Interview

Mitarbeitersuche 2022: Personaler müssen umdenken

Beim Recruiting müssen Personaler heute aktiver auf potenzielle Mitarbeiter zugehen. (Foto: © Boris Jovanovic via Getty Images)
Nachdem Corona den Mitarbeitermangel im Hotelgewerbe verschärft hat, kommt mit 2022 die Hoffnung auf ein besseres Jahr zurück. Recruitingexperte Steve Heinecke erklärt im Gespräch mit HOGAPAGE, welch großes Potenzial dies für Personaler bedeutet, um neue Mitarbeiter zu finden – vorausgesetzt, sie ändern ihre Vorgehensweise in der Suche.
Donnerstag, 03.02.2022, 14:49 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Das Stichwort lautet dabei: Direktes Marketing. „Es geht darum, aktiv auf Mitarbeiter zuzugehen“, so Steve Heinecke, Recruitingexperte für Hotels. „Dazu muss man sich auch im Netz authentisch präsentieren und seine Vorzüge deutlich machen.“ Der Experte erklärt im Interview, was Personaler 2022 für die Mitarbeitersuche berücksichtigen sollten.

Herr Heinecke, welches sind die größten Fehler, die aktuell beim Recruiting im Gastgewerbe von Personalern begangen werden können?

Der erste Fehler ist ein fehlendes Marktverständnis. Denn auf dem Arbeitnehmermarkt hat sich das Blatt gewendet: Es gibt viel mehr offene Stellen als potenzielle Interessenten. Zudem erreichen herkömmliche Maßnahmen nur noch einen Bruchteil der Personen – sie funktionieren also kaum noch. Mitunter liegt das daran, dass das Gastgewerbe als Arbeitgeber in den Köpfen der Menschen nicht den besten Ruf hat. Eine oftmals schlechte Bezahlung und unchristliche Arbeitszeiten gepaart mit einem dynamischen Arbeitsalltag haben zu diesem Glauben geführt. Gerade deswegen muss ich hier als AG meine eigenen Hausaufgaben machen und klar herausstellen, für welche Werte ich stehe und wen ich anziehen möchte.

Recruiting-Experte Steve Heinecke mit verschränkten Armen vor grauem Hintergrund
Steve Heinecke ist Recruiting-Experte. (Foto: © Performance Hotel)

Es ist beispielsweise kein Vorteil, wenn man in der Stellenanzeige angibt, ein attraktives Gehalt zu zahlen. Es ist ein viel größerer Wettbewerbsvorteil, wenn ich in der Lage bin, mit den Zielpersonen zu kommunizieren und auf potenzielle Bewerber zuzugehen. Die Hotellerie ist ein People’s Business und lebt von Emotionen: Nur die Menschen machen den Aufenthalt zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Andernfalls ist es bloß ein bequemes Bett in einer interessanten Location – daher sollte ich mir die Bewerber sehr gut aussuchen.

Der zweite Fehler ist die Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau. Wenn man sich nämlich die Stellenanzeigen auf den einschlägigen Portalen oder Hotelwebseiten anschaut, gerade im Bereich der Fach- und Führungskräfte, gewinnt man oftmals den Eindruck, dass Menschen gesucht werden, die in der Realität gar nicht existieren können. Die Suche geht oftmals völlig an der Zielperson vorbei. Wir empfehlen Personalern daher nur die wirklich relevanten Informationen für die jeweilige Stelle zu veröffentlichen.

Inzwischen weiß man aufgrund von Studien, Beschäftigen in der Hospitality ist nicht immer ausschließlich ein hohes Gehalt wichtig – welches sind Ihrer Ansicht nach die zu fokussierenden Aspekte, um Bewerber vom Unternehmen zu überzeugen?

Der Großteil der Operative in der Hotellerie ist wie bereits erwähnt People’s Business. Das Geschäft findet also von Mensch zu Mensch statt. Hier ist es sicherlich schwieriger, eine flexible Arbeitsgestaltung zu ermöglichen und die Arbeit mit nach Hause zu nehmen oder rein digital zu erledigen – trotzdem findet auch hier aktuell ein Wandel statt.

In der Diskussion stehen Ansätze wie die 4-Tage-Woche oder verkürzte Arbeitszeiten. Wenn ich also Top-Fachkräfte aus administrativen Bereichen für mich gewinnen will, die häufig aus modernen Branchen kommen, dann muss ich mich auch ein Stück weit anpassen. Denn für diese Personen sind Dinge wie flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice Normalität.

Gerade das Gastgewerbe lebt von zwischenmenschlicher Kommunikation – die sollte auch im Hintergrund passen. Inwiefern ist hier aktives Handeln von Seiten des Arbeitgebers gefragt?

Im Recruiting sollte immer auf Augenhöhe mit dem potenziellen Mitarbeiter kommuniziert werden. Selbstverständlich sollte man aktiv kommunizierte Arbeitgeber-Versprechen in Form von Leitbildern, Manifesten, und so weiter auch einhalten und vorleben.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Über Steve Heinecke:

Steve Heinecke unterstützt mit seiner Agentur Hotels, Apartmentanlagen und Urlaubsresorts bei der Gewinnung von Gästen und Mitarbeitern.

(KG)

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