Ausbildung im Aufwind: Jugendliche überzeugt, Unternehmen mit Chancen
Die duale Ausbildung genießt bei Jugendlichen in Deutschland hohes Ansehen: 86 % sehen sie als solide Basis für die berufliche Karriere. Besonders bei jungen Menschen mit mittlerer oder niedriger Schulbildung ist sie die beliebteste Bildungsoption.
Dennoch: Viele wollen lieber direkt arbeiten – und Unternehmen haben große Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Im Jahr 2024/25 konnten nur 53 % aller Betriebe alle angebotenen Ausbildungsplätze füllen.
Informationsdefizite: Jugendliche wollen mehr wissen
Jugendliche wollen vor allem klare Fakten:
- 95 % wünschen sich Angaben zur Ausbildungsvergütung, aber vier von zehn Unternehmen nennen sie nicht im Vorfeld.
- Über 90 % möchten den Ablauf des Bewerbungsverfahrens kennen – doch nur knapp die Hälfte der Betriebe informiert dazu.
- Auch Arbeitszeiten, Karrierechancen und das Betriebsklima sind zentrale Entscheidungskriterien.
Informationen zu Ausbildungsstellen: Bedarf und Angebot
An junge Menschen stellte die Studie folgende Frage: „Unternehmen möchten Ausbildungsinteressierte ja über die von ihnen angebotene Ausbildung informieren. Welche Informationen sind oder waren bzw. wären dir wichtig?“. Die nachfolgende Abbildung zeigt Angaben für „sehr wichtig“ und „eher wichtig“, 1.755 14- bis 25-Jährige haben geantwortet.
An Unternehmen wurde gleichzeitig diese Frage gestellt: „Welche Informationen über die Ausbildung in Ihrem Unternehmen stellen Sie vor einem potenziellen Bewerbungsgespräch bereit?“. Geantwortet haben 665 bis 668 Unternehmen, die im vergangenen Jahr Ausbildungsplätze angeboten haben.
Vielfalt der Bewerber: Chance und Aufgabe zugleich
Die Studie zeigt, dass Unternehmen zunehmend offener gegenüber heterogenen Zielgruppen sind. 81 % der Betriebe betonen, dass persönliche Eignung wichtiger sei als der formale Abschluss. Zwei Drittel machen Kompromisse bei der Vorbildung, und mehr als ein Drittel stellt auch Jugendliche mit Unterstützungsbedarf ein.
Besonders Potenzial bergen Hauptschüler, die häufig eine Ausbildung machen wollen, ihre Chancen aber gering einschätzen. Auch Jugendliche ohne Abschluss oder mit Migrationshintergrund werden von vielen Betrieben angesprochen – wenn auch noch nicht in ausreichendem Maße.
Handlungsempfehlungen: Mehr Mut, mehr Marketing
Die Studie gibt klare Empfehlungen:
- Unternehmen sollten ihr Ausbildungsmarketing zielgruppengerecht ausbauen und Informationsdefizite schließen.
- Schulen und Berufsorientierung sollen Jugendliche stärker motivieren, sich zu bewerben – gerade jene mit niedrigerem Abschluss.
- Bildungspolitik sollte Unterstützungsangebote für leistungsschwächere Auszubildende stärker bekannt machen.
Bedeutung für Gastronomie und Hotellerie
Gerade in Gastronomie und Hotellerie ist der Fachkräftemangel besonders spürbar. Viele Stellen bleiben unbesetzt, während die Branche gleichzeitig traditionell stark von Bewerbern mit Haupt- oder Realschulabschluss lebt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen:
- Betriebe sollten transparenter kommunizieren, vor allem zu Vergütung und Arbeitszeiten.
- Ein einfaches Bewerbungsverfahren ist für viele Jugendliche entscheidend – ein Ansatzpunkt für die oft stark ausgelasteten Gastro-Betriebe.
- Offenheit gegenüber Bewerbern mit Unterstützungsbedarf kann helfen, zusätzliche Potenziale zu erschließen.
Damit wird deutlich: Wer als Gastronomie- oder Hotelleriebetrieb gezielt auf die Informationswünsche der Jugendlichen eingeht und Vielfalt als Stärke versteht, hat bessere Chancen, motivierte Nachwuchskräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.
(Bertelsmann Stiftung/SAHO)