Die Wirkung von Arbeitgebersiegeln
Eine Studie zeigt, welche rechtlichen Voraussetzungen es bei der Werbung mit einem Arbeitgebersiegel zu beachten gilt, wie es sich sinnvoll einsetzen lässt und wie sich das Siegel „Top Arbeitgeber“ in einem Experiment auf die Bewerbungsabsicht auswirkte.
Vermehrter Einsatz
Wer Jobausschreibungen mit einem scharfen Auge beobachtet, stellt zunehmend auch fest, dass Arbeitgebersiegel vermehrt eingesetzt werden: Unternehmen fügen ihrem Logo „Top Arbeitgeber“ oder „Familienfreundlicher Arbeitgeber“ hinzu, verwenden Siegel in ihren Broschüren und platzieren die Auszeichnungen in Stellenanzeigen.
Laut dem DIQP (Deutschen Institut für Qualitätsstandards und -prüfung e. V.) ist die Zahl der angebotenen Arbeitgebersiegel in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Diese rasante Entwicklung führt zu einem unübersichtlichen Markt und zieht die Frage mit sich, welche Siegel wirklich etwas wert sind.
Chancen für kleine und mittelständische Unternehmen
Der Gedanke hinter Arbeitgebersiegeln ist sinnvoll: Unternehmen, deren Arbeitsumgebung wirklich etwas wert ist, können diesen Erfolg präsent nach außen zeigen und sich dadurch von der Konkurrenz abheben.
Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen kann ein Arbeitgebersiegel einen wertvollen Wettbewerbsvorteil bringen, denn weil diese kleineren Betriebe oft weniger bekannt sind als die großen Konzerne, kann ein Siegel ihre Präsenz auf dem Arbeitsmarkt stärken.
In Stellenanzeigen, Social-Media-Posts oder auf der firmeneigenen Website erzeugt die Auszeichnung einen professionellen Ersteindruck und vermittelt potenziellen Bewerbern, dass das Unternehmen Wert auf seine Mitarbeiter legt.
Auch intern entfalten Arbeitgebersiegel eine Bedeutung: Wenn die Siegel auf einer repräsentativen Befragung der Mitarbeiter beruhen, dann signalisiert dieses Vorgehen Wertschätzung und bindet die Belegschaft in Entwicklungsprozesse ein. Außerdem liefern die Befragungen wertvolle Verbesserungsvorschläge. Wenn Arbeitgeber die Ergebnisse aufbereiten, kommunizieren und ernst nehmen, lässt sich das Arbeitsklima spürbar verbessern.
Auswirkung von Arbeitgebersiegeln
Was jedoch resultiert, ist ein mittlerweile unübersichtlicher Markt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Arbeitgebersiegel. Eine repräsentative Untersuchung widmet sich der bereits angesprochenen Frage, welches Gütesiegel wirklich etwas wert ist.
Studienautor und wissenschaftlicher Beirat des DIQP PhDr. Oliver Scharfenberg analysiert mehr als 60 verschiedene Arbeitgebersiegel aus den Perspektiven von Bewerbern, Arbeitnehmern sowie Unternehmen.
Die Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven ist ein wichtiger und bisher selten angewendeter Schritt:
- Während Bewerber eine unabhängige Einschätzung des Arbeitgebers wertschätzen,
- wünschen sich Mitarbeiter häufig einen positiven Beitrag zur Verbesserung des Arbeitsklimas.
- Arbeitgeber wiederum legen ihren Fokus auf eine erwartete Qualitätssteigerung im Recruiting und eine beabsichtigte Zunahme an qualifizierten Bewerbungen.
Ein zentrales Experiment der Studie untersucht die Wirkung eines Arbeitgebersiegels auf die Bewerbungswahrscheinlichkeit. 1093 Personen mit repräsentativer Altersverteilung wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt:
- Die erste Gruppe sah eine Stellenanzeige ohne ein Arbeitgebersiegel,
- die zweite die identische Anzeige mit dem Arbeitgebersiegel „Top Arbeitgeber“.
Die Probanden sollten daraufhin einschätzen, wie wahrscheinlich es sei, sich auf die Jobausschreibung zu bewerben. Die Ergebnisse des Experiments sind deutlich:
- Ohne Siegel stuften 37,96 % der Befragten die Bewerbung als „wahrscheinlich“ oder „sehr wahrscheinlich“ ein.
- Mit dem Arbeitgebersiegel „Top Arbeitgeber“ stieg dieser Wert auf 53,95 %.
- Der Anteil der „unwahrscheinlichen“ oder „sehr unwahrscheinlichen“ Bewerbungen sank von 17,88 % auf 6,04 %.
Dieses Ergebnis zeigt, dass das Arbeitgebersiegel die Wahrnehmung der Arbeitgeberattraktivität spürbar verbessert und die Bewerbungswahrscheinlichkeit um einen signifikanten Prozentsatz erhöht.
Studienautor PhDr. Scharfenberg betont, dass sich die positive Wirkung von Arbeitgebersiegeln nur entfalten kann, wenn transparente und glaubwürdige Vergabekriterien für das Arbeitgebersiegel angewendet werden:
Um die positiven Effekte eines Arbeitgebersiegels vollständig auszuschöpfen, sollten Unternehmen auf Arbeitgebersiegel setzen, die auf einer repräsentativen Befragung der Beschäftigten beruhen und die Beschäftigten damit aktiv in die Unternehmensentwicklung einbinden.bBewerber sollen erkennen können, auf welcher Basis das Siegel vergeben wurde, damit das Unternehmen Vertrauen gewinnt.
Worauf Unternehmen bei Arbeitgebersiegeln achten sollten
Damit Arbeitgebersiegel ihre Wirkung entfalten, sollten Unternehmen laut PhDr. Oliver Scharfenberg Siegel nutzen, die auf einer repräsentativen Befragung der Beschäftigten beruhen. Eine hohe Beteiligung stellt sicher, dass sich die Ergebnisse tatsächlich auf die gesamte Belegschaft übertragen lassen. Zudem sollten die Resultate konsequent zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes eingesetzt werden und die Basis der Auszeichnung transparent kommuniziert werden.
Das Arbeitgebersiegel „Top Arbeitgeber“ beruht auf einer Befragung der Beschäftigten eines Arbeitgebers. Es basiert zu gleichen Teilen auf einer anonymen und repräsentativen Mitarbeiterbefragung und einem HR-Interview. Diese Kombination verbindet subjektive Eindrücke der Belegschaft mit objektiven Leistungen und Zusatzleistungen des Unternehmens. Die teilnehmenden Firmen erhalten eine detaillierte Auswertung, welche oftmals konkrete Verbesserungsvorschläge der Beschäftigten beinhaltet.
In Summe geht es für Arbeitgeber also um:
- Seriosität,
- Repräsentativität,
- Transparenz,
- rechtliche Sicherheit und
- langfristiges Denken.
Werden diese Anforderungen eingehalten, kann die Verwendung eines Arbeitgebersiegels zahlreiche interne und externe Vorteile bewirken und ein Schritt zum Erfolg im heiß umkämpften Fachkräftemarkt sein.
(Presseportal/SAHO)