Ausbildung am Herd

Worauf es beim Kochberuf ankommt

Küchenchef erklärt Personal etwas
Koch zu werden kann oft genug stressig sein, ist in der Regel aber ein kreativer, ausfüllender Beruf mit beinahe unbegrenzten Jobchancen. (© fotolia.com/Phovoir)
Viele Köche verderben den Brei, heißt es sprichwörtlich. Aber ohne Teamplay läuft es in der Küche nicht rund. Im oft stressigen Job-Alltag sind außerdem starke Nerven und körperliche Fitness gefragt.
Donnerstag, 03.10.2019, 09:23 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Bisschen schnippeln, bisschen rühren und mit viel Butter schmeckt sowieso alles: Kochen kann doch eigentlich jeder, oder? Zu einer professionellen Ausbildung als Koch gehört jedoch weit mehr als das. „Als Koch kann man unheimlich kreativ mit unzähligen Lebensmitteln, Techniken und Texturen arbeiten“, sagt Thomas Wolffgang, selbst Koch und Landesverbandsvorsitzender Mitteldeutschland beim Verband der Köche (VKD). „Das kann durchaus ein kleiner künstlerischer Beruf sein.“

Wie sich der Arbeitsalltag für angehende Köche gestaltet, unterscheidet sich, je nachdem, wo Auszubildende ihre Lehre machen. „Es gibt sehr, sehr unterschiedliche gastronomische Betriebe“, erklärt Sandra Warden, Geschäftsführerin im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). „Die Bandbreite reicht vom klassischen Landgasthof, ein bisschen wie in Omas Küche, über radikal regionale Restaurants, vegetarische und vegane Lokale bis hin zum Sternebetrieb, wo mit Pinzette und Pipette gekocht wird.“ Und natürlich werden auch in der Gemeinschaftsverpflegung Köche gebraucht, also in Kantinen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen.

Ausbildungsplatz ist Typfrage

Wer nicht weiß, wo er sich bewerben möchte, sollte sich mit Freunden und Eltern zusammensetzen. „Dann muss man erstmal überlegen: Was bin ich für ein Typ?“, empfiehlt Wolffgang, Autor des Ausbildungsratgebers „Der junge Koch“. Wer eher introvertiert, schüchtern oder noch sehr jung ist, für den eigne sich ein Familienbetrieb besser als eine Großküche. „Da können dann auch mal am Frühstückstisch in vertrauter Atmosphäre gemeinsam Probleme beraten werden.“ In kurzen Praktika in verschiedenen Küchen bekommen Schüler einen guten Einblick, was ihnen am ehesten liegt.

Insgesamt dauert die Ausbildung zum Koch drei Jahre. Am Anfang bekommen die Lehrlinge viele Basics vermittelt: Wie schneidet man richtig? Wie filetiert man einen Fisch? Auch Gartechniken wie Braten, Schmoren oder Backen sind wichtig. Die Azubis lernen, welche Nahrungsmittel es gibt, welche Inhaltsstoffe sie enthalten und mit welchen Verfahren sie diese am besten erhalten.

„Auch Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung sind Themen, sowohl in der Schule als auch im Betrieb“, so Wolffgang. Daneben sollen Auszubildende Respekt vor Lebensmitteln, vor Tieren und eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen lernen. „Das ist ganz wichtig, dass nichts verschwendet wird und nichts sinnlos in den Mülleimer wandert.“

Ein Koch mit zwei linken Händen tut sich schwer

Köche kümmern sich darum, dass zwischen Töpfen und Tellern alles rundläuft. In der Ausbildung spielt daher Arbeitsplanung eine wichtige Rolle. „Da geht es etwa um die Frage, wie im À-la-carte-Restaurant alle Personen an einem Tisch gleichzeitig ihr Essen serviert bekommen“, erklärt Warden. Zur hohen Schule gehöre dann die Kreation von Menüfolgen für Veranstaltungen. Nicht zuletzt spielen betriebswirtschaftliche Inhalte eine Rolle. „Kalkulation kommt im Verlauf der Ausbildung ganz viel“, sagt Wolffgang.

Während der Schulabschluss für einen Ausbildungsplatz nicht entscheidend ist, sollten Interessierte handwerkliches Geschick mitbringen. „Motorik ist ganz wichtig.“ Auszubildende müssen etwa in der Lage sein, filigrane Dekorationen zu schaffen oder mit dem Schneebesen zu arbeiten – da braucht es ein bewegliches Handgelenk. Und: Die Arbeit in der Küche ist Teamplay. „Die Maschinerie Küche muss zusammen funktionieren, auch mit dem Service“, sagt Warden.

Körperliche Fitness von Vorteil

Kochen ist ein körperlich anstrengender Beruf. „Und der Stresspegel kann sehr hoch sein“, so die Dehoga-Expertin. Von Vorteil ist, wenn Azubis eine gewisse Fitness mitbringen. Über die Arbeitszeiten sollten sich angehende Köche schon vor der Ausbildung im Klaren sein: Sie arbeiten dann, wenn andere essen möchten. „Die Stoßzeiten sind da natürlich am Abend und am Wochenende.“ In der Gemeinschaftsverpflegung kann das mitunter anders aussehen.

Stressige Abläufe, schwierige Arbeitszeiten: Die Ausbildung im Gastgewerbe hatte in den vergangenen Jahren keinen guten Ruf. Auch im DGB Ausbildungsreport 2019 bewerteten die Azubis die Arbeitsbedingungen überdurchschnittlich häufig schlecht. Viele junge Köche (52 Prozent) klagten etwa über regelmäßige Überstunden.

Junge Köche müssen sich ausprobieren dürfen

„Dass das ein harter Beruf ist, steht völlig außer Frage“, sagt Wolffgang. Er kritisiert, dass manche Arbeitgeber das System Ausbildung falsch verstehen würden und Azubis als billige Arbeitskraft einsetzen. Der wichtigste Punkt ist für ihn aber nicht, wie viel Geld man verdient. „Das Schlimmste ist, wenn der Chef den Auszubildenden alles verbietet – zum Beispiel die Verwendung von wertvollen Lebensmitteln. Die müssen einfach auch dürfen und mal selbst was planen.“

Der Karriereweg als Koch endet nicht nach der Ausbildung: „Man kann sich vielfältig weiterentwickeln, etwa als Diätassistent, Betriebswirt, Hotelmanager oder Berater in der Industrie“, erklärt Wolffgang. „Auslandsaufenthalte gehören zu einer anspruchsvollen Karriere fast dazu“, ergänzt Warden. „Frankreich, England oder auf dem Kreuzfahrtschiff – da gibt es viele Möglichkeiten.“ Die Aussichten für ausgebildete Köche sind ihrer Einschätzung nach „wirklich großartig“. (dpa/CK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Yvonne Göttlinger in der Küche.
HOGAPAGE Interview
HOGAPAGE Interview

Von der Heilerziehungspflegerin zur Köchin

Yvonne Göttlinger aus Utting am Ammersee absolviert derzeit eine Ausbildung als Köchin bei Seachefs. Im Interview mit HOGAPAGE spricht Sie über ihren Weg in die Gastronomie, die Ausbildung zur Köchin und das Leben an Deck.
Eine Gruppe Hotelmitarbeiter
Änderungen
Änderungen

Das beinhalten die neuen Ausbildungsordnungen im Gastgewerbe

Seit dem 1. August 2022 sind die neuen Ausbildungsordnungen nun in Kraft. Doch was hat sich genau geändert und welche Möglichkeiten hat ein Betrieb, wenn er die neuen Inhalte nicht vermitteln kann?
junge Köche werfen auf einer beleuchteten Bühne ihre Mützen in die Luft
Young Chefs Unplugged
Young Chefs Unplugged

Spitzenköche inspirierten Berufsnachwuchs

220 Nachwuchsköche, 14 Referenten, neun Themenschwerpunkte: Young Chefs Unplugged, der Wissenskongress für Nachwuchsköche, fand dieser Tage in Dornbirn statt. Fortsetzung versprochen.
Gerade in der Gastronomie werden seit Jahren händeringend Azubis gesucht - um so erschreckender die Zahl der Menschen ohne Berufsabschluss. (Foto: © Aunging/stock.adobe.com)
Arbeitswelt
Arbeitswelt

Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss

Erschreckende Zahlen aus dem Jahr 2022 veröffentlichte jetzt das Statistische Bundesamt. Etwas über 2,8 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren waren demnach ohne formale Qualifikation in Deutschland. 
Alexander Will neuer Restaurantleiter, Christian Rainer wird Maître Sommelier (Foto: © Tohru Nakamura)
Gastronomie
Gastronomie

Doppelter Neuzugang bei „Tohru in der Schreiberei“

Das Team des Fine Dining Restaurants stellt sich neu auf. Der Geschäftsführende Gesellschafter und Executive Chef, Tohru Nakamura darf mit Alexander Will und Christian Rainer gleich zwei neue Mitglieder in seinem Team begrüßen.
Angehende Küchenmeister im Praxistraining in Küche und Kräutergarten. (Foto: © GBZ)
Weiterbildung
Weiterbildung

Digital zum Küchenmeisterabschluss

Das Gastronomische Bildungszentrum Koblenz hat die Zeichen der Zeit erkannt und erweitert sein Repertoire um einen Fernlehrgang für angehende Küchenprofis. Auch für Quereinsteiger steht das Angebot ab August offen. 
Das erste spanische Restaurant von Akira Back im The Ritz-Carlton (Foto: © The Ritz-Carlton, Abama)
Japanische Kochkunst
Japanische Kochkunst

Erstes Akira Back Restaurant in Spanien

Das The Ritz-Carlton, Abama gibt eine neue Partnerschaft bekannt. Der Michelin-Koch Back wird in dem Luxushotel auf Teneriffa seine erste Destination des Landes öffnen. Die Marke umfasst bereits jetzt ein breites Spektrum an Restaurants auf der ganzen Welt.