Der höchstgelegene Luxus Europas
Foto: Riffelalp Resort

Der höchstgelegene Luxus Europas

Entschleunigung ist hier inklusive!

von Karoline Giokas
Samstag, 10.09.2022
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Schon die Anreise zum höchstgelegenen Fünfsternehotel der Schweiz, dem Riffelalp Resort, ist ein echtes Abenteuer, denn es ist eines der wenigen weltweit, die nicht mit dem Auto erreicht werden können: Wer mag, reist per Schiff, Heli oder mit dem Zug an, steigt im autofreien Zermatt direkt in die Gornergrat Zahnradbahn und lässt sich von dieser, klick-klack, klick-klack, bis zur Riffelalp chauffieren. Kraftvoll, aber fast lautlos schiebt sie sich den Berg hinauf, vorbei an zerklüfteten Felsen, knorrigen Kiefern und kleinen Wasserfällen. Einfach zurücklehnen, das Getümmel des Dorfes hinter sich lassen, schon beginnt die ersehnte Entschleunigung, während sich das majestätische Matterhorn durch das Panoramafenster präsentiert. „Je mehr Höhenmeter man bewältigt, desto entspannter werden die Gäste“, verrät Hans-Jörg Walther, der General Manager des Hotels.

Eingedecktes Restaurant im Riffelalp Resort
Die zwei Restaurants im Sommer und drei im Winter lassen keine kulinarischen Wünsche offen; ob italienisch im Al Bosco oder Gourmetküche im Restaurant Alexandre – unvergessliche, genussvolle Momente sind garantiert. An der Bar kann man den Abend dann gemütlich ausklingen lassen. Foto: Riffelalp Resort

Im Sommer wartet dann an der Station Riffelalp die höchstgelegene und kürzeste Tram Europas, um die Gäste innerhalb von nur fünf Minuten das letzte Stück bis zum Hotel zu bringen – des Gepäcks nimmt sich indes der Portier des Resorts an. Wer Bewegung sucht, kann alternativ auch einen kurzen Spaziergang unternehmen und dabei schon einmal die ersten luftigen Höhenmeter visuell aufsaugen. Eine coole Spritztour im Winter: Der Portier fährt die Besucher gerne auf dem Skidoo direkt bis zum Hoteleingang.

Kaum vorstellbar, wie wenig komfortabel diese Reise noch im 19. Jahrhundert gewesen sein muss. Bis die Gornergrat Bahn nämlich am 20. August 1898 das erste Mal halt auf 2.211 Metern über dem Meer an der Station Riffelalp machte, dienten Maultiere für Mensch und Gepäck als Transportmittel zur knapp sechs Kilometer entfernten Herberge. „Die Anreise nahm damals einen ganzen Tag in Anspruch, heute bringt man die Strecke mit der Zahnradbahn und unserer elektrobedienten Schokoladentram, die heute ein echtes Wahrzeichen ist, in rund 25 Minuten hinter sich“, erklärt Walther.

Skihütte
Das Ristorante Al Bosco ist ganz im Sinne der Berge zwanglos mit dem gewissen alpinen Chic. Foto: Riffelalp Resort

Im Einklang mit Natur und Tradition

Seit seiner Entstehung ist das Riffelalp Resort auf 2.222 Metern ein internationaler Anlaufpunkt, der Gäste aus Europa sowie Übersee lockt – schon mit der ersten Eröffnung im Jahr 1884 avancierte das damalige Grand Hotel mit 150 Betten schnell zum Playground der europäischen High Society und zählte jahrzehntelang Industrielle, Intellektuelle und Politiker zu den Besuchern. „Ein Tag in den Alpen ist wie eine großartige Symphonie“, schwärmte bereits der Mount- Everest-Pionier George Mallory über die Umgebung mit dem weltberühmten Wahrzeichen, dem Matterhorn. Der britische Bergsteiger war nicht nur Fünfstern-Gast auf der Riffelalp, sondern wusste auch um die Vorzüge hochalpiner Sommerfrische hoch über Zermatt. 38 Viertausender prägen das alpine Bergpanorama, mit 300 Sonnentagen ist schönes Wetter schon fast garantiert und mit 18 Restaurants die wohl höchste Dichte an haubenausgezeichneten Restaurants in den Alpen gegeben – überall bekommt man hier Superlative zu spüren. 

Urige Hütte mit Ofen in der Mitte
Foto: Riffelalp Resort

Kein Wunder, dass auch beim Mitglied der Leading Hotels of the World kaum etwas der Norm entspricht: Während sich das mehrschichtige Holzchalet Riffelalp Resort geschmackvoll in den alpinen Background fügt, wird das äußere Erscheinungsbild des Hotels durch einen hoch aufragenden Steinbau im Stil des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts sowie die im Walliser Chalet-Stil gebaute Fassade geprägt. Im Innern strahlen vom Foyer bis in die 65 Zimmer, fünf Suiten und zwei Appartements Mansarden aus Lärchenholz und die goldene Holztäfelung wohlige Wärme aus, verleihen leinenverkleidete Wände der Atmosphäre der geräumigen und hellen Räume einen besonderen Komfort.

„Von 2016 bis 2017 wurde das Hotel für rund 18 Millionen Schweizer Franken komplett renoviert. Der Genfer Designer Hervé Javet realisierte dabei die Idee, die Natur nach innen zu holen. Gemeinsam mit dem Bergpanorama bildet sie seither zentrales Element der Inneneinrichtung und sie ergeben damit drinnen wie draußen eine Einheit“, beschreibt Gastgeber Walther das neue Gestaltungskonzept.

Frau sitzt im Thermalbad
Entspannung pur bietet im höchstgelegenen Spa Europas der beheizte Außenpool mit direktem Blick auf das Matterhorn. Im Innenbereich warten Whirlpool, Sprudelbad und Sauna auf den Gast. Foto: Riffelalp Resort

Alpin mit Chic

Schon in der Eingangshalle tummeln sich Dutzende flauschige Schafe mit schwarzen Gesichtern, drücken sich auch in den Fluren und Nischen zusammen. Ja, Schafe! Keine echten natürlich, sondern getreue Abbilder ihrer natürlichen Artgenossen, kleine Kunstwerke aus Fell, Holz oder Metall, die den Gästen ein Schmunzeln und Augenzwinkern entlocken. Das Muster der flauschigen Teppiche in den Gängen ist den Schieferdächern im Wallis nachempfunden. In einer Leseecke halten holzgeschnitzte Bären einen gläsernen Tisch, in der anderen blicken putzige Vögelchen von rustikalen Balken auf die Gäste herab, fast, als würde man bei einem Spaziergang durch die Natur flanieren. 

Frau geht in den Whirlpool
Foto: Riffelalp Resort

„Der Innenarchitekt schafft es mit spielerischer Eleganz, moderne Stilelemente geschmackvoll in den alpinen Background zu integrieren“, so Walther. Auch in den Bädern treffen so beispielsweise Natursteinwände auf silberfarbene Armaturen sowie Holzaccessoires in minimalistischem Design und erzeugen damit eine zu Neudeutsch „cozy“, aber großzügige Raumatmosphäre. Manche der komfortablen Unterkünfte verfügen neben den Standards zudem über so manche Annehmlichkeit wie eine Jacuzzi-Badewanne – die freie Sicht auf die umliegende Bergwelt und das Matterhorn ist in fast allen Räumlichkeiten inklusive und verschlägt so manchem Gast schon beim Betreten seiner Unterkunft den Atem.

Drei Gastronomien, drei Stile

Kulinarisch offeriert das Riffelalp Resort gleich drei verschiedene Gastronomien mit jeweils ganz eigener Ausrichtung: Im Restaurant Alexandre, dem Dreh- und Angelpunkt der Gas­tronomie für Hausgäste, vereinen sich sowohl in der Winter- als auch in der Sommersaison gemütlich-romantisches Ambiente und ein spektakulärer Matterhornblick mit regionalen und mediterranen Spezialitäten zu einem kulinarischen Genuss auf Gourmetniveau. Während morgens ein reichhaltiges Frühstück Frühaufsteher wie Langschläfer mit einer großen Auswahl an frischen Säften, frischen Broten und Brötchen vom lokalen Bäcker und herzhaften Eierspeisen verwöhnt, schweift Küchenchef Luigi Lafranco abends beim Fine Dining von den Bergen bis in den Mittelmeerraum und bringt Frisches aus Salzwasser, den Seen und den fließenden Gewässern, aber auch die Riffelalp-Kuh auf die Teller. In den Wintermonaten zeigt der gebürtige Schweizer mit piemontesischen Wurzeln den Gästen sein handwerkliches Können sogar täglich beim Live-Cooking. „Unseren Gästen gefällt es, dass ich unsere lokalen Produkte in die Menüs oder auch in die À-la- Carte-Gerichte einarbeite. Zum Beispiel unser eigens hergestelltes Trockenfleisch. Das zeigt, wie viel Wert wir auf qualitativ hochwertige, aber authentische Küche legen.“

Ergänzend zum Alexandre liegt die Bar 2’222m im Herzen des Resorts und ist zu jeder Tageszeit bis in die frühen Morgenstunden der ideale Treffpunkt für eine gepflegte Unterhaltung. Natürlich gewähren auch hier riesige bodentiefe Fenster einen atemberaubenden Blick auf das Matterhorn und die umliegende Natur. Im Sommer fühlt man sich auf der großen Sonnenterrasse sitzend dem Matterhorn sowie der Fauna und Flora noch näher, wenn die Kuhglocken aus nicht allzu weiter Ferne erklingen und Alpenblumen die umliegenden Wiesen schmücken. Sobald der Tag ausklingt und die Nacht anfängt, bieten die bequemen Sessel, die großen Ledersofas und der knisternde Kamin den perfekten Ort, um den Tag mit Cocktailkreationen oder einem Glas Whiskey ausklingen zu lassen. Begleitet werden der Apéro und das Dolce far niente in den frühen Abendstunden bis ca. 23.00 Uhr von chilliger Live-Pianomusik.

Eine Pizza in Herzform
Foto: Riffelalp Resort

Schlemmen am Pistenrand

Nur im Winter geöffnet, verwöhnt der Walliserkeller seine Gäste optisch mit urig-gemütlicher Chalet- und Berghütten-Atmosphäre, der Gaumen genießt deftige Schweizer Spezialitäten vom offenen Feuer, wie Käsefondue, Raclette und Grilladen „à la minute“. Ein echtes Spektakel: Jeden Winter lockt der Geruch von heiß köchelndem Käse Käseliebhaber der ganz besonderen Art zu einem Raclette-Contest an. Wer die meisten Raclette-Portionen verspeist, darf den Titel „Raclette Champion“ in Ehren tragen. „Der Rekord lag zuletzt bei insgesamt 23 verspeisten Schälchen“, berichtet Gastgeber Walther. 

Yannv Dupertuis
Auf sicheren Fährten: Im Zimmerpreis
enthalten ist Bergführer Yann Dupertuis.
Im Winter steht der stv. Rettungschef der
Zermatter Bergwacht für Skitouren parat,
im Sommer führt er auf Wanderwege, die
nur Insider kennen und nicht ausgeschrieben
sind. Einfach am Vorabend anmelden.
Foto: Riffelalp Resort

Mit seiner ausgeprägten „Italianità unter dem Matterhorn“ widmet sich das Ristorante Al Bosco in der Wintersaison der Küche des italienischen und Schweizer Alpenraums. Im Winter Ski-in und Ski-out, im Sommer mitten im Wandergebiet, zieht die Terrasse Sonnenanbeter und Matterhornliebhaber an. Hier zaubern Lafranco und sein Team südliche Klassiker wie Pasta und Risotto, Tageshauptgänge und diverse À-la-carte-Gerichte „dans la cocotte“. Legendär sind die Highlights wie eine eigens fürs Hotel kreierte Pizza, die in Matterhorn-Form auf einer Holzplatte serviert wird, und die Riffelalp-„Gamelle“, eine herzhafte Suppe mit Spinat, Kartoffeln, Lauch, Pasta und Käse mit langer Schweizer Tradition. Die Zutaten stammen möglichst aus der Region oder von Produzenten aus der Schweiz und Italien. 

Während der Sommermonate ziehen zudem die Fondue- und Raclette-Variationen des Walliserkellers ins Ristorante Al Bosco. Der Service ist stets sehr persönlich, man fühlt sich geborgen, als wäre man unter Freunden.

Planung ist alles

Und wie funktioniert das auf 2.222 Höhen-Metern mit der Logistik? „Vom Ausstattungsequipment über Lebensmittel bis hin zur Technik – was angeliefert und abtransportiert werden muss, kommt und geht über Schiene, Raupenfahrzeug und im Sommer mit der Tram“, erklärt Walther und ergänzt:  „Von alldem bekommt der Gast aber so gut wie nichts mit.“ Im Gegenteil: Das Hotel gilt als ein Ort der Ruhe. Um das zu gewährleisten, müssen die Vorräte intelligent geplant werden, bisweilen auch nach Wetterbericht, wenn Bahnstrecken und Zufahrtswege nach Zermatt oder auf den Gornergrat durch Schneefall beeinträchtigt sind. „Je nach Wetter und Lawinengefahr ist es auf der Riffelalp schon zur kompletten Isolation gekommen. Für diese Situation ist die perfekte Planung eines Küchenchefs gefragt, der für solche Fälle ausreichend Vorrat hat und natürlich auch das Verständnis der Gäste“, so Walther.  „Vor drei Jahren war ganz Zermatt aufgrund einer Lawine komplett abgeschottet und auch die Zufahrt zum Dorf war blockiert. Unser Technikchef ist dann mit dem Skidoo in den Ort gefahren, um Lebensmittel wie frisches Brot einzukaufen.“

Luigi Lafranco, Küchenchef
Foto: Riffelalp Resort

Küchenchef Luigi Lafranco hat sich im Laufe der Jahre – das erste Mal richtig sesshaft wurde Lafranco von 2000 bis 2006 als Souschef im Riffelalp Resort 2.222m – an die ungewöhnlichen Abläufe im Luxusresort gewöhnt. Er profitierte sogar davon, als er bei seinen kulinarischen Ausflügen die Küche eines Luxusresorts auf den Malediven aufbaute. „Dort kamen die Waren mit dem Boot, zwölf Stunden über Nacht. Die Erfahrungen, die ich in Zermatt mit den besonderen Bedingungen in der Warenlogistik gemacht habe, waren also echt Gold wert“, betont der 1975 in Biella/Piemont (IT) geborene Lafranco. So leicht bringt den Schweizer also nichts aus der Ruhe. 

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