kann nicht schmecken. Und sie fühlt auch nicht, ob ein Gericht berührt. Keine KI erkennt, ob ein Gast nervös ist, ob er Rückzug braucht oder Zuspruch. Die feinen Zwischentöne sind der Kern unseres Berufs – das Gespür für Menschen lässt sich nicht simulieren oder gar programmieren. Auch deshalb sehe ich KI als willkommene Ergänzung und nicht als Bedrohung. Technik kann uns bei unserer Arbeit unterstützen, aber niemals ersetzen.

Zukunft mit Substanz

Ob Menüentwicklung, Warenwirtschaft oder Nachhaltigkeit – KI hilft, Prozesse smarter zu gestalten. Aber sie verlangt auch nach Wissen, Präzision und Kontrolle. Ich sehe darin eine Chance: Wir müssen lernen, besser zu kommunizieren – auch mit Maschinen. Wer bereit ist, sich damit zu beschäftigen, wird belohnt.

Und was bringt die Zukunft? In zehn, fünfzehn Jahren werden wir Küchen haben, die ganz anders funktionieren. Vielleicht denken wir in Zubereitungszeiten statt in Garmethoden. Vielleicht spielt das Thema Individualisierung eine noch größere Rolle. Aber so futuristisch es klingt, es geht nie um Maschinen allein. Es geht um unsere Haltung, um die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Eines bleibt sicher: Der Mensch macht den Unterschied.


Heiko Antoniewicz
Foto: privat

Der Autor

Heiko Antoniewicz

Heiko Antoniewicz steht wie kaum ein anderer für kreative Spitzenküche mit Substanz. Der renom­mierte Koch, Autor und Berater inspiriert mit seinem Gespür für Aromen, Technik und Trends. Für HOGAPAGE teilt er sein Wissen – praxisnah, leidenschaftlich und visionär.

www.antoniewicz.org

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