Kommentar

ProVeg reagiert auf den ersten Zulassungsantrag für zellkultiviertes Fleisch in Europa

Laborfleisch
Die zelluläre Landwirtschaft entwickelt sich laut Mathilde Alexandre rasant weiter. (Foto © Framestockstock.adobe.com)
Das Food-Tech-Unternehmen Aleph Farms hat bekannt gegeben, dass es in der Schweiz den Verkauf der weltweit ersten zellkultivierten Rindersteaks beantragt hat. Mathilde Alexandre, Corporate and Institutional Engagement Manager bei ProVeg International, bezeichnet den Schritt als überaus ermutigend.
Donnerstag, 27.07.2023, 14:43 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„Der Zulassungsantrag zeigt, dass sich die zelluläre Landwirtschaft rasant weiterentwickelt und sich der Kommerzialisierung annähert“, erklärt Mathilde Alexandre.

Im letzten Monat haben die US-Behörden zwei Unternehmen die Genehmigung erteilt, zellkultiviertes Hühnerfleisch in Restaurants zu verkaufen. In Singapur ist bereits seit zwei Jahren ein sogenanntes Hybridprodukt mit zellkultiviertem Tierfett auf dem Markt.

Staatliche Unterstützung für Marktentwicklung entscheidend

„Damit zellkultiviertes Fleisch die Transformation unseres Ernährungssystems mit voranbringen kann, müssen die europäischen Länder weitere Zulassungsanträge aktiv fördern. Die Niederlande haben bereits einen Schritt in die richtige Richtung getan“, so Alexandre weiter.

So hat die niederländische Regierung letzte Woche ein Abkommen verabschiedet, das Verkostungen von zellkultivierten Nahrungsmitteln vor der Markteinführung ermöglicht.1

Technologie verspricht Schutz von Ressourcen

Mathilde Alexandre verweist zudem auf das große Nachhaltigkeitspotenzial der neuen Technologie: „Flächen, die bislang für die Tierhaltung genutzt werden, könnten dank der zellulären Landwirtschaft für die Aufforstung, den Schutz der biologischen Vielfalt und die Renaturierung verwendet werden. All diese Maßnahmen ermöglichen es der Natur, sich zu regenerieren und mehr CO2 aufzunehmen.“

Unter Verwendung erneuerbarer Energien kann zellkultiviertes Rindfleisch die CO2-Emissionen um schätzungsweise 92 Prozent im Vergleich zu konventionell produzierten Produkten reduzieren. Der Flächenbedarf würde um etwa 95 Prozent und der Wasserbedarf um etwa 78 Prozent sinken.2

Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) hat 2022 die zelluläre Landwirtschaft deshalb neben der pflanzenbasierten Ernährung als eine wichtige Möglichkeit bezeichnet, den Druck auf unsere endlichen natürlichen Ressourcen zu begrenzen.3

Quellen

1Foodnavigator (2023): ‘A great achievement for the Dutch government’: First Member State approves pre-market tastings of cultivated meat, veröffentlicht am 19.07.2023. Online unter: https://www.foodnavigator.com/Article/2023/07/19/cultivated-meat-tastings-formally-approved-in-the-netherlands
2CE Delft (2021): LCA of cultivated meat – Future projections for different scenarios, veröffentlicht im Februar 2021. Online unter: https://ce.nl/wp-content/uploads/2021/02/CE_Delft_190107_LCA_of_cultivated_meat_Def.pdf
3IPCC (2022): Climate Change 2022: Mitigation of Climate Change  – Working Group III contribution to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Online unter: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/downloads/report/IPCC_AR6_WGIII_FullReport.pdf

(PorVeg/SAKL)

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