Interview

„Nachhaltigkeit beginnt im Kopf“

Florian Firley, Inhaber des Land-gut-Hotels Margarethenmühle
Florian Firley, Inhaber des Land-gut-Hotels Margarethenmühle hat sich der Aufgabe verschrieben, seinen Betrieb so nachhaltig wie nur möglich zu gestalten. (Foto: © Privat)
Renata Tranow, Geschäftsführerin der gut-Gruppe und Leitung des Arbeitskreises „gut-2030“ hat Florian Firley, den Inhaber des grünen Vorzeigebetriebs Land-gut-Hotel Margarethenmühle, zum Megatrend Nachhaltigkeit befragt.
Mittwoch, 16.06.2021, 13:31 Uhr, Autor: Martina Kalus

Die gut-Gruppe macht sich stark auf dem Weg zu einem umweltbewussten Reiseverständnis: Ein Rahmenvertrag mit dem renommierten Institut für Hotelzertifikate GreenSign und ein neu ins Leben gerufener Arbeitskreis erarbeitet Wege zu mehr Nachhaltigkeit unter den Mitgliedern. Renata Tranow, Geschäftsführerin der gut-Gruppe und Leitung des Arbeitskreises „gut-2030“ hat sich mit dem Inhaber des grünen Vorzeigebetriebs Land-gut-Hotel Margarethenmühle zusammen gesetzt, um über den Megatrend zu sprechen.

Renata Tranow: Seit wann bist du an Nachhaltigkeit interessiert und was bedeutet sie für Dich persönlich?

Florian Firley: Nachhaltigkeit im Großen und Ganzen bedeutet für mich ein respektvoller, verantwortungsvoller und bewusster Umgang. Generell bin ich seit Beginn meines Studiums an nachhaltigen Lösungen interessiert und habe währenddessen auch die aktuellen sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen erkannt. Demzufolge wird eine nachhaltige Entwicklung für mich als die Entwicklung, „die den Bedürfnisse der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“, definiert. Es bedarf also langfristigen Denkens und einem verantwortungsvollen Umgang mit vorhandenen Ressourcen. Dies gilt branchenübergreifend und betrifft alle Lebensbereiche.

Was hat seinerzeit deine Familie dazu bewogen, die Margarethenmühle dem Zertifizierungsprozess zu unterziehen?

Wir vertreten die Meinung, dass eine nachhaltige Hotelführung nicht nur das Ökosystem und die Gesellschaft fördert und unterstützt, sondern auch langfristig den finanziellen Wohlstand des jeweiligen Hotelbetriebs sichern kann. So kann eine effiziente Ressourcenschonung direkt mit Kosteneinsparung in Verbindung gebracht werden. Für unseren Fall haben wir bereits seit Langem nachhaltige Prozesse in unserem Haus etabliert und versuchen weitestgehend Nachhaltigkeit in unseren Betrieb zu verankern. Respekt, Höflichkeit und Hilfsbereitschaft sind in unserem Hause selbstverständlich und Basis unseres Arbeitsalltags. Sowohl jedem individuellen Gast als auch Mitarbeitenden und Lieferanten wird mit viel Toleranz begegnet. Im Team arbeitet jeder mit jedem auf Augenhöhe. Kulinarisch legen wir großen Wert auf Regionalität und Saisonalität, deshalb stammen viele der zubereiteten Spezialitäten aus der Umgebung. Unsere Kartoffeln bauen wir auf unserem Feld in Haßlau an. Die Eier beziehen wir vom Bauern Mertig aus Haßlau, das Wild aus heimischen Wäldern und die Forellen zum Teil aus unseren Teichen und zum anderen Teil vom Forellenhof Schnek aus Limmritz. Mit Hilfe der Zertifizierung erhoffen wir uns einen zukünftigen Wettbewerbsvorteil und möchten unsere Arbeit nachhaltig stärken. Weiterhin bietet es ein praxisnahes, transparentes und geprüftes Siegel, um Gäste noch gezielter ansprechen zu können.

Wie spiegeln sich die Kriterien des Siegels im Hotelalltag wider? Ist die Nachhaltigkeit mehr ein Zustand oder ein Prozess?

Nachhaltigkeit sehen wir ganz klar als Prozess. Ganz getreu nach dem Motto von Albert Einstein: „Die Welt, wie wir sie geschaffen haben, ist ein Prozess unseres Denkens. Es kann nicht geändert werden, ohne unser Denken zu ändern.“ Nachhaltigkeit beginnt im Kopf, im Mindset und beim täglichen Blick auf die Kleinigkeiten. Wenn ein Umdenken stattfindet und die Sinne geschärft sind, kann ein erfolgreicher grüner Weg beginnen. Dabei sollte man tatsächlich einfach beginnen und sich mit der Thematik auseinandersetzen. Dies hat zur Folge, dass sich die Ideen zur Umsetzungen auch anschließen. Die Möglichkeiten scheinen schier unbegrenzt: Man sollte daher die bestmöglichen Optionen für sich herauskristallisieren und Nachhaltigkeit auf den eigenen Betrieb ummünzen.

Du bist im Arbeitskreis Nachhaltigkeit in der gut-Gruppe und den gut-Hotels. Was soll diese Initiative, deiner Meinung nach, bewirken? Wie kann sie der Kollegenschaft behilflich sein?

Ein Austausch über Ideen, Erfahrung und das Bündeln und Zusammentragen von Wissen ist meines Erachtens nach ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses. Ich bin daher sehr froh, dass es im Rahmen von gut-Hotels diese Möglichkeit besteht, sich mit zukünftigen Herausforderungen auseinanderzusetzen und mögliche Ansätze für alle Mitglieder zu finden. Anhand der Handlungsempfehlungen können wir uns dem Themenschwerpunkt annähern und den Erfahrungsschatz der Experten und Big Playern der Branche für ihre Zwecke nutzen und ableiten. Zu Beginn ist festzuhalten, dass es je nach Betrieb unterschiedliche Voraussetzungen und somit Möglichkeiten gibt. Nicht nur die Beschaffenheit des einzelnen Hotels beeinflusst deren Nachhaltigkeitsstrategie. Aller Anfang ist schwer, aber er lohnt sich!

Glaubst du, dass es auch ein Wettbewerbsvorteil sein kann oder sein wird, wenn der Betrieb seine Nachhaltigkeitsbestrebungen offensiv kommuniziert?

Daran glaube ich, ja. Wir schätzen Nachhaltigkeit und für uns geht dies über einen gewöhnlichen Trend hinaus. Wir denken, dass durch ein attraktives und ansprechendes Nachhaltigkeitskonzept langfristig Wettbewerbsvorteile erzielt werden können. Zahlreiche Statistiken belegen, dass bereits gegenwärtig, aber auch zukünftig die Gäste umweltschonender und bewusster reisen werden. Eine Reiseanalyse von 2019 hat beispielsweise ergeben, dass bereits mehr als 56 Prozent der Deutschen großen Wert auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit legen, was ihre Destination und Unterkunft betrifft. Somit wird Nachhaltigkeit auch bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. Wenn man bereits nachhaltige Prozesse im Unternehmen integriert hat, dann sollte man diese auch nach außen und auf den jeweiligen Kanälen kommunizieren. Viele Maßnahmen in einem nachhaltigen Hotelkonzept sind nämlich von Reisenden nicht immer direkt und klar ersichtlich.

(gut-Gruppe/MK)

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