Arbeitswelt

Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss

Gerade in der Gastronomie werden seit Jahren händeringend Azubis gesucht – um so erschreckender die Zahl der Menschen ohne Berufsabschluss. (Foto: © Aunging/stock.adobe.com)
Gerade in der Gastronomie werden seit Jahren händeringend Azubis gesucht – um so erschreckender die Zahl der Menschen ohne Berufsabschluss. (Foto: © Aunging/stock.adobe.com)
Erschreckende Zahlen aus dem Jahr 2022 veröffentlichte jetzt das Statistische Bundesamt. Etwas über 2,8 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren waren demnach ohne formale Qualifikation in Deutschland. 
Donnerstag, 04.04.2024, 12:23 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss liegt in Deutschland auf einem Rekordhoch. Im Jahr 2022 verfügten laut jüngsten Daten des Statistischen Bundesamts 2,86 Millionen 20- bis 34-Jährige nicht über eine formale Qualifikation, das entspricht 19,1 Prozent der Altersgruppe. Ein Jahr zuvor waren es noch 2,64 Millionen oder 17,8 Prozent. Entsprechende Zahlen für das Jahr 2023 liegen noch nicht vor.

Fachkräftemangel steht im Widerspruch zur derzeitigen Entwicklung

Diese Daten gehen aus einem Entwurf des neuen Berufsbildungsberichts für das Jahr 2024 hervor, welche auch der dpa vorliegen. Das Bundeskabinett wird den Bericht in den kommenden Wochen vorstellen. 

Wie aus dem Entwurf weiter hervorgeht, steigt die Zahl Erwachsener zwischen 20 und 34 Jahren ohne formalen Berufsabschluss seit dem Jahr 2015 (1,9 Millionen) kontinuierlich an. Dies sei „besonders vor dem Hintergrund zunehmender Fachkräfteengpässe und der demographischen Entwicklung kritisch zu bewerten“, heißt es darin. Überwiegend gehe es um gering qualifizierte Menschen, die ein höheres Risiko hätten, langzeitarbeitslos zu werden, heißt es.

Zahl der Ausbildungsabbrüche steigt ebenfalls an

In diesem Zusammenhang ist auch die Quote aufgelöster Ausbildungsverträge relevant, die 2022 mit 29,5 Prozent über den Werten aus den Vorjahren lag. Im Jahr davor waren noch 26,7 Prozent der Azubi-Verträge vorzeitig beendet worden. Der übliche Schwankungsbereich liege zwischen 20 und 25 Prozent und werde im Jahr 2022 merklich überschritten, heißt es im Bericht. Zu beachten sei aber, dass nicht jeder aufgelöste Vertrag eine abgebrochene Ausbildung bedeute. Grund kann beispielsweise auch ein Wechsel des Ausbildungsbetriebs sein.

Im Jahr 2022 boten nur noch 18,9 Prozent der Betriebe überhaupt eine Ausbildung an – ebenfalls ein Negativrekord. Vor allem Kleinstbetriebe haben sich den Angaben nach aus der Ausbildungspraxis zurückgezogen.

Besorgniserregender Trend

Der Deutsche Gewerkschaftsbund äußerte sich angesichts der Daten besorgt. „Die Zahl junger Menschen ohne Berufsabschluss steigt offenbar ungebremst weiter“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Elke Hannack.

Trotz vieler unbesetzter Ausbildungsplätze gelinge es seit Jahren nicht, allen jungen Menschen eine Chance auf Ausbildung zu geben.
„Vor diesem Hintergrund klingt die Debatte über den zunehmenden Fachkräftemangel in den Ohren vieler junger Menschen sicherlich wie blanker Hohn“, sagte Hannack.

(dpa/CHHI)

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