Arbeitszeiten

Fit durch die Nacht: Tipps für Schichtarbeiter

Wirt zapft Bier
© Diorgi/Fotolia
Jeder achte Erwerbstätige arbeitet zu wechselnden Arbeitszeiten, darunter viele Gastronomen. Doch Schichtarbeit gilt als große Belastung für Psyche, Gesundheit und das Familienleben. Wie bleiben Schichtarbeiter gesund?
Montag, 12.12.2016, 08:50 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Arbeiten, wenn der Partner schlafen geht und frei haben, wenn die Freunde im Büro sitzen: Das kann nicht nur eine große Belastung für Beziehungen und Freundschaften sein, sondern auch für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Immerhin folgt der Körper einem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus: Das Tageslicht hat großen Einfluss auf Verdauung, Wohlbefinden und vieles mehr. Laut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung arbeiten 15,8 Prozent der Erwerbstätigen in wechselnden Schichten. „Nicht jeder Mensch ist für Schichtarbeit geeignet. Eine gute körperliche und psychische Gesundheit ist eine wichtige Voraussetzung“, sagt Psychologie-Professor Hannes Zacher von der Universität Leipzig.

Jüngere und gesunde Menschen erleben generell weniger Beeinträchtigungen durch Schichtarbeit, so Zacher. Dazu kommen laut dem Psychologen andere Faktoren: Hat ein Mitarbeiter Erfahrung mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und passt das Schichtsystem zu seiner inneren biologischen Uhr, könne das die negativen Folgen von Schichtarbeit mindern. Wichtig seien

  • eine positive Einstellung zur Arbeit,
  • eine gesunde Ernährung und
  • das richtige Schlafverhalten.

Der menschliche Körper passt sich an die ständig wechselnden Arbeitszeiten nur begrenzt an. „Praktisch alle Körperfunktionen unterliegen einem tagesperiodischen Wechsel. Ein wichtiger Einflussfaktor ist hierbei das Licht“, erklärt Ricarda Holtorf von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Lieber kein Koffein
Darum sei es wichtig, sich auch bei Schichtarbeit ausgewogen zu ernähren. Süße oder salzige Snacks sollten Schichtarbeiter eher vermeiden. Stattdessen empfiehlt Holtorf Joghurt mit frischem Obst, Vollkornbrot mit Frischkäse und Paprikastreifen. Mahlzeiten sollten lecker, leicht verdaulich und ausgewogen sein. Auch die richtigen Getränke seien wichtig. „Greifen Sie hier zu warmen und kalten Getränken ohne Koffein, wie Trink- oder Mineralwasser, Früchte-, Kräuter- oder Rotbuschtee.“

Soziales Leben planen
Insbesondere für Eltern ist die Schichtarbeit eine große Herausforderung. Sie haben rechtlich gesehen keinen Anspruch auf bestimmte Arbeitszeiten. Da müsse man gut organisiert und flexibel sein. Gute Planung sei generell wichtig, erklärt Psychologe Hannes Zacher. „Nutzen Sie die Zeit mit ihrem Partner, Kindern und Freunden sinnvoll, anstatt nur fernzusehen. Erstellen Sie einen Zeitplan, und planen Sie gemeinsame Unternehmungen sowie Zeit für spontane Aktivitäten langfristig ein“, so der Psychologe. Eine aktive Teilnahme am sozialen Leben könne das Risiko für Beeinträchtigungen aufgrund von Schichtarbeit verringern.

Viele Schichtarbeiter leiden unter erheblichen Schlafstörungen oder Magen- und Darmbeschwerden, so Zacher. „Stellt der Arzt körperliche oder psychische Beeinträchtigungen der Gesundheit fest, die durch die Schichtarbeit verursacht sind, sollten sie auf einen Tagesarbeitsplatz wechseln.“ Rechtlich stehe Mitarbeitern eine Versetzung zu, wenn ihre Gesundheit gefährdet ist und dem Wechsel nicht dringende betriebliche Erfordernisse entgegenstehen (dpa/ph).

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