Interview

„Der Concierge ist Gesicht und Seele des Hotels“

Holger Alexander Müller
Holger Alexander Müller, Concierge im Steigenberger Frankfurter Hof (Foto: © Steigenberger Frankfurter Hof)
Holger Alexander Müller gehört seit 2006 dem einzigen Berufsverband der Hotelportiers/ Concierges in der Luxushotellerie in Deutschland an und ist Sektionsleiter des Vereins „Die Goldenen Schlüssel Deutschland“ in Hessen. Im Interview spricht er über den bedeutungsvollen Beruf des Concierge.
Montag, 15.08.2022, 08:41 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Herr Müller, Sie sind seit Jahren Head Concierge im Steigenberger Icon Frankfurter Hof. Was bedeutet es für Sie, Concierge zu sein?

Als Concierge darf ich einen sehr privilegierten und engen Kontakt zu unseren Hotelgästen genießen. Ich bin für unsere Gäste oft die erste Ansprechperson, sei dies für Belangen in und ums Hotel, für jegliche Auskünfte aber auch für persönliche Angelegenheiten. Gerne organisiere ich alles für den Gast, um seinen Aufenthalt in unserer schönen Stadt Frankfurt so angenehm wie möglich zu machen. Seien es Eintrittskarten für die Oper, einen privaten Tisch in einem Insider-Restaurant, den großen Rosenstrauß für einen besonderen Anlass oder der Geheimtipp für den perfekten Ausflug in die Region. Und nach schönen Erlebnissen meiner Gäste, bin ich in der Regel auch der letzte Kontakt vor Abreise, da ich den Gast bei seiner Abreise auch verabschiede. Dieser letzte Eindruck bleibt natürlich auch bei jedem Gast hängen. Der Concierge ist das Gesicht und die Seele des Hotels.

Welche Bedeutung hat der Concierge für das Luxus-Hotel Steigenberger Icon Frankfurter Hof?

Ich denke, dass unsere Gäste eine ganz klare Vorstellung davon haben, was sie in einem Luxushotel der Steigenberger Kette zu erwarten haben. Schließlich sind unsere Gäste auf der ganzen Welt zu Hause, reisen viel und möchten auf die Annehmlichkeiten nicht verzichten, die Sie auch von zu Hause kennen. Als Concierge verfügen wir über ein internationales Netzwerk und können uns so mit den Kollegen weltweit vernetzen. Das versetzt uns in die Lage, auch durchaus proaktiv für unsere Gäste tätig zu werden. Unsere Stammgäste sind teilweise seit vielen Jahren mit uns verbunden. Die Gäste freuen sich daher, wiedererkannt, mit Namen angesprochen zu werden und wenn man sich beispielsweise daran erinnert, dass der Gast eine „Schwäche“ für Süßes zur Nacht hat und seine Lieblingspraline als Aufmerksamkeit auf dem Zimmer wartet. Diese Besonderheiten machen für mich den entscheidenden Unterschied, man kann daher auch sagen, dass wir den Gast dadurch an unser Haus binden und er gerne wieder uns als sein „Zuhause auf Zeit“ auswählt.

Die Tagung Goldener Schlüssel findet auch im Steigenberger Icon Frankfurter Hof statt. Um welche Themen geht es speziell?

Alle zwei Jahre treffen sich die deutschen Concierge in einer der sieben Sektionen. Da wir uns für drei Tage in der Mainmetropole treffen, bleibt genug Zeit für Networking, Schulungen und Erfahrungsaustausch. Hauptaugenmerk in diesem Jahr wird sein, sich auf die veränderte Marktsituationen einzustellen. Gerade unsere Vereinigung kämpft seit Jahren nicht nur gegen die vermeintlich fehlende Attraktivität der Branche, sondern auch mit einer stark gestiegenen Fluktuation bei jungen Mitgliedern. Wer noch vor einigen Jahren seine Berufung als Concierge gefunden hatte, blieb seinem Job häufig sein ganzes Berufsleben lang treu. Andere Unternehmen und Dienstleister haben den Wert eines guten Hotelconcierges und „Les Clefs d’Or“-Mitglieds inzwischen ebenfalls für sich erkannt. So braucht es eine Anpassung der Vereinssatzung und einen zeitgemäßen Umgang mit veränderten Karrieremodellen. Außerdem wird ein neuer Vorstand durch die Mitglieder gewählt.

Was braucht der Berufsstand Concierge für die Zukunft?

Ein Concierge sollte mit der Zeit gehen. Digitalisierung, kontinuierliche Weiterbildung, Mut zur Veränderung sind nur einige Themen, die ganz oben auf der Agenda stehen. Ich persönlich würde mir wünschen, dass unser Berufstand in der Luxushotellerie nach wie vor einen hohen Stellenwert genießen wird. Wir möchten unsere Leidenschaft für diesen Beruf unserem jungen Nachwuchs nahebringen und unser Wissen teilen. Unsere Berufsvereinigung in Deutschland besteht seit 1952 und wurde hier ganz in der Nähe im ehemaligen Ritters Parkhotel, dem heutigen Steigenberger Hotel in Bad Homburg, gegründet. Somit haben wir in diesem Jahr sogar ein Jubiläum. Seit der Gründung erfindet sich der Concierge immer wieder neu. Das wird auch in den kommenden Jahren der Fall sein.

(Steigenberger Frankfurter Hof/SAKL)

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