23.712 Jugendliche ohne Lehrstelle

Trotz Personalmangel: Tausende Jugendliche finden keine Lehrstelle

Vier junge Köche
Tausende Jugendliche fanden im vergangenen Jahr keine Lehrstelle. (Foto: goodluz/fotolia)
Kaum eine Woche vergeht, ohne dass man über Meldungen zum Personal- und Azubimangel stolpert. Viele Branchen, insbesondere das Gastgewerbe, bräuchten dringend mehr Nachwuchs. Warum also klagen dennoch tausende Jugendliche darüber, dass sie keine Ausbildungsstelle finden.
Donnerstag, 26.07.2018, 08:56 Uhr, Autor: Markus Jergler

Eine Befragung der Industrie- und Handelskammer zeigt: Jeder dritte Betrieb in Deutschland findet keine Lehrlinge (34 Prozent der Firmen im Jahr 2017). Laut DIHK-Präsident Eric Schweitzer sei das der „höchste jemals in unserer Ausbildungsumfrage ermittelte Wert“. Ermittelt wurde dieser durch eine Online-Umfrage, an der mehr als 10.000 Unternehmen teilgenommen hatten. Besonders in Branchen wie dem Gastgewerbe bleiben Lehrstellen als Koch oder Hotelkaufmann häufig unbesetzt.

Jugendliche finden keine Lehrstelle
Wie jede Medaille hat auch das Thema Personal- und Auszubildendenmangel zwei Seiten. Denn nicht nur die deutschen Unternehmen klagen über  fehlende Azubis, auch tausende Jugendliche konnten zwischen Oktober 2016 und September 2017 keinen Ausbildungsplatz finden. Zum Vergleich: Im Zeitraum 2010/11 waren in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit noch 11.344 Bewerber, denen keine Ausbildungsstelle zugewiesen werden konnte, bekannt gegeben. Im vergangenen Jahr stieg diese Zahl auf ganze 23.712. Die wahre Zahl der Bewerber, die eine Absage auf ihre Bewerbung erhalten haben, dürfte sogar noch höher sein, denn viele werden in dieser nicht berücksichtigt, beispielsweise Jugendliche, die eine Absage auf ihre Bewerbung erhalten haben und als Überbrückung eine Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Praktikum begonnen hatten.

Wie kann es nun sein, dass sowohl Unternehmen als auch Jugendliche leer ausgehen? Arbeitsmarktanalysen sprechen hier von sogenannten Passungsproblemen. Damit ist so ziemlich alles gemeint, was zwischen den Ausbildungssuchenden und den Arbeitgebern nicht passen kann. Dies kann beispielsweise an den Wünschen des Bewerbers liegen. Wenn ein Jugendlicher unbedingt Mediengestalter werden will, dafür aber keine Ausbildungsstelle bekommt, wird er sich deshalb nicht um eine Stelle als Koch bewerben. Auch ist nicht jeder Jugendliche bereit für eine Lehrstelle in eine andere Stadt zu ziehen oder weitere Strecken zu pendeln. Doch auch die Auswahlkriterien von Unternehmen erschweren häufig die erfolgreiche Vermittlung von Lehrstellen. Hat ein Bewerber schlechte Noten, eine ausländische Staatsbürgerschaft, nur einen Hauptschulabschluss oder ist er bereits älter als 20 Jahre, sinken die Chancen für eine Ausbildungszusage bereits rapide. (DIHK/Spiegel/MJ)

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