Die Technik macht‘s

Richtig gezapft ist halb getrunken

Ein Bier wird gezapft
Wer bei einem perfekt gezapften Bier keinen Durst bekommt ist selber schuld. (© DBB)
„Das schönste Nass, ein Bier vom Fass“ heißt es so schön. Dieses Sprichwort wird auch jeder Bierliebhaber bestätigen – vorausgesetzt man weiß, wie man richtig zapft.
Mittwoch, 12.09.2018, 08:43 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Die Bierkultur ist in den letzten Jahren zwar zum Glück deutlich gestiegen, trotzdem sind manche Schanksünden noch immer nicht ausgerottet: Da wird mit Schaumabstreifern gearbeitet, es werden halbvolle Gläser zusammengeschüttet (von denen das eine oft aus dem ehemals abgestreiften Schaum anderer Gläser besteht) oder der Zapfhahn wird komplett ins Bier hineingehängt, was erstens unhygienisch ist und zweitens Luft ins Bier drückt und somit das CO2 austreibt. Ganz zu schweigen von der Unart, den „Nachtwächter“, also das schale warme Bier, das über Nacht in der Bierleitung gestanden ist, auszuschenken.

Einmal einstellen genügt
Konkret ist das korrekte Zapfen aber keine Hexerei, wenn man einige grundlegende Dinge beachtet: Prinzipiell sollte ein Bier großzügig gezapft werden, um einen möglichst unveränderten Kohlensäuregehalt und eine angenehme Trinktemperatur zu gewährleisten. Wichtig ist, dass der Leitungsdruck einmal richtig eingestellt wird und dann unangetastet bleibt. Das gilt besonders für Kompensatorhähne, bei denen jeder Kellner gerne bei jedem Zapfvorgang seine persönliche Lieblingeinstellung sucht, mit dem Ergebnis, dass der Druck praktisch immer verstellt ist.

Keine 7 Minuten!
Das mit frischem kaltem Wasser vorgespülte Glas soll dann so unter den voll geöffneten Zapfhahn (wenn der Druck richtig eingestellt ist, fließt das Bier auf diese Art ideal – kein „Quetschen“ des Bieres mit einem halb geöffneten Hahn) gehalten werden, dass das Bier die Glaswand entlang läuft. Das nun etwa je zur Hälfte mit Bier und Schaum gefüllte Glas bleibt etwa eine Minute stehen. Danach wird nachgezapft. Zum Schluss den dritten Schaumring aufsetzen, der erst zur richtigen „Haube“ führt. Der gesamte Einschenkvorgang kann zwei bis maximal drei Minuten dauern. Das gilt auch für ein Pils. Nach sieben Minuten ist kein Bier mehr ganz frisch und vor allem schon zu warm. „Diese ominöse 7-Minuten-Regel kommt aus der Zeit der alten Zapfhähne, in der zudem ein Pils noch deutlich CO2-lastiger war als heute“, weiß etwa Michael Eder von der renommierten Brauereischule Doemens in München. Und deswegen gehört auch das Vorzapfen von Bieren, um dann bei einem späteren Ansturm besser gerüstet zu sein, zu den absoluten „Don’ts“.

Fehlersuche
Wenn das Bier zu stark schäumt, ist entweder

  • das Bier zu warm
  • das Fass nicht ruhig gelagert
  • der Druck zu hoch eingestellt
  • das Glas zu warm und trocken
  • die Zapftechnik falsch

Wenn zu wenig Schaum kommt, ist in der Regel

  • das Bier zu kalt
  • der Druck zu schwach
  • die Leitung unrein
  • oder das Glas nicht rein (meist Reste von Fetten oder Spülmittel) (CK)
Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Drei Biergläser
Kurioser Feiertag
Kurioser Feiertag

Internationaler Tag des Bieres 2023: Wie Gastronomen das perfekte Bier-Erlebnis kreieren

Am 4. August wird weltweit der Internationale Tag des Bieres gefeiert. Doch was steckt eigentlich hinter dem beliebten Getränk? Welche Fortschritte gibt es in der Bierherstellung? Und wie können Gastronomen das perfekte Bier-Erlebnis schaffen? HOGAPAGE hat sich umgehört. 
Anstich des Stiegl Herbstgold-Bieres
Bierherbst
Bierherbst

25 Jahre „Stiegl-Herbstgold“

Bereits zum 25. Mal wird heuer mit dem Salzburger Bauernherbst die „5. Jahreszeit“ eingeläutet. Dieses Jahr sind die Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie „klein & fein“.
Biere in verschiedenen Gläsern
Glas für Glas
Glas für Glas

Die richtige Form entscheidet

In Zeiten steigender Biersorten-Vielfalt steigen auch die Ansprüche an die Auswahl bei der Form der Biergläser. Nur mehr verschiedene Größen der gleichen Form reicht nicht mehr.
Drei Männer trinken Bier in einem Lokal.
Kartenspiele
Kartenspiele

Wie gestaltet man eine Bierkarte?

Was beim Wein billig ist, ist auch beim Bier nur recht – eine eigene Karte. Doch gilt es auch hier, bestimmte Strukturen einzuhalten, wenn der Gast den Überblick behalten soll.
Ein paar fröhliche Gäste mit Bier in den Händen an einem gemeinsamen Tisch
Umsatzplus
Umsatzplus

So lässt sich der Bierkonsum steigern

Höheres Gesundheitsbewusstsein, mehr Verantwortung bei Autofahrern – der Bierumsatz in der Gastronomie war schon mal höher als heute. Doch es gibt Möglichkeiten, diesem etwas auf die Sprünge zu helfen.
Der Deutschen liebstes Getränk im Sommer: das Bier (Foto: © MHP/stock.adobe.com)
Kostendruck
Kostendruck

Trotz gestiegener Bierpreise ist die Branche optimistisch

Das liebste Getränk der Deutschen wird zunehmend teurer. Das ist gerade auch für die Gastronomie problematisch. Dennoch blicken die Wirte optimistisch auf die Biergartensaison. 
Die Biergartensaison startet am Osterwochenende. (Foto: © www.push2hit.de/stock.adobe.com)
Gute Aussichten
Gute Aussichten

Gastronomie rechnet mit gutem Start für Biergärten

Das Wetter verspricht in weiten Teilen Deutschlands zumindest ab Samstag frühlingshaft schön zu werden. Die Wirte mit Außenbestuhlung können also auf ein gutes Wochenende hoffen. 
Ein Biergarten mit Blumen im Sommer. (Foto: © www.push2hit.de/stock.adobe.com)
Suchtproblematik
Suchtproblematik

Kein Alkoholausschank und trotzdem erfolgreich

Dass es auch ganz ohne Alkohol in der Gastronomie funktionieren kann, beweist jetzt ein fränkisches Lokal. Warum sich der Betreiber der Sägemühle gegen den Ausschank von Spirituosen und Ähnlichem entschieden hat und das Thema ein wichtiges für die ganze Branche ist, erklärt er selbst.