Interview

„Die physische Tagung wird an Wertigkeit gewinnen“

Uwe Schulze-Clewing, Geschäftsführer Holiday Inn München-Unterhaching
Uwe Schulze-Clewing geht davon aus, dass Präsenz-Meetings künftig an Wertigkeit gewinnen. (Foto: ©Holiday Inn München-Unterhaching)
Uwe Schulze-Clewing, Geschäftsführer Holiday Inn München-Unterhaching, spricht im Interview unter anderem über den veränderten Veranstaltungsmarkt und wie Meetings künftig ablaufen werden.
Dienstag, 16.03.2021, 15:24 Uhr, Autor: Kristina Presser

Uwe Schulze-Clewing ist Geschäftsführer des Holiday Inn München-Unterhaching. Sein Hotel ist vor allem auf Tagungen und Events ausgelegt. Im Hinblick auf den Restart nach dem zweiten Lockdown stellen sich viele Fragen – allen voran: Wird es ein „Back to normal“ überhaupt geben?

Herr Schulze-Clewing, nach den Lockdown-Monaten – wie werden sich die Entwicklungen auf den Veranstaltungsmarkt auswirken?
Das ist ein komplexes Thema. Es wird ein sich in Etappen vollziehender Prozess sein, bei dem verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Zum einen, was der Gesetzgeber wann erlaubt. Man kann davon ausgehen, dass es nicht über Nacht zu einer vollständigen Freigabe von Veranstaltungen kommen wird. Vielleicht wird das sogar noch sehr lange dauern. Zum anderen: Was will der Veranstalter? Kann er auch nur das geringste Risiko bei seiner Tagung eingehen? Wie viel Geld ist er bereit auszugeben, wenn doch das inzwischen eingeübte „Online-Meeting“ viel günstiger ist? Und was wünschen sich die Teilnehmer? Wie groß ist die Sehnsucht nach „face-to-face wirklich? Zuletzt sehe ich auch noch die Frage, wie sich die technischen und digitalen Angebote weiterentwickeln werden, wie realistisch „virtuell“ inszeniert werden kann – mit etwas Fantasie lässt sich da ja doch so einiges vorstellen.

Wie werden Ihrer Meinung nach Meetings und Konferenzen stattfinden?
Die absolute Zahl von Meetings wird insgesamt gleichbleiben, sie werden jedoch weiterhin viel öfter inhäusig und im Online-Format abgehalten werden. Das gilt insbesondere auch für kleine und kurze Meetings – also „morgens mit dem Flieger hin und abends zurück“ – die wird es wahrscheinlich gar nicht mehr geben. Die Zahl der außerhalb des Unternehmens stattfindenden Veranstaltungen wird dadurch in Summe konsequenterweise sinken. Und wenn analog: Im Hotel wird es dann zumindest die Möglichkeit für eine Hybrid-Veranstaltung geben müssen, grundsätzlich flankiert von einer technischen Top-Ausstattung. Auch die Hygiene wird wohl weiterhin wichtig sein – auch nach der Pandemie. Die sinkende Quantität der Veranstaltungen dürfte mit einer steigenden Qualität verbunden sein. Sprich: Wenn man sich schon physisch trifft, dann sollte es mehr Platz für jeden einzelnen geben, eine hervorragende Unterbringung mit entsprechender Küche, Freizeitangeboten etc. Die physische Tagung wird an Wertigkeit gewinnen und für ihre Teilnehmer eine besondere Wertschätzung darstellen.

Aktuell gibt es viele Tagungs- und Konferenzhotels mit entsprechenden Räumlichkeiten. Wird es hier, Ihrer Ansicht nach, zu einem Überangebot kommen? Und wie stechen einzelne Hotels dann noch hervor?
Aus den bereits genannten Gründen wird es auf lange Sicht hinweg ein Überangebot an Veranstaltungsräumlichkeiten geben. Das wiederum sorgt für sinkende Preise und die Veranstalter werden eine große Auswahl haben. Welche Kriterien sind dann letztlich entscheidend bei der Auswahl des Veranstaltungshotels? Auf jeden Fall die erwähnte Technik, aber auch Sauberkeit und Hygiene, professioneller Service und gut ausgebildetes Fachpersonal. Wer hier also schon jetzt oder spätestens bis dahin gut aufgestellt ist, wird größere Chancen haben, gebucht zu werden. Das könnte – neben einer zumindest für eine Übergangszeit eventuell noch vorhandenen Treue der Veranstalter zu „ihrem“ langjährigen Tagungshotel – entscheidend sein im der Branche bevorstehenden Überlebenskamp. Ich denke, wir sind im Holiday Inn München-Unterhaching ganz gut vorbereitet und haben neben unserem großzügigen Flächen in drei separaten Gebäuden einiges zu bieten.

Was spricht dafür, dass wir – zumindest teilweise – zu „persönlichen“ Tagungen, Seminaren & Co. zurückkehren?
Eine Charaktereigenschaft des Menschen ist, dass er persönlichen Kontakt braucht. Privat, und wohl auch im Beruf. Ohne die Nähe zu anderen fehlt uns auf Dauer etwas Wesentliches. Ich bin sicher, dass das auch für die Generation gilt, die im IT-Zeitalter aufgewachsen, vor Bildschirmen groß geworden und an die Kommunikation mit Freunden vornehmlich per Social Media und Co. gewohnt ist. Und er möchte einfach hin und wieder einfach mal raus aus der gewohnten Umgebung, neues sehen und erleben. Ein Business-Meeting „face-to-face“ gehört hier ebenfalls dazu. Es gibt inzwischen ja auch schon Online-Teambuilding-Events, persönlich bezweifle jedoch ihre Effektivität. Darüber hinaus sind digitale Meetings immer noch nicht störungsfrei, die Mimik geht oft verloren, eher „stille“ Teilnehmer gehen unter und vom persönlichen Plausch beim Kaffee bleibt auch nichts übrig.
(Holiday Inn München-Unterhaching, max.Board/KP)

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