Interview

„Wir erzeugen ein Betriebsklima, das von Nachhaltigkeit geprägt ist“

Auszeichnung der Seetelhotels Usedom zum „Top-Ausbildungsbetrieb 2020“
Yvonne Dürhagen-Pirwitz, Personalverantwortliche der Seetelhotels Usedom, zusammen mit Tobias Feldmann, Ausbildungsberater der IHK Neubrandenburg, bei der offiziellen Auszeichnung der Seetelhotels Usedom zum „Top-Ausbildungsbetrieb 2020“. (Foto: ©Seetelhotels Usedom)
Zum dritten Mal wurden die Seetelhotels Usedom jüngst als „Top Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichnet. Wir haben bei der Personalverantwortlichen nach dem Erfolgsrezept gefragt.
Freitag, 19.06.2020, 11:24 Uhr, Autor: Kristina Presser

Anfang Juni 2020 wurden die Seetelhotels Usedom von der IHK Neubrandenburg zum „Top Ausbildungsbetrieb 2020“ ernannt – und das bereits das dritte Jahr in Folge. Eine Bestätigung für exzellente Ausbildungsleistungen, auch für die insgesamt 18 Azubis in sechs Ausbildungsberufen, die die 16 Hotels derzeit beschäftigen. Wir haben die Personalverantwortliche und Koordinatorin für Erstausbildung, Yvonne Dürhagen-Pirwitz, gefragt, wie sie junge Menschen für eine Ausbildung in der Gastronomie und Hotellerie begeistern, was ein moderner Ausbildungsbetrieb leisten muss und welche Maßnahmen die Seetelhotels für ihre Azubis während der Corona-Krise getroffen haben.

Frau Dürhagen-Pirwitz, kürzlich wurden die Seetelhotels Usedom von der IHK Neubrandenburg als „Top Ausbildungsbetrieb 2020“ ausgezeichnet. Welchen Stellenwert hat die Ausbildungsförderung bei Ihnen bzw. worauf legen Sie als Ausbildungsbetrieb Wert?
Herrn Rolf Seelige Steinhoff (Anm. d. Red.: Geschäftsführer der Seetelhotels)  ist Nachhaltigkeit im Unternehmen wichtige Prämisse und Handlungsansatz zugleich. Nach Analyse der unterschiedlichen Bedürfnisse in den einzelnen Hotel Clustern innerhalb der Seetelhotels Usedom und Neubewertung unserer Ressourcen tragen wir aktuellen Entwicklungen in Gastronomie und Systemgastronomie Rechnung. Die Ausbildung den Bedürfnissen 2020 anzupassen und unser klar definiertes Ziel „Leuchtturmprojekt für Erstausbildung in Mecklenburg-Vorpommern“ zu werden haben unser Team beflügelt.

Wie begeistern Sie junge Menschen für die Berufe in der Hotellerie und wie fördern Sie sie?
Unser strategischer Ansatz beruht auf viel praktischer Erfahrung im Bereich Pädagogik und gelebtem Motivationstraining. Des Weiteren nutzen wir aufgrund vorhandener Fachkompetenz die Möglichkeit sozialpädagogisch mit unseren Auszubildenden zu arbeiten, was uns den Bereich der Helferberufe (Fachkraft im Gastgewerbe und Fachpraktiker Küche) in betrieblicher Ausbildung erschließt. Mit pädagogischer Konsequenz, Erziehungsarbeit und Förderung der Sozialkompetenz erzeugen wir ein Betriebsklima, das von Nachhaltigkeit geprägt ist. Unsere enge Zusammenarbeit mit Multiplikatoren an Schulen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen ergänzt diesen Ansatz. Vor Ort begleiten wir aktiv die Entscheidungsprozesse bei Berufswahl und Berufsorientierung in Schulen. Wir unterstützen Projektarbeiten, die gastronomisch geprägt sind, und werben damit aktiv für unsere Branche. Ergänzt wird dieser Ansatz durch das Praktikumsangebot ab der 8. Klasse in den Seetelhotels Usedom mit dem Ziel einer Erprobung in der Gastronomie und unseren anderen Ausbildungsberufen und dem Kennenlernen der Unternehmenswerte Liebe, Respekt und Sinn.

Ein wichtiges Instrument der Rekrutierung von Auszubildenden ist unser Format Azubi Casting. Wir laden hier gezielt Schüler zum Casting ein, die ein aktives Interesse für unsere Ausbildungsberufe haben, eine Vorauswahl erfolgt an den Schulen gemeinsam mit mir. Das Casting ist für uns ein weiterführendes Instrument der Fachkräftegewinnung. Das nächste Azubi Casting findet im Spätsommer 2020 statt.

Ab 1. August 2020 bieten Sie, zusätzlich zu den bisherigen, neue Ausbildungsberufe an. Was hat Sie dazu bewogen, das Spektrum Ihrer Ausbildungsberufe in den Seetelhotels zu erweitern?
Wir erweitern unser Spektrum auf nun insgesamt 12 Ausbildungsberufe, um interessanter und attraktiver für junge Leute zu werden. Ab August 2020 kann man bei uns also eine Ausbildung als Koch/Köchin, Restaurantfachmann/-frau, Hotelfachmann/-frau, Brauer/Mälzer, Fachkraft im Gastgewerbe, Fachpraktiker Küche, Mediengestalter Digital und Print, Fachinformatiker Systemintegration, Kaufmann/-frau für Büromanagement, Hotelkaufmann/-frau, Veranstaltungskaufmann/-frau und Fachkraft für Systemgastronomie machen. Die Rekrutierung unserer Auszubildenden ist übrigens noch nicht abgeschlossen. Junge Menschen können sich gerne noch für das aktuelle Ausbildungsjahr 2020 vorstellen.

Nach absolvierter Ausbildung kann es in unserem Förderkreis weitergehen. Wir nutzen dieses Instrument um unseren Managementnachwuchs aus den eigenen Reihen nachzuziehen. Mitarbeiter können so an Ihren Aufgaben wachsen und wir bauen hier auf unsere Unternehmenswerte Liebe, Respekt und Sinn, um gute loyale Mitarbeiter längerfristig an unser Unternehmen zu binden.

Wodurch zeichnet sich, Ihrer Meinung nach, ein moderner Ausbildungsbetrieb aus?
Fachkompetenz inklusive der Weiterbildung von Ausbildern gemäß AEVO, Umsetzung moderner pädagogischer Ansätze, teamorientierte Netzwerkarbeit, Entfaltungsmöglichkeiten für Auszubildende, wie in unserem Förderkreis, und der Umgang mit sozialen Medien.
Unsere Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern, wie zum Beispiel der GEDU International (Hospitality), unterstützt uns Sprachbarrieren zu überwinden und durch gemeinsame Projekte stetig am Markt zu wachsen. Zusammen mit unserem Marketing haben wir ein Konzept für die Auszubildenden-Rekrutierung erarbeitet. Das beinhalten auch einen neuen Instagram Account für unsere Auszubildenden, der einen Blick hinter die Kulissen gibt. Fotos und Videoclips zeigen immer wieder Einblicke in den Arbeitsalltag von Azubis. Unsere Netzwerkarbeit schließt außerdem die Ansprechpartner der Berufsberatung der Arbeitsagentur und Reha-Beratung der Arbeitsagentur ein. Wir haben uns mit unserem Azubi-Workshop 4.0 für die Berufsberatung der Agentur für Arbeit im Januar 2020 zu dem Ansprechpartner und Schnittstelle für Berufsfrühorientierung qualifiziert.

Die vergangenen Wochen waren durch den Corona-Lockdown und damit der Schließung der Hotels für private Urlauber geprägt. Eine Herausforderung, besonders auch für Auszubildende und Ausbilder. Wie sind Sie in den Seetelhotels dabei vorgegangen – waren Ihre Azubis weiterhin in den Hotels beschäftig und konnten ihre Ausbildung fortsetzen?
Mit Beginn der Krise haben wir umgehend angefangen, mit unseren Kooperationspartnern der IHK Neubrandenburg, der Berufsschule Wolgast, der Berufsschule Waren, der Berufsschule Greifswald und der Geschäftsleitung der Seetelhotels Usedom einen praktikablen Lösungsansatz zu erarbeiten, der mit allen Beteiligten abgestimmt wurde. Wir haben dann folgendes Modell umgesetzt: 3 Tage Beschäftigung in Theorie und Praxis und zwei Tage Urlaub pro Woche, die vorzugsweise zusammenhängend an ein Wochenende genommen werden. Eine Herausforderung hierbei war die Erarbeitung von fachtheoretischen Aufgabenstellungen für insgesamt 18 Auszubildende in 7 Ausbildungsberufen. Die Einhaltung der Ausbildungsrahmenpläne und die routinemäßige Kontrolle der Ausbildungsnachweishefte waren unser Leitfaden. Bei den Seetelhotels Usedom wurde während des Corona-Lockdowns kein Auszubildender entlassen und es musste auch kein Auszubildender auf seine Ausbildungsvergütung verzichten.

Wir danken für das Gespräch.

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