Turbulentes Jahr

Erste Bilanz der Weinlese 2017

Erste Bilanz der Weinlese 2017: Geringe Menge, gute Qualität. (Foto: © Studio Gi/fotolia)
Erste Bilanz der Weinlese 2017: Geringe Menge, gute Qualität. (Foto: © Studio Gi/fotolia)
Für die deutschen Winzer geht ein turbulentes Jahr zu Ende. In den meisten Anbaugebieten ist die Ernte bereits zum größten Teil in den Fässern – ungewöhnlich früh. Da auch europaweit weniger Wein geerntet wurde, könnten die Preise anziehen.
Donnerstag, 05.10.2017, 12:56 Uhr, Autor: Markus Jergler

Der Weinjahrgang 2017 zeichnet sich durch eine geringe Erntemenge und gute bis sehr gute Qualitäten aus. So lautet eine erste vorläufige Bilanz des Deutschen Weininstituts in Bodenheim bei Mainz. Die Hauptlese sei in vielen Anbaugebieten bereits beendet, sagte Institutssprecher Ernst Büscher. „Das ist sehr außergewöhnlich.“ Noch gelesen wird vor allem an der Mosel und im Rheingau, wo der Riesling dominiert.

Die Menge aller Weinanbaugebiete in Deutschland wird vorläufig auf 7,5 Millionen Hektoliter geschätzt. Das wären 18 Prozent weniger als im vergangenen Jahr und auch 18 Prozent weniger als im langjährigen Mittel, erklärte Büscher. Er erwartet, dass sich die Preise wegen des Ernterückgangs „wahrscheinlich etwas nach oben entwickeln“. Da es noch Reserven aus früheren Jahrgängen gebe und der Markt nur eine begrenzte Anpassung zulasse, werde der Anstieg gemäßigt ausfallen.

Fast überall weniger Trauben
In Rheinhessen kamen schätzungsweise 2,05 Millionen Hektoliter Wein in die Fässer (minus 20 Prozent), in der Pfalz waren es etwa 1,8 Millionen Hektoliter (minus 19 Prozent). Höher fiel der Rückgang an der Mosel aus, wo mit einem Verlust von 25 Prozent gerechnet wird – dort hatte sich im September der Nebel sehr lange im Tal gehalten, so dass die Trauben schnell reingeholt werden mussten. Im Rheingau gelangten etwa 180.000 Hektoliter aus den Weinbergen ins Fass, 18 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Im kleinsten deutschen Weinanbaugebiet, der Hessischen Bergstraße, gab es ebenfalls ein Minus um 17 Prozent auf 25.000 Hektoliter. Die Württemberger Winzer mussten wegen großer Frostschäden ebenfalls einen Mengenrückgang von etwa 20 Prozent hinnehmen. Nur im Osten blieben die Anbaugebiete Saale-Unstrut und Sachsen von schlechtem Wetter verschont und konnten die Erntemenge um 30 Prozent steigern.

Sonne im September rettet Qualität
„Es war ein sehr turbulentes Jahr für die Winzer“, sagte Büscher. Nach starken Frösten in der zweiten Aprilhälfte gab es im Sommer teilweise schwere Hagelunwetter. Der September begann dann vielfach kühl und regnerisch, was die Lese noch einmal beschleunigte: „Die Winzer wollten so gesundes Lesegut wie möglich ernten.“ Für einen Qualitätsschub sorgten vielfach die letzten Septemberwochen mit viel Sonne. „Durch die frühe Reife sind die Mostgewichte und Qualitäten durchaus gut bis sehr gut“, sagte Bücher. Auch die Rotweine seien gut gelungen.

Ernterückgang auch im Rest von Europa
Die deutschen Winzer stehen mit dem Ernterückgang nicht allein da. „Europaweit scheint sich in diesem Jahr die kleinste Ernte seit 2000 abzuzeichnen“, sagte Büscher. Mit 146 Millionen Hektolitern werde die europaweite Menge um 14 Prozent schlechter ausfallen als 2016. Der Rückgang in Italien von 11 und in Frankreich von 8,4 Millionen Hektolitern sei jeweils größer als der Gesamtertrag deutscher Winzer. (dpa/MJ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Porträt von Harald Glööckler
Finale
Finale

Glööckler begrüßt ersten Mann im Wettstreit um Weinmajestät

Bisher ging es immer um die Deutsche Weinkönigin – jetzt steht erstmals ein Mann in der Endrunde des traditionsreichen Wettbewerbs. Für Modeschöpfer Harald Glööckler höchste Zeit.
Anna Zenz (Mosel), Lucia Winterhalter (Baden), Levin McKenzie (Rheinhessen), Katja Simon (Hessische Bergstraße), Emma Meinhardt (Saale Unstrut)
Wettbewerb
Wettbewerb

Gibt es einen Deutschen Weinkönig? – Erstmals Mann im Finale

Die Weinkönigin gilt als wichtigste Botschafterin der Branche. Nun steht die Tradition vor großen Änderungen. Nach dem Vorentscheid am Samstag steht fest: Zum ersten Mal seit 1949 steht ein Mann im Finale um das Amt der „Deutschen Weinmajestät“.
Kandidaten für die Wahl der 77. Deutschen Weinmajestät
Vorentscheidung
Vorentscheidung

Wahl der 77. Deutschen Weinmajestät

Am Samstag, den 20. September 2025, fällt die Entscheidung: Wer zieht ins Finale der Wahl zur 77. Deutschen Weinmajestät ein?
Innenraum Weinlobbyist
Umbau
Umbau

Der Weinlobbyist: neue Küche & neuer Küchenchef

Nach einem umfassenden Küchenumbau präsentiert sich der Weinlobbyist ab sofort als Restaurant & Weinbar. Mit an Bord ist Tilo Roth, ein in Berlin bestens bekannter Küchenchef, der dem Haus eine neue kulinarische Handschrift verleihen soll.
Peter Hauk betrachtet in einem Weinberg am Kappelberg in Fellbach Lemberger Trauben.
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg

Peter Hauk plant Pflichtabgabe für Winzer

Winzer in Baden-Württemberg sollen vom kommenden Jahr an zu einer Abgabe verpflichtet werden, um heimische Weine besser zu vermarkten. Warum Minister Hauk von „Zwangssolidarität“ spricht.
Champagner
Betrug
Betrug

Vier Jahre Haft und 500.000 Euro Strafe für Champagner-Fälscher

Bei Champagner kennen die Franzosen keinen Spaß: Ein Winzer aus der Champagne versetzte spanischen Wein mit Kohlensäure und Aroma. Anschließend verkaufte er es als Champagner. Dafür muss er nun ins Gefängnis. 
Sebastian Russold
Verstärkung
Verstärkung

Vom Barkeeper zum „Besten Sommelier Deutschlands“ und DHA-Studientutor

Die Weinsparte der Deutschen Hotelakademie (DHA) bekommt Verstärkung: Sebastian Russold, Träger des Titels „Bester Sommelier Deutschlands 2021 & 2022“, ist ab sofort als Experte für Weiterbildungen im Weinbereich tätig.
Portait der Gewinner des Finales der Copa Jerez 2025.
Sherry-Wettbewerb
Sherry-Wettbewerb

Startschuss für Copa Jerez Deutschland 2026

Die Bewerbungsphase für den internationalen Contest ist eröffnet. Ab sofort werden wieder talentierte Teams aus Küche und Sommelier gesucht, die mit Leidenschaft und Innovationsgeist das Potenzial von Sherry-Weinen präsentieren möchten.
Weißwein
Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz

Weißweine liegen im Trend

Der Riesling ist weiter Spitzenreiter in Rheinland-Pfalz. Aber auch weiße Burgundersorten gewinnen an Bedeutung. Warum Weißweine laut Experten „in“ sind.