Internetwelten

Die dreisten Forderungen der Blogger an Hotels und Restaurants

Foodblogger fotografiert seinen Burger
Gemeinsam mit dem führenden Anbieter von Gastronomie-Kassensystemen, der Vectron Systems AG, investiert Coca-Cola in die neue Generation der GetHappy App. (Foto: © Africa Studio / fotolia)
Immer mehr vermeintliche Blogger schnorren sich durch die Hotellerie und Gastronomie. Dabei schießen viele mit ihren Forderungen über das Ziel hinaus.
Montag, 16.01.2017, 09:54 Uhr, Autor: Felix Lauther

Fälle, wie diese kennen immer mehr Hoteliers und Gastronomen: Ein Gast besucht ein Restaurant und bestellt darin einen großes Brunch-Buffett. Beim Verlassen des Restaurants weigert er sich, das Essen zu bezahlen. Die Begründung: Er sei ein erfolgreicher Blogger. Daraufhin zückt er seine Visitenkarte und sagt, dass er den Brunch nur verdient hätte, weil er ja über das Essen schreibe.

Ab 10.000 Follower wird es interessant
Die dreisten Maschen der Food-Blogger und solche, die es werden wollen, sind ein echtes Problem für das Gastgewerbe geworden. Hoteliers und Gastronomen sollten sich hier nicht an der Nase herumführen lassen. Seriöse und vor allem erfolgreiche Blogger mit mindestens 10.000 Followern (Fans) schicken vorab Anfragen an Restaurants oder Hotel, um einen Besuch und dessen Bericht darüber anzukündigen. Hier kann der Gastronom oder Hotelier dann im Vorfeld entscheiden, ob er diesen Gast (kostenlos) bewirtet. Dies muss aber immer mit einer Gegenleistung des Bloggers in Form von einer ausführlichen Bild- und Textdokumentation über das Erlebnis verknüpft sein. Gute Reise- und Foodblogger werden zudem von Hotels und Spitzen-Restaurants eingeladen und müssen sich nicht selbst ihr neuestes „Objekt der Begierde“ aussuchen. Gastronomen und Hoteliers können sich selbst über den Blogger informieren, der in ihrem Restaurant gratis essen oder im Hotel kostenlos übernachten will. Geprüft werden sollte hierbei die Reichweite des entsprechenden Facebook-, Instagram-, oder Snapchat-Accounts. Der Erfolg des jeweiligen Blogs kann über Google und deren Analytics-Tool recherchiert werden.

Restaurant Maison Blunt lässt Bloggerin zahlen
Das Zürcher Restaurant Maison Blunt erlebte eine ähnlich dreiste Foodblogger-Masche, wie es es dem Internetportal 20min.ch berichtet: „Den Angestellten war sofort klar, dass sich die Dame mit ihrem Kind einfach den Bauch gratis vollschlagen wollte“, erzählt Geschäftsführer Kevin Morrison. Die Frau sei zudem auffällig unauffällig gewesen, da sie sich – für eine professionelle Bloggerin sehr untypisch – weder Notizen, noch Fotos gemacht hat. Erst nach langem Hin und Her, habe sie letzten Endes den Brunch bezahlt. Im Maison Blunt reiche es nicht aus, als ausgewiesener Blogger, gratis essen zu können. „Da könnte ja jeder kommen und irgendetwas behaupten.“

Blogger fordern eine Woche Gratis-Urlaub
Auch Hotels sind die Pseudo-Blogger ein Dorn im Auge. Sie erhalte jede Woche rund drei Anfragen von Leuten, die sich als Blogger ausgäben und durch eine Zusammenarbeit mit ihnen profitieren wollten, sagt Yvonne Gross, stellvertretende Direktorin des Hotels The Cambrian in Adelboden gegenüber 20min.ch. „Teilweise sind sie so frech und wollen eine Woche gratis bei uns Ferien machen.“

Die dreisten Anfragen erreichen die Hotellerie oft von Hobby-Bloggern. „Darunter sind etwa Mütter, die über ihre Babys bloggen, oder Hobby-Gärtnerinnen.“ Die Reichweite dieser Nobodys reiche bei weitem nicht aus, um einen gezielten Marketing-Effekt für den betroffenen Betrieb zu erzielen. „Sie glauben, dass sie mit 300 Followern auf Instagram das Zeug zum gefragten Hoteltester haben“, so Gross weiter. Wer über das The Cambrian berichten und den Aufenthalt bezahlt bekommen will, muss laut Yvonne Gross rund 100.000 Follower haben. Aber auch die Profile der Hobby-Blogger sähen mittlerweile oft sehr professionell aus. „Wenn die Beiträge aber kaum Likes oder Kommentare haben, ist der Fall schnell klar.“ (20min.ch / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Zwei Mitarbeiter in einem Café
Schlechter Ruf, starke Chancen
Schlechter Ruf, starke Chancen

Die Sache mit dem Gastgewerbe und der Work-Life-Balance

Eine aktuelle SumUp-Analyse zeigt: Das Gastgewerbe liegt bei der Work-Life-Balance auf dem letzten Platz. Doch die Branche punktet mit Teamgeist, Karrierechancen und innovativen Modellen, die Arbeitgeber aktiv nutzen können.
Dr. Thomas Geppert
Widerspruch
Widerspruch

Dehoga Bayern widerspricht NGG: „Gastgewerbe verzeichnet branchenübergreifend die wenigsten Überstunden“

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Bayern weist die Kritik der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hinsichtlich der Anhäufung von Überstunden im Landkreise Roth entschieden zurück.
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche
Gasspeicherumlage
Gasspeicherumlage

Bundesregierung will Gaskunden entlasten

Unternehmen und Privathaushalte sollen ab dem kommenden Jahr weniger für Erdgas zahlen. Die Bundesregierung will die Gasspeicherumlage abschaffen. Der Bundestag wird am Donnerstag erstmalig über einen entsprechenden Entwurf debattieren.
Widerrufsbutton
Gesetzentwurf
Gesetzentwurf

Geplante Pflicht zum Widerrufsbutton für Online-Käufe – Ist das Gastgewerbe betroffen?

Widerruf per Klick – so stellt sich die Bundesregierung die Zukunft von Online-Käufen vor. Unternehmen sollen verpflichtet werden, den elektronischen Widerruf per Schaltfläche (Button) zu ermöglichen. Gilt das auch für gastgewerbliche Betriebe?
Lars Klingbeil (SPD) sitzt neben Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Thorsten Frei (CDU)
Energiepolitik
Energiepolitik

Kabinett beschließt Entlastungen für Stromkunden – profitiert auch das Gastgewerbe?

Das Bundeskabinett hat wichtige Vorhaben in der Energiepolitik beschlossen. Milliarden-Zuschüsse sollen die Netzentgelte beim Strom senken. Eine Senkung der Stromsteuer für alle soll es aber vorerst nicht geben.
Zwei Gastronomen bei der Abrechnung
Umfrage
Umfrage

Dehoga schlägt Alarm: „7 Prozent Mehrwertsteuer auf Essen sind überlebenswichtig“

Die Lage im Gastgewerbe ist weiterhin angespannt. Der Dehoga befürchtet das sechste Verlustjahr in Folge für die Branche. Präsident Guido Zöllick fordert daher entschlossenes Handeln der Politik und Steuerfairness.
Bartender kontrolliert Ausweis
Gesetzesänderung
Gesetzesänderung

Bundesregierung will „begleitetes Trinken“ abschaffen: Was bedeutet das für die Gastronomie?

Dass Jugendliche bereits ab 14 Jahren zu bestimmten Bedingungen Alkohol trinken dürfen, ist umstritten. Die Regierung will dieser Praxis nun ein Ende setzen. Was bedeutet das für Gastronomen?
Kellner bringt Essen an den Tisch
Lohnkostenzuschüsse
Lohnkostenzuschüsse

Zuschüsse bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen

Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels im Gastgewerbe eröffnet sich Unternehmern eine besondere Möglichkeit: Die Bundesagentur für Arbeit in Sachsen verstärkt ihre Maßnahmen zur Integration von Langzeitarbeitslosen und bietet Unternehmen Zuschüsse bei der Einstellung Betroffener.
Ausbilderin zeigt den Azubis etwas.
Vergleich
Vergleich

DGB-Ausbildungsreport 2025: Das Gastgewerbe im Ausbildungsvergleich

Die meisten Azubis sind mit ihrer Ausbildung zufrieden – doch finanzielle Sorgen, hohe Belastungen und fehlende Übernahmechancen trüben das Bild. Der Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt klare Unterschiede in den verschiedenen Branchen.