Hochprozentiges aus der Heimat

Läuft deutscher Whisky den Schotten jetzt den Rang ab?

Eine Deutsceh und ein verärgerter Schotte neben einer Whiskyflasche
Deutsche Whisky-Sorten werden immer beliebter. Ob das auch den Schotten gefällt? (© wernerimages/Elnur/Fotolia/Danijel Levivki/Fotolia/Montage: Thomas Hack)
Bayerischer Slyrs statt schottischer Strathisla – Whisky made in Germany wird immer beliebter. Während es in Schottland 130 Brennereien gibt, existieren hierzulande mittlerweile bereits 200 davon. 
Donnerstag, 24.01.2019, 13:15 Uhr, Autor: Thomas Hack

Die US-Metal-Band Metallica und der US-Musiker Bob Dylan haben 2018 den Verkauf von eigenem Whiskey angekündigt. Dabei dürften die allermeisten Menschen bei dem edlen Getreidebrand zuerst an Schottland denken und nicht an die USA. Aber Whisky aus Deutschland? Das passt für viele auf den ersten Blick nicht zusammen. Dabei gibt es hierzulande inzwischen eine echte Kultur des edlen Getreidebrands. Und zwar mit starker regionaler Verankerung. Zum Beispiel nahe der Mosel: Mit einer Drohne hat Hubertus Vallendar in verschiedenen Jahreszeiten das Roggenfeld seines Nachbarn fotografieren lassen. Hinzu kommen Fotos der Kirche seines Heimatdorfs Kail in Rheinland-Pfalz. „Das wird ein Booklet für unseren Whisky. Dann weiß man genau, wo unser Rohstoff wächst. Das stärkt das regionale Bewusstsein für unser Produkt“, sagt der Chef der Brennerei, die seinen Namen trägt.

Mehr Whisky-Brennereien in Deutschland als in Schottland
„In Deutschland produzieren rund 200 Brennereien Whisky, in Schottland nur etwa 130“, sagt die Präsidentin des Verbands Deutscher Whiskybrenner, Michaela Habbel von der Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel im südlichen Ruhrgebiet. Allerdings gebe es hierzulande auch etliche Kleinstbetriebe wie Obstbrennereien mit einer Whisky-Jahresproduktion von teils nur einem Fass. In Schottland werde weiterhin mehr Whisky gebrannt. Der deutsche Anteil am Weltmarkt der aus Getreidemaische destillierten und im Holzfass gereiften Spirituose ist noch verschwindend gering. Hubertus Vallendar steht neben seinen Holzfässern und testet mit einem Glas seine Produkte. „Deutscher Whisky wird erst ganz allmählich bekannt“, sagt der Edelbrenner. „Deutschland hat schon immer Getreide gebrannt, aber das nur als Korn vermarktet, zum Beispiel als Klaren oder Doppelkorn.“ Seit etwa 15 Jahren gebe es den Trend zu deutschem Whisky. „Neu ist, dass er wirklich professionell gemacht wird.“ Es gebe auch immer mehr regionale Whiskymessen, etwa in Hamburg, München, Berlin und Limburg.

6 Millionen deutsche Whiskytrinker
Auch Anne Büttner vom Whiskymuseum auf der Kyrburg im rheinland-pfälzischen Kirn spricht von deutlich mehr Interesse an dem „Wasser des Lebens“, wie die Übersetzung des ursprünglich gälischen Wortes Whisky lauten soll. „Heute ist es mit dem Internet viel leichter als früher, sich zu informieren, Bewertungen zu lesen und zu kaufen.“ Tausende Whiskyflaschen aus aller Welt können sich Besucher im Gewölbekeller der Kyrburg anschauen. Manche sind Raritäten – und bei Tastings auch verkosten. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) in Bonn trinken inzwischen rund sechs Millionen Bundesbürger regelmäßig Whisky: Den Anteil des Getreidebrands am deutschen Spirituosenmarkt gibt der BSI mit etwa einem Zehntel an.

Whisky als Wertanlage
Deutschland statt Schottland? „Viele Schottlandfans sind Fans von deutschem Whisky geworden“, sagt Habbel. Billig ist die langwierige Produktion des Kornbrands hierzulande grundsätzlich nicht: Eine Tonne Gerstenmalz zum Beispiel kostet nach Habbels Angaben 600 bis 800 Euro, ein handgefertigtes 500-Liter-Holzfass um die 800 Euro. Für das nötige Brennrecht müssen Produzenten bestimmte Auflagen erfüllen. In der Europäischen Union muss der Getreidebrand drei Jahre lang im Holzfass reifen, bevor er Whisky heißen darf. Schnelles Geld lässt sich damit also nicht machen – langfristig kann man aber einen guten Ertrag erzielen. „Es gibt keine bessere Verzinsung als Whisky“, sagt Vallendar. Das Produkt ist in seiner Individualität endlich, der Wert steigt mit seinem Alter – längst ist Whisky auch ein begehrtes Sammelobjekt. Besonders wertvoll können Tropfen der „lost distilleries“ sein, also der verlorenen beziehungsweise geschlossenen Brennereien. Manche Whiskys sind Uraltprodukte: Im Herbst 2018 ist in Schottland eine Flasche mit 1926 gebranntem und 1986 abgefülltem Macallan Valerio Adami für den Rekordpreis von umgerechnet fast 960 000 Euro versteigert worden. (dpa/TH)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Premier Inn
Meilenstein
Meilenstein

Premier Inn sichert sich 100. Hotelprojekt in Deutschland

Meilenstein in der Expansion: Premier Inn wächst immer weiter. Jetzt hat die Hotelkette bereits ihr 100. Projekt in Deutschland unterzeichnet. Geplant ist ein Haus in Berlin mit rund 200 Zimmern.
Aiden by Best Western Velbert
Markenexpansion
Markenexpansion

Zweites ‚Aiden by Best Western‘-Hotel soll in Deutschland eröffnen

Im Juli 2025 soll ein neues modernes Lifestyle-Hotel mit der Marke Aiden by Best Western von BWH Hotels in der Nähe von Düsseldorf eröffnen. Es ist das zweite Haus der neuen Marke in Deutschland.
Dr. Marcel Klinge, DZG-Vorstandssprecher und Mathias Jakobi, Zentraleuropachef der IATA. Bild: DZG
Handlungsaufforderung
Handlungsaufforderung

Luftverkehr hat enorme Bedeutung für den Standort Deutschland

Momentan findet in der Bundeshauptstadt wieder die ITB, die Internationale Tourismus-Börse Berlin, statt. Im Rahmen der Veranstaltung fordert die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für den Luftverkehr, wovon schlussendlich auch das Gastgewerbe profitieren würde.
Touristin vor dem Brandenburger Tor in Berlin
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Rekordjahr für den Deutschlandtourismus

Urlaub in Deutschland ist trotz aller wirtschaftlichen Probleme noch beliebter als vor der Corona-Krise. So verzeichneten die Beherbergungsbetriebe im vergangenen Jahr mehr Übernachtungen als im bisherigen Rekordjahr 2019.
Holiday Inn Ratingen
Portfolioerweiterung
Portfolioerweiterung

IHG Hotels & Resorts wachsen in Deutschland

Die IHG Hotels & Resorts stärken ihr Angebot in Deutschland: Gemeinsam mit dem Hotelbetreiber tristar GmbH wurde das Holiday Inn Ratingen im Großraum Düsseldorf unterzeichnet. Nach einer umfassenden Renovierung soll das Hotel voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2025 eröffnen.
Gault&Millau
Ankündigung
Ankündigung

Gault&Millau Deutschland 2025 erscheint bald

Bald ist es so weit: Gault&Millau ehrt die Spitzen der deutschen Gastronomie. Ausgezeichnet werden die besten Restaurants Deutschlands 2025 sowie herausragende Persönlichkeiten der deutschen Gastronomiebranche.
Drei Cocktails auf der Theke
Trendreport
Trendreport

Das sind die Cocktail-Trends für 2025

„Savvy Sipping“, kulinarische Handwerkskunst und Popkultur-Trends definieren die Trinkgewohnheiten der Verbraucher neu – das zeigt der Bacardi Cocktail Trends Report 2025. Dieser ist nun veröffentlicht und enthüllt die Top-Trends, die die Welt der Cocktails und Spirituosen im kommenden Jahr prägen werden.
Steffen Henssler
TV-Show
TV-Show

„Deutschland grillt den Henssler“: Steffen Henssler tritt gegen ganz Deutschland an

Steffen Henssler nimmt es mit ganz Deutschland auf: In der neuen Show „Deutschland grillt den Henssler“ fordern Teams aus Traditionsköchen und Promipaten aller 16 Bundesländer den prominenten TV-Koch heraus.
20. Jubiläum von Team Beverage Solution
Unterstützung
Anzeige
Unterstützung

20 Jahre Team Beverage Solution: Ein verlässlicher Partner für die Systemgastronomie

Seit 20 Jahren ist Team Beverage Solution ein verlässlicher Partner in der bundesweiten Mehrweggetränkevermarktung und -logistik. Die Systemgastronomie kann von einer Zusammenarbeit mit dem Spezialisten profitieren.