Kommentar

Mutige bitte vor!

Sheraton Hotel Düsseldorf Airport Jeeves
Im Sheraton Hotel Düsseldorf Airport kommt jetzt der smarte Roboter Jeeves zum Einsatz. (Foto: © Andreas Wiese)
Gastgeber versuchen stetig ihr Arbeitsprozesse – nicht nur aufgrund häufig mangelnden Fachpersonals – effizienter zu gestalten. Immer öfter kommen hierbei vor allem auch technische Hilfsmittel zum Einsatz. Dienen sie als Mitarbeiter-Ersatz oder effiziente Unterstützung in der oft turbulenten Hospitality-Branche?
Mittwoch, 30.06.2021, 13:36 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Im Pflegeheim unterstützen sie das Personal bei den morgendlichen Bewegungsübungen, in einigen Shopping-Meilen bereiten sie den Besuchern köstlich duftende Kaffeespezialitäten zu und in so manchem Hotel sieht man sie einiger Zeit über die Gänge rollen, um den Hotelgästen Snacks, Getränke oder andere Sonderwünsche direkt bis an die Zimmertür zu liefern – ganz ungewöhnlich ist der Einsatz von Robotern in der Service- und Gastgeber-Branche nicht mehr. Die Vorurteile gegenüber dieser neuen Art der künstlichen Intelligenz stehen jedoch noch oft im Raum.

In gewisser Weise kann ich diese nachvollziehen, denn zu allererst gilt es abzuwägen, wo der Einsatz der neuen Kollegen tatsächlich sinnvoll ist. Ob in einem Restaurant oder Café, am Bezahlterminal im Betriebsrestaurant oder an der Snackbar – zugegebenermaßen gibt es auch für mich hier nichts schöneres, als einen Mitarbeiter anzutreffen, bei dem ich diese gewisse Leidenschaft für sein Tun und Handeln spüre, sehe, welchen Spaß er am Umgang mit Menschen hat. Natürlich könnte ein Service-Roboter hier einige Gänge übernehmen – doch wo bliebe hierbei das zwischenmenschliche Miteinander?

Auch verstehe ich Angestellte der Hotellerie und Gastronomie, die solch neuen Kollegen erst einmal mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen. Sie sind verunsichert und fragen sich: „Will der mich jetzt ersetzen? Wird meine Stelle etwa wegrationalisiert?“ Dabei gibt es Stimmen aus der Branche, die solche Befürchtungen mit einem klaren „Nein“ kontern.

Bernhard Langemeyer, General Manager des Sheraton Düsseldorf Airport Hotels, beispielsweise sieht in der modernen Technik vor allem eine Chance ehe schon automatisierte Prozesse noch effizienter zu steuern. „Wir können so die Wünsche unserer Gäste viel schneller umsetzen“, ist sein positiver Ansatz. Seitdem das Geschäft im Düsseldorfer Airport Hotel wieder anrollt, ersetzt Jeeves hier die Minibar auf den Zimmern, cruist über die Etage und liefert den meist Stress geplagten Businessreisenden garantiert virenfrei ihre Bestellungen. Langemeyers Mitarbeiter haben so also viel mehr Freiheit, bei individuelleren Belangen zur Seite zu stehen.

Die wahrscheinlich größte Herausforderung für Arbeitgeber liegt vermutlich darin, Akzeptanz für Kollege Roboter zu schaffen – zum einen bei den Mitarbeitern, indem man ihnen aufzeigt wie der digitale Helfer sie in ihrer täglichen Arbeit unterstützen, nicht ersetzen kann. Zum anderen gegenüber dem Gast. Kommunikation ist hier das Zauberwort!

Jetzt braucht es mutige Gastgeber, die investieren wollen und bereit sind den neuen Service auszuprobieren. „Einer muss es schließlich testen“, ist Langemeyers Credo. Bei den Gästen scheint das Interesse laut dem General Manager sehr hoch zu sein. Warum auch nicht, schließlich sind wir ja auch in anderen Lebensbereich ständig digital unterwegs und „touchen“ tagtäglich mehrere Stunden auf unseren Displays rum. Warum also nicht auch dem Service-Roboter über seinen Monitor Feedback geben und die verfügbaren Fachkräfte wichtigere Jobs erledigen lassen? Und mal ehrlich, ist doch schon echt praktisch, wenn man sich ob seines von rosa Hasen geprägten Pyjamas nicht mehr peinlich hinter der Tür verstecken muss, nur weil jemand an der Tür ist.

Ein Kommentar von Karoline Giokas.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung ist Kochen keine Frage der Vorkenntnisse oder des Alters. Die bei Living Tomorrow gezeigte Miele-Technologie beruht auf Prototypen. (Foto: © Miele)
KI-basierte Assistenten
KI-basierte Assistenten

Sieht so die Zukunft des Kochens aus?

Assistenzsysteme leiten beim Kochen an und werden multimodal per Sprache, mit Gesten, über ein Tablet oder eine Touchoberfläche auf der Arbeitsplatte bedient. Das Abwiegen von Zutaten geschieht über eine Waage im Kochfeld. Im futuristischen Gebäude von Living Tomorrow zeigt ein Food Lab die Zukunft des Kochens.
Kochroboter von Circus
KI-Roboter
KI-Roboter

Rewe setzt auf Kochroboter zur autonomen Speisenzubereitung im Supermarkt

Der Kochroboter erobert den Einzelhandel: Rewe Region West startet gemeinsam mit dem deutschen Technologieunternehmen Circus Group ein Pilotprojekt zur automatisierten Verpflegung im Supermarkt. Der erste vollautonomen KI-Roboter zur Speisenzubereitung im Markt ist jetzt an den Start gegangen. 
Künstliche Intelligenz
Diskussion
Diskussion

Künstliche Intelligenz im Tourismus – Wo geht die Reise hin?

Welche Chancen und Hürden bringt Künstliche Intelligenz für Gastgeber und Gäste? Fachleute diskutieren, wie viel Technik im Tourismusalltag sinnvoll ist – und wo der Mensch unersetzlich bleibt.
Glühbirne wird hochgehalten, darauf verschiedene Symbole rund um das Thema KI
Arbeitsrecht
Arbeitsrecht

KI am Arbeitsplatz: Diese Regeln gelten

Künstliche Intelligenz ist in vielen Jobs inzwischen Teil des Arbeitsalltags. Die neuen Tools kommen aber auch mit neuen Regeln. Was Beschäftigte in rechtlicher Hinsicht beachten müssen.
Berlin Lodging Outlook der Cornell Hotel Society (CHS)
Veranstaltung
Veranstaltung

Künstliche Intelligenz im Fokus des 6. Berlin Lodging Outlook

Wie kann Künstliche Intelligenz in der Hotellerie sinnvoll und zielführend ein- und umgesetzt werden? Diese Frage steht im Zentrum des 6. Berlin Lodging Outlook der Cornell Hotel Society (CHS). Das Event steht allen, die in der Hotelbranche tätig sind, offen. 
Abstrakte Darstellung von einer Online-Schulung
Empfehlungen
Empfehlungen

KI: Wie Betriebe Schritt halten und Fachkräfte richtig fördern

Deutschland sucht Fachkräfte für Künstliche Intelligenz – doch es gibt noch keinen offiziellen Beruf dafür. Wie können Unternehmen und Berufseinsteiger heute schon den Grundstein für KI-Kompetenz legen?
Nils Tersteegen, Kevin Deutmarg und Markus Humpert
Partnerschaft
Partnerschaft

Goodbytz und avitea bringen Roboterküchen in den deutschen Mittelstand

GoodBytz erschließt ein neues Marktsegment: Das Hamburger Unternehmen ist eine Partnerschaft mit avitea Industrieservice eingegangen. Gemeinsam will man die Mitarbeiterverpflegung in industriellen Betrieben automatisieren und Produktionsstandorte kontinuierlich mit frischen Mahlzeiten versorgen. 
Grafik, ein Arbeitnehmer springt von einer natürlichen Hand auf eine Roboter-Hand
Umfrage
Umfrage

KI-Nutzung durch Berufseinsteiger mit hohen Zuwachsraten

Eine globale Umfrage zeigt, wie schnell Einsteiger KI-Tools annehmen. Außerdem verdeutlicht sie einige Unterschiede zwischen denjenigen, die Künstliche Intelligenz sicher nutzen, und denen, die noch nicht so weit sind.
Dr. Hendrik Susemihl und 20-Fuß-Containerlösung
Meilenstein
Meilenstein

GoodBytz gewinnt U.S.-Army als ersten Großkunden für Küchenroboter-Container

Das Hamburger Food-Tech-Start-up steigt in ein neues Marktsegment ein. Noch in diesem Jahr soll die erste Anlage starten.