Verdienen attraktive Mitarbeiter mehr?
Bekommen attraktive Menschen wirklich mehr Gehalt? Eine Gruppe von Wissenschaftlern der renommierten London School of Economics wollte es genauer wissen und wertete eine Langzeitstudie mit 20.000 US-Amerikanern aus. Was das Team um Satoshi Kanazawa herausfand, räumt das Gerücht endgültig aus und kommt zu einer überraschenden Erkenntnis: Wer am unattraktivsten schien, verdiente unter den Teilnehmern oft deutlich besser. Die Studie aus London ist aber umstritten, wie Bild Online schreibt.
Kritiker des Forschungsberichts entgegnen: wichtiger als die Optik, seien demnach Merkmale wie Gesundheit, Intelligenz und günstige Persönlichkeitsfaktoren. Wird jemand als „schön“ bezeichnet, bekommt er deshalb oft mehr Gehalt, weil er gesünder, intelligenter sei und in seiner Persönlichkeit positiver wirke.
Diskriminierung hat keine Auswirkungen auf das Gehalt
Die Initiatoren der Langzeitstudie untersuchten auch drei Faktoren, die nach Meinung vieler Mitarbeiter zu größeren Gehaltsunterschieden zwischen attraktiven und weniger gut aussehenden Menschen führen:
►Diskriminierung durch Arbeitgeber, Kollegen oder Kunden
►Selbstbeschränkung der Betroffenen auf bestimmte Berufsfelder
►individuelle Unterschiede
Die Erkenntnisse daraus widerlegten die These, dass sehr unattraktive Menschen wegen ihrer Diskriminierung vergleichsweise weniger verdienen. Nachzulesen sind die Ergebnisse der Forscher im Fachblatt „Journal of Business and Psychology“.
Satoshi Kanazawa und sein Team ernten für ihre Studie heftige Kritik. US-Ökonomen Daniel Hamermesh von der University of London kritisiert, dass der Anteil von sehr unattraktiven Menschen in der Probandengruppe zu niedrig gewesen sei. 4.500 Menschen, die als attraktiv gelten, standen einer Gruppe von 280 „unattraktiven“ Teilnehmern gegenüber.
Für Arbeitsökonom Thomas Bauer vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen sei die Datenbasis zu mickrig, um daraus repräsentative Schlüsse zu ziehen.
Verdienen in Deutschland attraktive Menschen mehr?
In Deutschland gibt es Tarifverträge, Gleichstellungsbeauftragte und oft auch Betriebsräte, die für gleiche Rechte und demnach auch Gehaltsstrukturen sorgen sollen.
Eva Sierminska vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erklärt: „Für Frauen haben wir eine durchschnittliche ‚Schönheitsprämie‘ von zwei bis vier Prozent am unteren Ende der Gehaltsverteilung gefunden.“ Gut aussehende Männer bekommen ihrer Analyse nach sogar fünf bis sieben Prozent mehr Gehalt – egal in welcher Einkommensklasse sie sich befinden. (bild.de / FL)