Ratgeber

Eskalation in der Gastro: So behalten Sie einen kühlen Kopf!

Mann sieht genervt nach unten
Die Psychologin Tanja Volke-Groh gibt Tipps, wie man in Streitgesprächen immer die Nerven behält. (© Ryan McGuire)
In der Küche sollten eigentlich nur die Herdplatten heiß werden. Wenn der Kopf des Chefs oder Kollegen trotzdem hochrot anläuft, ist gutes Konfliktmanagement gefragt. Diplom-Psychologin Tanja Volke-Groh gibt Tipps, wie Gastro-Profis beim Streit nicht eskalieren.
Freitag, 24.03.2017, 14:58 Uhr, Autor: Felix Lauther

Jeder ist im Job schon mal ausgerastet. Gerade in der Gastro laufen Chefs und Mitarbeiter ständig auf 180 Touren – immer am Rande des positiven Wahnsinns. Wem die Sicherungen jedoch öfters durchbrennen, der schadet dem Team und Betrieb gleichermaßen. Bekommen dann auch noch Gäste die aufgeheizte Stimmung im Haus mit, wirft das kein gutes Licht auf das Image des Betriebes. Psychologin und Coach Tanja Volke-Groh gibt in einem Fachbeitrag der Haufe-Akademie Tipps, wie Sie in Streitgespräch eine Eskalation vermeiden können.

1) Wie lassen Sie sich provozieren?
Um eine Eskalation im Streitgespräch mit Ihrem Chef oder Kollegen bereits im Vorfeld zu vermeiden, sollten sich Gastro-Profis darüber Gedanken machen, bei welchen Reizthemen sie an die Decke gehen. „Fragen Sie sich auch, was eigentlich hinter dem vordergründigen Gefühl steckt. Welches Bedürfnis, welche Verletzung oder Befürchtung liegt unter der Oberfläche und wühlt Sie eigentlich so sehr auf?“, sagt Business Coach Volke-Groh.

2) Bekommen Sie Farbe und einen schnellen Pulsschlag?
Jeder reagiert auf Stress anders. Welche körperlichen Reaktionen zeigen sich bei Ihnen, wenn dem Küchenchef, Restaurantleiter oder Chef de Range die Hutschnur platzt? Es sei nach Angaben der Psychologin und Trainerin wichtig, dass Sie die physischen Prozesse bei sich selbst bewusst wahrnehmen und einschätzen können.

3) Was sind Ihre Überzeugungen?
Tanja Volke-Groh empfiehlt, die eigenen Überzeugungen, die man mit der Muttermilch bereits aufgesogen hat, im Erwachsenenzeitalter einer bewussten kritischen Prüfung zu unterziehen. „Prüfen Sie ehrlich, welche Glaubenssätze Sie tatsächlich über sich bestimmen lassen möchten. Finden Sie heraus, was Ihre persönlichen ‚Antreiber‘ sind und lernen Sie, diese in ‚Erlauber‘ umzuformulieren“.

4) Wie tickt mein Kollege?
Gastronomen und Hotelmitarbeiter sollten im nächsten Schritt lernen, sich auf den Charakter des Gesprächspartners besser einzustellen. Wer weiß, wie der Chef oder Kollegin tickt, der ist eher dazu fähig, Streitgespräche auf eine weniger emotionale Ebene zu lenken, Kritik besser wegzustecken und positives Feedback dem anderen gegenüber zu geben.

5) Werden Sie gelassener!
Die Psychologin weist in ihrem Beitrag das ABC-Modell von Dr. A. Ellis hin. Demnach sind nicht die anderen, die bei uns Gefühle auslösen, sondern wir selbst. Volke-Groh erklärt: „Die Situationsanalyse von emotionalen Konfliktsituationen in Ihrem Arbeitsalltag ist die Basis, um Strategien zum Umgang mit Reizthemen zu entwickeln. Lernen Sie hilfreiche Mentaltechniken für Ihren Alltag kennen und anwenden.“ Wer zum Beispiel durch mentale Techniken lernt, im Alltag achtsamer zu werden, geht auch viel gelassener mit Konfliktsituationen um und stärkt das Betriebsklima. Er ist dann meistens auch zufriedener mit sich und seiner Arbeit.

6) Ihr Optimismus schafft ein dickeres Fell
Wer dem Leben generell gegenüber optimistischer eingestellt ist, der geht mit heftiger Kritik vom Chef auch auf der Arbeit viel besser um. Die psychische Widerstandsfähigkeit bei Streitigkeiten oder Konfliktsituationen kann man auch im Laufe des Lebens dazulernen. Di sogenannte „Resilienz“ ist individuell und nicht angeboren. Die sogenannte „Resilienz bedeutet auch, raus aus der Opferhaltung und Verantwortung zu übernehmen für das eigene Leben und Handeln, aufgrund des Selbstvertrauens, genug Stärke für die Lösung in sich zu haben.“ Ein wichtiger Aspekt: um Hilfe auch aktiv im Freundes- oder Kollegenkreis bitten können. Soziale Kontakte, emotionale Bindungen und stabile familiäre Beziehungen seien ein „wichtiger Grundpfeiler gelebter Resilienz“, wie Tanja Volke-Groh erklärt.

7) Arbeiten Sie an Ihrer Stimme
„Unsere Stimme kommt aus dem Zentrum unseres Körpers und deshalb können wir sie nur schlecht verstellen“, sagt Psychologin Tanja Volke-Groh. „Es heißt, dass ein Mensch, der an seiner Stimme arbeitet, am Kern seiner Persönlichkeit arbeitet. Und: Stimme schafft Stimmung.“ Also: den Brüllaffen mal stecken lassen und mit ruhigerer Stimme den Problemlöser spielen. (Haufe-Akademie / Tanja Volke-Groh / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Thecla Schaeffer ist eine Kommunikations- und Markenexpertin bei NUMA (Foto: © NUMA)
Hotel
Hotel

Neues Brand Advisory Board für NUMA

Insgesamt 50 Jahre geballte Erfahrung bringt NUMA jetzt mit seinem neuen Beirat aus erfahrenen Markenexperten zusammen. Thecla Schaeffer, James Goode und Pierre-Laurent Baudey werden in Zukunft die Wachstumsstrategie vorantreiben.
Besorgter Geschäftsmann starrt auf Laptop
Management in Zeiten der Krise
Management in Zeiten der Krise

Was man als Tourismus-Unternehmer jetzt tun kann

Viele Führungskräfte denken nach Ansicht von Kohl & Partner derzeit zu defensiv und pessimistisch und übersehen, dass vor allem in dieser schwierigen Zeit Zuversicht und Leadership gebraucht werden.
Lothar Lenke und sein Nachfolger Andreas Klein
Jubiläum
Jubiläum

20 Jahre HOGAST in Deutschland

Mit einem großen Symposium in Augsburg feierte HOGAST ihr Jubiläum: Seit 20 Jahren ist die Einkaufsgemeinschaft als Tochter der österreichischen Muttergesellschaft in Deutschland aktiv.
Das Team des Management Forums Starnberg.
Jubiläum
Jubiläum

25 Jahre Management Forum Starnberg

Seit einem Vierteljahrhundert hat man sich im bayrischen Starnberg auf die Weiterbildung von Führungskräften spezialisiert – speziell auch für das Gastgewerbe.
Facebook Daumen-hoch-Symbole folgen Mann, der mit dem Zeigefinger winkt
Tipps & Tricks
Tipps & Tricks

Hotellerie: 7 Tipps für mehr Buchungen über Facebook

Facebook hat sich zu einem nützlichen Werbekanal für Hotels und Restaurants entwickelt. Wer seine Social-Media-Karten gut spielt, profitiert nicht nur von guter Mund-zu-Mund-Propaganda, sondern kann auch mehr Buchungen aus dem Hut zaubern. 
Mann beim Psychologen
Gesundheit und Stress
Gesundheit und Stress

Burnout in der Gastro: Diese Therapien zahlt die Kasse

In der Gastro überleben nur die härtesten Hunde. Aber wenn der Motor doch irgendwann zu heiß läuft, können die psychischen Folgen fatal sein. Betroffene Gastro-Profis werden hierbei von ihrer gesetzlichen Krankenkasse aber nicht im Regen stehen gelassen.
Mann hält Uhr vor seinen Kopf
Arbeitsrecht
Arbeitsrecht

Überstundenausgleich: Welche Rechte und Pflichten gibt es?

Wer in der Gastro arbeitet, könnte über das Thema Überstunden ganze Liederbücher verfassen. Mitarbeiter, die einen Ausgleich für ihre geleistete Mehrarbeit wollen, müssen sich mit ihrem Chef einigen. Wir haben zusammengetragen, welche Rechten und Pflichten Mitarbeiter haben.
Mann hält Finger wie Pistole. Aus den Fingern tritt Rauch aus
Fehlzeitenreport der AOK
Fehlzeitenreport der AOK

Betriebsklima: Jeder Vierte ist am Arbeitsplatz unzufrieden

Wer mit einem mulmigen Gefühl in die Arbeit geht, der ist auch anfälliger für körperliche und seelische Erkrankungen. Der „Fehlzeitenreport“ der Krankenkasse AOK zeigt, dass die Fehlzeiten auch in der Gastro immer höher werden.
Mann tippt auf Smartphone
Bewertungsmanagement
Bewertungsmanagement

Warum Gastronomen Bewertungsplattformen beachten sollten

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich in der Gastro-Branche nicht wirklich ungeniert – denn wer als Gastgeber Online-Bewertungsplattformen ignoriert, der riskiert einen fatalen Imageschaden im analogen Betriebsalltag.