Gewöhnungsbedürftig

Würmer und Insekten – eine alternative Ernährung?

Mann hält Grille am Spieß in der Hand
Sind Grillen und Co. das Essen der Zukunft? (Foto: © koldunova anna)
Sie gelten als das neue Trend-Food – zumindest an Nutztiere werden Insekten und Co. schon seit Längerem verfüttet. Ein Experte klärt über die Vorteile auf und spricht über die Forschung im Hinblick auf Masseninsektenzucht.
Donnerstag, 05.09.2019, 11:40 Uhr, Autor: Kristina Presser

Restaurant-Ketten werben mit Mehlwurm-Burgern oder Grillen auf dem Salat. Immer häufiger tauchen inzwischen Lebensmittel in Gastronomie und Einzelhandel auf, die Würmer und Insekten als Bestandteile enthalte. Eiweißreich, ressourcenschonend und dadurch gut für die Umwelt – so lauten die hiesigen Argumente.  Kurz: Insekten werden von vielen Seiten als Lösung für die Welternährung erklärt. Da das Thema eine solche Brisanz hat, ist es auch Fokusthema auf der derzeit in Potsdam stattfindenden Fachmesse Insecta 2019. Rund 270 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft aus etwa 40 Ländern diskutieren hier über die Nutzung von Insekten als Futter- und Lebensmittel und im Non-Food-Bereich.

Oliver Schlüter vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam forscht etwa zur Haltung und Nutzung von Insekten, die bislang vor allem in Asien auf den Tisch kommen. „Mehr als 2000 verschiedene Insektenarten werden weltweit von Menschen gegessen“, sagt der Wissenschaftler, und das Potenzial sei riesig. Denn: Insekten enthalten essenzielle Aminosäuren, Vitamine und Fette – und sie können günstig und schnell gezüchtet werden. Da wären wir wieder bei der Massentier- bzw.  Masseninsektenzucht. Ob die besser sei als bei Rind und Huhn, da gingen die Meinungen auseinander, sagt Schlüter. Das Nervensystem der Insekten sei anders aufgebaut als beim Menschen oder anderen Tieren. „Man geht davon aus, dass es kein Schmerzempfinden in unserem Sinne gibt.“ Zu dem Thema werde allerdings noch geforscht.

Kochkurse der besonderen Art

Dass Insekten sehr wohl aber schmecken können, davon ist die Berlinerin Nicole Sartirani überzeugt. Sie gründete die Initiative „MikroKosmos“, um die Angst und den Ekel vor Insekten – vor allem beim Essen – zu nehmen. Dafür bietet Sartirani seit etwa zwei Jahren spezielle Kochkurse an. Da gibt es die Krabbeltierchen dann in Form von Rezepten wie frittiert oder geröstet auf dem Salat, gemahlen zu Mehl für Pizza, Pasta oder Muffins, karamellisiert zum Nachtisch. Für den Eigenbedarf züchtet sie die Tierchen selbst bei sich in der Küche – wenn andere davon essen sollen, muss sie dann aber doch zertifizierte Ware kaufen.

Insekten als Nutztierfutter

Neben der Ernährung für Menschen bieten Insekten außerdem Potenzial für Nutztier-Futter. Seit 2018 sind sie zum Beispiel als Futtermittel in der Fischzucht erlaubt, wie Schlüter erklärt. Das sei eine Möglichkeit gegen die Überfischung der Meere – vor allem bei Raubfischarten, die auf tierische Proteine angewiesen sind. Auch für Geflügel und Schweine gebe es Forschung zur Fütterung mit Insekten. (dpa/bb/KP)

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