11 Fragen an Christoph Metzelder
Foto: Michael Gueth

11 Fragen an Christoph Metzelder

von Sebastian Bütow
Sonntag, 04.03.2018
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Sie haben bereits vor zwölf Jahren – also auf dem Zenit Ihrer aktiven Profilaufbahn – die »Christoph Metzelder Stiftung« gegründet. Was waren Ihre Beweggründe?
Nach der WM im eigenen Land hatte ich das Gefühl, dass ich mich noch mehr engagieren kann – und gründete die Stiftung.

Sie unterstützen damit unter anderem den Verein »Brotzeit«, den Uschi Glas ins Leben gerufen hat.
»Brotzeit« versorgt deutschlandweit Kinder aus prekären Stadtteilen, die aus unterschiedlichsten Gründen morgens ohne Frühstück in den Unterricht müssen. Es geht dabei aber nicht nur darum, einen akuten Mangel zu beheben, sondern das ist auch ein Bildungsauftrag: Was bedeutet es, gemeinsam zu frühstücken? Warum ist frisch zubereitetes Essen gesünder? Das ist ein ganz tolles Projekt, das mittlerweile an 200 Grundschulen deutschlandweit angeboten wird.

Außerdem setzen Sie sich auch für ein Projekt ein, das jungen Flüchtlingen Praktikumsstellen in der Gastronomie vermittelt. Warum sind Sie so vielschichtig sozial engagiert, was treibt Sie an?
Das hat etwas mit Werten zu tun. Ich engagiere mich für junge Menschen, die Hilfe auf ihrem Lebensweg benötigen, weil meine Eltern mir und meinen Brüdern immer vorgelebt haben, dass ein Leben in Gemeinschaft nur dann funktioniert, wenn wir an die Schwächsten der Gesellschaft denken.

Bei Sky bilden Sie ein Expertentrio mit dem Rekordnationalspieler Lothar Matthäus und der Managerlegende Reiner Calmund. Wie nehmen Sie die beiden wahr, wenn die Kameras aus sind?
Calli ist einer der sympathischsten Menschen, die ich kenne, ein super Teamplayer und darüber hinaus hervorragend vernetzt. Ich bin ganz froh, dass ich nicht direkt neben ihm sitze, weil er manchmal seine Wortbeiträge sehr ausladend mit Gesten untermalt; zwischendurch landet mal ein kleiner Wischer an der Schulter seines Nachbarn (lacht.) Lothar ist ein herausragender Fachmann, eine große Persönlichkeit und extrem meinungsstark. Außerdem ist er frei von Allüren. Als wir bei einem Golfturnier einmal in größerer Runde zusammensaßen, hat er – der Weltfußballer – für alle Getränke geholt!

Als Vielreisender kennen Sie etliche Tophotels. Welches hat es Ihnen ­besonders angetan?
Das Hotel de Rome in Berlin mag ich zum Beispiel sehr gerne, ich bin ein Freund solcher Design­hotels. Ich mag diese Ästhetik – und dass nichts dem Zufall überlassen wurde.

Auf welchen Service wollen Sie im Hotel nie verzichten?
Meine Hotelaufenthalte sind meist sehr kurz, oft nur eine Nacht! Ein frisch bezogenes Bett mit vielen Kissen ist dann ein wahrer Luxus.

Welches ist Ihr Lieblingsrestaurant?
Der Goldene Anker in Dorsten. Sternekoch Björn Freitag hat während meiner Schalker Zeit für uns gekocht und hat uns auch zu den Europapokalspielen begleitet. Er beherrscht die komplette Bandbreite an Geschmäckern und Konsistenzen. Fantastisch, wie er diese dann miteinander kombiniert – Dinge, die auf den ersten Blick eher ungewöhnlich sind. Dazu ist er ein Kind des Ruhrgebiets und mir deswegen – wie auch Frank Rosin, Nelson Müller oder Holger Stromberg – per se sympathisch!

Welches Projekt haben Sie 2018 in der Pipeline?
In Haltern, meiner Heimat, haben wir den ambitionierten Plan, ein Amateurstadion mit einem multifunktionalen Ansatz zu bauen. Darin sollen ein Kindergarten, eine große Gastronomie sowie ein Gesundheitszentrum Platz finden. Normalerweise werden Tribünen alle 14 Tage zu Heimspielen genutzt – wir wollen sie jeden Tag beleben! Es soll eine integrierte Bewegungs-, Begegnungs- und Sportstätte werden.

Mit welcher Persönlichkeit – tot oder lebendig – würden Sie gerne einmal einen Drink an der Hotelbar nehmen?
Wenn das ginge, dann auf einen Moscow Mule mit Steve Jobs! Er hat wie kaum jemand anderes Design und Funktionalität miteinander verbunden und war dabei immer revolutionär und innovativ. Und er hat an diese Ideen geglaubt und sie gegen Widerstände und Rückschläge am Ende durchgesetzt.

Je weiter die deutsche Nationalmannschaft bei der WM kommt, desto besser läuft das Geschäft in der Gastro. Wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten bei dieser WM ein?
Ich gehe davon aus, dass wir mindestens das Halb­finale erreichen. Wir haben ein Gesamtpaket aus hochtalentierten Spielern und einer Top-Organisa­tion, sodass die Mannschaft es in Turnieren eigentlich immer schafft, ihre bestmögliche Leistung abzurufen. Spätestens ab dem Achtelfinale kommen dann aber Faktoren ins Spiel, die nicht mehr zu 100 Prozent zu prognostizieren sind.

Welche sind das?
Stichwort Spielglück. In einem K.o.-Spiel können ein Platzverweis oder ein Elfmeter spielentscheidend sein. Diese Faktoren haben nichts mit der Qualität der Mannschaft oder der Vorbereitung zu tun. Das ist die Anarchie dieses Spiels, die ja auch faszinierend ist. Es kommt auf die Tagesform an und wie sich ein K.o.-Spiel entwickelt. Am Ende geht es immer auch um ein Momentum – das hat man bei der WM 2014 gespürt. Bei der EM 2016 waren wir aus meiner Sicht die beste Mannschaft, hatten dann aber im Halbfinale gegen die Franzosen eben jenes Spielglück nicht.
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.
Fotos: iStockphoto; Michael Gueth; privat

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