Interview

„Emotionen sind der Schlüssel zum Erfolg“

Christoph Hoenig, Geschäftsführer Neumühle Resort & Spa. (Foto: © Neumühle Resort & Spa)
Christoph Hoenig, Geschäftsführer Neumühle Resort & Spa. (Foto: © Neumühle Resort & Spa)
Bauch oder Zahl? Christoph Hoenig, seit 2019 Geschäftsführer des Neumühle Resort & Spa an der Fränkischen Saale, spricht im Interview über seinen Weg zum Erfolg.
Donnerstag, 02.12.2021, 09:26 Uhr, Autor:Martina Kalus

„Zahlen legen die Basis für ökonomische Entscheidungen. Emotionen sind jedoch der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Christoph Hoenig, seit 2019 Geschäftsführer des Neumühle Resort & Spa an der Fränkischen Saale. Aus dem Zusammenspiel von „Kopf und Zahl“ entwickelt er erstaunliche Lösungen – wie etwa die Umstellung auf Übernachtungen ausschließlich inklusive Halbpension.

Herr Hoenig, wie viel Emotionalität darf in den unternehmerischen Entscheidungsprozess einfließen?

Die Auswertung von Zahlen ist zeitaufwändig. Erfolgreiche Hoteldirektoren verbringen etwa 80 Prozent ihrer Zeit mit Mitarbeitern und Gästen. Die übrigen 20 Prozent sind nicht immer ausreichend, um sich einen vollumfassenden Überblick über Zahlen zu verschaffen. Der Lockdown war für mich als leidenschaftlicher Gastgeber ein Horrorszenario – für den Zahlenmenschen in mir war es aber eine einmalige Chance. Ich habe jeden operativen Prozess reflektiert und mir überlegt, was sich optimieren lässt. Auch habe ich mir speziell die negativen Bewertungen angeschaut. Oft hatte ich bereits eine persönliche Vermutung für die Ursachen – die dann von Zahlen bestätigt wurden. Zum Beispiel, dass bestimme Beschwerden nicht nur auf die gleiche Zimmerkategorie, sondern auf bestimme Zimmer fielen, oder dass vermehrt Gäste auswärts aßen – obwohl wir über ein prämiertes Spitzenrestaurant verfügen. Auf Grundlage der Daten haben wir dieses Jahr einen hohen sechsstelligen Betrag in die Renovierung von Zimmern und in die Digitalisierung von Prozessen investiert. Und wir haben uns dazu entschlossen, Übernachtungen nur noch inklusive Halbpension anzubieten. Das war sicher eine der mutigeren Entscheidungen, rückblickend aber eine der besten.

Welche Erfolge resultierten daraus?

Die Preisbereitschaft für die Zimmer ist deutlich gestiegen und durch den höheren Umsatz im Restaurant und in der Logis freuen wir uns über deutliche Zuwächse im TRevPAR. Weiterhin sparen wir durch die Digitalisierung von Prozessen sehr viel Zeit und somit auch Geld: Allein durch die Anschaffung einer digitalen Zeiterfassung und die eines Korrespondenzmanagers konnten wir die Kosten eklatant senken und die Zufriedenheit bei Gästen und Mitarbeitern steigen.

Wie blickt der Zahlenmensch in Ihnen auf den wohl bald auf zwölf Euro steigenden Mindestlohn?

Ich finde diese Entwicklung richtig und hier in der Neumühle zahlen wir bereits über zwölf Euro Stundenlohn. Ich bin davon überzeugt, dass Dienstleistung in Zukunft noch sehr viel teurer werden und die Hotellerie sich fundamental verändern wird. Unsere Dienstleistung inklusive Gastfreundschaft wurde und wird von zu vielen Menschen als selbstverständlich gesehen. In der Zukunft kann der Gast wählen, ob er eine günstige Übernachtung möchte oder Luxus. Und mit Luxus meine ich keine goldenen Wasserhähne, sondern Personal, das sich mit echter Leidenschaft um seine Gäste kümmert

Es wird also teurer. Löst das dann auch den Mitarbeitermangel in der Branche?

„Nur mit Zimmern verdient man Geld“, heißt es oft. Möglich, doch ich glaube, künftig verdient man nur mit Emotionen. Daher sind gute Mitarbeiter unabkömmlich und müssen entsprechend entlohnt werden. Beides möchte und tue ich: In der Neumühle verdienen 90 Prozent der Mitarbeitenden übertariflich. Ich habe den Anspruch, eine gute Dienstleistung zu erbringen, daher habe ich auch die Bereitschaft hohe Gehälter zu zahlen. Nur so kann das Gut „Dienstleistung und Gastfreundschaft“ in seiner Wertigkeit zu anderen Branchen aufschließen.

Herz und Verstand gehen also Hand in Hand?

Es gibt ein kluges Zitat von Steve Jobs: „Es macht keinen Sinn, kluge Köpfe einzustellen und ihnen dann zu sagen, was sie zu tun haben. Wir stellen kluge Köpfe ein, damit sie uns sagen, was wir tun können.“ Ich habe das Gefühl, dass dieses Mindset noch auf dem Weg zu vielen Entscheidungsträgern ist. Bei uns hat jeder Mitarbeiter eine Stimme, die gehört und verstanden wird. Und jede Idee, die wir umsetzen, honorieren wir. Meine Abteilungsleiter leiten ihre Abteilungen fast autonom, ich schaffe nur die Rahmenbedingungen. Tatsächlich scheint mir die monetäre Herausforderung die kleinere zu sein. Viel wichtiger ist, dass wir anfangen unseren Mitarbeitenden zu vertrauen und ihnen die Möglichkeit geben, im Job auch etwas bewegen zu können. Und sie wertzuschätzen für das was sie sind: nämlich keine Human Ressource, sondern leidenschaftliche Gastgeber mit großen Herzen und vielen guten Ideen.

(Neumühle Resort & Spa/MK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Bea Dehlinch im Portrait
Personalie
Personalie

Vom Bolzplatz in die Hoteldirektion

Manche Karrieren sind schon recht ungewöhnlich. Bea Dehlinch wollte ursprünglich ins Backhandwerk. Ihr Weg führte sie dann aber ganz woanders hin – nämlich in die 2. Frauen-Bundesliga und in die Hotellerie. Jetzt gehört sie zu Österreichs jüngsten Direktorinnen. 
Florian Janos
Personalie
Personalie

Vom Praktikanten zum Hoteldirektor im A-Rosa Sylt

Traum-Karriere: Florian Janos ist ab sofort neuer Direktor des A-Rosa Sylt. Der 35-Jährige arbeitete sich vom Spa-Praktikanten bis an die Spitze des Wellnesshotels in List.
Thomas Wrubel
Personalie
Personalie

Neuer Hoteldirektor für das Dorint Marc Aurel Resort Bad Gögging

Bisher war er der stellvertretende Hoteldirektor des Dorint Marc Aurel Resort Bad Gögging. Nun wurde Thomas Wrubel zum Hoteldirektor des Hauses mit 165 Zimmern ernannt. 
Mario Singh
Personalie
Personalie

Neuer Direktor für das Beach Motel Heiligenhafen

Mario Singh heißt der neue Hoteldirektor des Beach Motel Heiligenhafen. Mit dem 46-Jährigen gelernten Hotelfachmann wurde ein echter Hotelprofi in den Norden geholt, der fortan die Leitung des 2016 eröffneten Hauses an der Ostsee übernimmt. 
Anne Drescher
Personalie
Personalie

Neue Hoteldirektorin im JW Marriott Hotel Frankfurt

Anne Drescher ist die neue Direktorin des JW Marriott Hotel Frankfurt. Mit ihrer Erfahrung als Managerin auf zahlreichen Schlüsselpositionen der internationalen Hotellerie hat sie seit dem 1. Februar 2025 die Leitung des Luxushotels im Herzen der Stadt übernommen.
Benjamin Braches
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Gästebindung stärken – Tipps für ein personalisiertes Hotelerlebnis

In einem zunehmend wettbewerbsintensiven Umfeld ist es unerlässlich, dafür zu sorgen, dass Stammgäste auch solche bleiben. Wie Hotels ihre Gäste langfristig an sich binden, indem sie auf deren individuelle Bedürfnisse eingehen, verrät Benjamin Braches, Chief Executive Officer der Tasteone AV- & IT-Solutions.
Johannes Theberath
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Was Hotels aus dem Google-Test lernen können

Nach dem Inkrafttreten des Digital Markets Act (DMA) hatte Google getestet, wie sich eine Rückkehr zum „Blue Link“-Format bei der Hotel-Suche auswirkt. Warum dieser Test negative Folgen für die Hotellerie hatte, weiß Johannes Theberath, Strategische Leitung SEO bei webnetz. Im Interview mit HOGAPAGE erklärt er, dass Hotels eigene Strategien entwickeln sollten, um im schwierigen Marktumfeld zu bestehen.
Maria Naomi Klag und Nelly Becher
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Hoteltrends für 2025: Wie Hotels sich anpassen können

In der Hotellerie bahnen sich neue Entwicklungen an – Schlüsseltrends, die wegweisend sind und den Kurs für zukünftige Innovationen und Strategien bestimmen. Nelly Becher und Maria Naomi Klag von der Media Manufacture Mannheim gewähren spannende Einblicke in die Trends für 2025 und erläutern, wie sich Hotels anpassen können, um ihren Gästen erstklassige Erlebnisse zu bieten.
Dirk-Uwe Schörner
Personalie
Personalie

Neue Leitung für das Hotel HerzogsPark

Dirk-Uwe Schörner ist neuer Chef des Vier-Sterne-Superior-Hotels in Herzogenaurach. Der erfahrene Hotel- und Gastronomieexperte setzt auf den sportlichen Markenkern des Hauses und auf eine Verankerung in der Region.