Weinlese-Bilanz

Schlechte Ernte, Spitzen-Jahrgang?

Ein Weinfass mit der Aufschrift 2019
Über den tatsächlichen Erfolg der diesjährigen Weinlese wird noch diskutiert. Trotz unterdurchschnittlicher Ernte zeichnen sich sehr gute Qualitäten ab. (© magdal3na/Fotolia)
Die Weinerträge werden dieses Jahr wohl unterdurchschnittlich ausfallen, denn Kälteeinbrüche und Sonnenbrände machten den Trauben zu schaffen. Einige Indikatoren lassen die Fachleute aber auf eine gute Qualität hoffen.
Montag, 14.10.2019, 11:00 Uhr, Autor: Thomas Hack

Mit dem weitgehenden Abschluss der diesjährigen Weinlese hoffen die Winzer in Rheinland-Pfalz auf gute Qualitäten. „Man kann von einem sehr guten Jahrgang sprechen“, ließ etwa der Sprecher des Deutschen Weininstituts, Ernst Büscher, dazu verlauten. Bei etwas unterdurchschnittlichen Erträgen hätten die Winzer „ein sehr schönes reifes Lesegut“ eingebracht. „Aufgrund der Witterung in den vergangenen Tagen haben die Winzer die Lese beschleunigt“, sagte Büscher. Nach dem von Hitze und Trockenheit geprägten Jahrgang 2018 mit großen Mengen und eher schweren Weinen fällt der 2019er Weißwein voraussichtlich spritziger und leichter aus. Die Erträge aber sind diesmal unterdurchschnittlich.

Schnellere Lese gegen zu schwere Weine

Im größten deutschen Anbaugebiet Rheinhessen sagte der Präsident des Weinbauverbands, Ingo Steitz: „Die meisten Trauben sind abgeschnitten, das eine oder andere hängt noch.“ Die Hauptlese habe in der zweiten Septemberwoche bei optimalem Wetter begonnen. Gegen Ende September sei die Ernte dann beschleunigt worden, um bei regnerischem Wetter der Gefahr von Fäulnis vorzubeugen. In einem Weinberg habe er noch rote Trauben der Rebsorte Merlot hängen, die voraussichtlich in der jetzt beginnenden Woche ihre optimale Reife erreichten. Um nicht zu schwere Weine, also solche mit einem höheren Alkoholgehalt zu bekommen, sei die Traubenlese dann doch etwas schneller zu Ende geführt worden als anfangs erwartet, sagte Büscher. Noch nicht beendet ist die Lese in den vom spät reifenden Riesling dominierten Anbaugebieten Mosel und Mittelrhein.

„Sehr ausgeglichene Balance von Zuckergehalt und Säure“

Mit der sich bisher abzeichnenden Qualität beim 2019er Jahrgang seien Winzer sehr zufrieden, sagte der Vorsitzende des Verbands der Rheinhessischen Weinkellereien, Wolfgang Trautwein. Die in den vergangenen Wochen ins Fass gebrachten Weinmoste wiesen eine sehr ausgeglichene Balance von Zuckergehalt und Säure auf. Das den Zuckergehalt anzeigende Mostgewicht sei allein kein Qualitätsindikator mehr, betonte Trautwein. „Ich gehe davon aus, dass wir an den 2019er Weinen noch viel Spaß haben werden.“ Der Fruchtsäuregehalt der Beeren sei deutlich höher als im vergangenen Jahr, sagte auch Bücher. „Das ist wichtig für die typische Spritzigkeit von Weißweinen.“ Im Verlauf des Winzerjahres folgten einem frühen Austrieb der Reben ein Kälteeinbruch im Mai und sehr warme Sommermonate. Dabei kam es zum Teil zu erheblichem Sonnenbrand der Trauben, was zu Ertragseinbußen führte. Besonders empfindlich für diese Schäden sind Riesling und Trollinger. Sorgen bereitete etlichen Winzern zudem die Wasserversorgung. (lrs/TH)

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