Wie Norddeutschland auf den Saisonkräftemangel reagiert
In der Tourismusbranche fehlt Fachpersonal und zunehmend macht sich auch der Mangel an Saisonkräften bemerkbar. Das zeigen die Ergebnisse einer dpa-Umfrage in Ferienorten an der Küste von Nord- und Ostsee. Die Ursachen für das Ausbleiben der Saisonkräfte sind vielschichtig, doch einer der Gründe könnte steigende Gehälter in Ländern wie Polen und Rumänien sein.
„Kein generelles Branchenproblem“
Personalmangel auch im Nordosten hat der Dehoga-Geschäftsführer in Mecklenburg-Vorpommern, Matthias Dettmann, erkannt: „Wir werden trotzdem einen Großteil der Branchenleistungen anbieten können.“ Sicherlich gebe es hin und wieder Fälle, in denen Restaurants zu bestimmten Zeiten nicht öffnen, weil kein Personal vorhanden ist. „Aber das ist kein generelles Branchenproblem.“ Dettmann geht davon aus, dass es in Mecklenburg-Vorpommern rund 10.000 Saisonbeschäftigte im Dehoga-Bereich gibt. Viele kämen aus dem regionalen Umfeld. Es seien aber auch viele aus anderen Bundesländern dabei, die nur mal eine Saison an der Ostsee arbeiten wollen. Auch aus der Grenzregion von Polen stammten viele Mitarbeiter.
Hilfe aus der Schweiz und Österreich
Im Grand Hotel Heiligendamm hingegen würde General Manager Thies Bruhn gerne noch Mitarbeiter einstellen, doch das sei schwierig. Der Mitarbeitermangel sei aber nicht so gravierend, dass einzelne Leistungen nicht mehr angeboten werden könnten. Künftig werde ein Austausch mit dem Kempinski-Hotel in St. Moritz stattfinden: „Wir haben im Sommer viel zu tun, dann ist dort nicht so viel los“, sagt Bruhn. Im Gegenzug würden dann Heiligendamm-Mitarbeiter im Winter in der Schweiz arbeiten können. Eine andere Möglichkeit seien Aushilfskräfte, etwa aus österreichischen Hotelfachschulen. Dort studieren viele junge Menschen auch aus Slowenien, die gerne bereit sind, für drei Monate in einem Hotel zu arbeiten, sagt Bruhn. „Saisonkräftemangel ist bei sehr vielen Kollegen ein Knackpunkt“, ergänzt Sylts Dehoga-Vorsitzender Claas-Erik Johannsen. Wegen der schwierigen Personalsituation gebe es vereinzelt auch Betriebe, die in der Hauptsaison einen Ruhetag einplanen.
„An der Bezahlung kann es nicht liegen“
Im Hafenstädtchen Büsum gehe der Trend weg von Saison- zu Ganzjahreskräften. Hinzu kommt, dass dort immer neue Hotels hinzukämen, die ebenfalls Personal bräuchten. Personalschwierigkeiten kennt dort auch Barbetreiber Dominik Schlemmer. „Es sind gar keine Bewerbungsschreiben mehr da“, sagt er. Zwar gebe es wegen fehlender Saisonkräfte keine verkürzten Öffnungszeiten, aber die anfallende Arbeit müssten dann die anderen auffangen. „Auf der Insel Langeoog ist es noch schlimmer als auf dem Festland“, sagt hingegen Gastwirt Ralf Deeling vom Restaurant In’t Dörp: „Die Hafenkneipe macht zwei Ruhetage.“ An der Bezahlung könne es nicht liegen: „Ohne Mindestlohn geht gar nichts, denn sonst käme erst recht niemand. Eher wird noch was draufgelegt“, sagt Deeling. Und wie sieht es an der Elbmündung aus? „Es ist nicht ganz einfach, über die Saison zu kommen“, sagt Hotelier Bernhard Dohne aus Cuxhaven. Inzwischen vergibt er deshalb nur noch dauerhafte Arbeitsverträge. „Das treibt zwar die Personalkosten nach oben, aber auf Saisonkräfte zu setzen, ist zu riskant geworden“, sagt er. (dpa/TH)
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