Billiglöhner: Gastronomen im EU-Parlament
Brüssel, der Sitz der Demokratie, Europahauptstadt und Zentrum der Gemeinschaft – es gibt viele Spitznamen für die belgische Hauptstadt, in der das EU-Parlament und damit auch die Demokratie zu Hause sind. Demokratie, das bedeutet Gerechtigkeit und Toleranz. Das gilt jedoch scheinbar nicht, wenn es um die Arbeitsbedingungen von Servicekräften geht, die im EU-Parlament ihren Lebensunterhalt verdienen.
Laut dem Spiegel verdienen Mitarbeiter im Catering, Kellner und Barkeeper in den Brüsseler Parlamentsrestaurants oft nur 800 Euro im Monat. Ohne Lohnersatzleistungen aus der belgischen Arbeitslosenversicherung könnten diese Arbeitnehmer ihre Kosten nicht decken. So schrieb beispielsweise Jutta Steinruck, beschäftigungspolitische Sprecherin der europäischen Sozialdemokraten an die Parlamentsverwaltung, dass es „zahlreiche Anfragen“ gebe, dass Mitarbeiter im Catering „nicht zu angemessenen Konditionen“ eingestellt seien. Parlamentspräsident Martin Schulz wurde von Gérald Deprez, einem belgischen Liberalen, schriftlich darüber informiert, dass Catering-Mitarbeiter „über zunehmenden Stress und den ständigen Einsatz von Arbeitslosenhilfe“ klagten.
Gastronomiearbeiter, die in den Brüsseler Parlamentsrestaurants arbeiten, erhalten nur während der Sitzungswochen einen Lohn. In der übrigen Zeit sind sie gezwungen sich arbeitslos zu melden und auf die Unterstützungen des belgischen Staats zurückzugreifen. Unter echter Demokratie dürften die meisten etwas anderes verstehen. (Spiegel / MJ)