Interview

Warum Catering Maßarbeit ist

André Eppe
André Eppe schaut darauf, dass auch beim Catering das Essen für den Kunden Genuss sein soll und nicht bloß Nahrungsaufnahme. (© apetito)
André Eppe, Bereichsleiter Personal bei apetito catering im HOGAPAGE-Gespräch über die Besonderheiten von Cateringküchen, Arbeitszeiten und die Personalsituation am Cateringmarkt.
Dienstag, 30.10.2018, 08:57 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

HOGAPAGE: Herr Eppe, Wie unterscheiden sich die Anforderungen an einen Koch in einer Großküche gegenüber einer „normalen“ Gastroküche?
apetito catering
Betriebsleiter

Wie sind die Arbeitszeiten in Ihren Betrieben?
Die Arbeitszeiten bei apetito catering sind in vielen Bereichen familienfreundlicher als in der freien Gastronomie. Wir bieten insbesondere in der Betriebsgastronomie und im Schul- und Kita-Catering vielfältige Modelle der Voll- und Teilzeitbeschäftigung an, sodass Mitarbeiter Beruf und Familie im Sinne einer ausgewogenen Work-Life-Balance miteinander vereinbaren können.

In der Gastronomie wird häufig über Mitarbeitermangel, speziell bei den Köchen geklagt. Trifft das auf die Gemeinschaftsverpflegung auch zu?
Auch für uns ist es immer schwieriger, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. In der Suche nach neuen Kollegen bewegen wir uns auf den Plattformen, in denen unsere potenziellen Bewerber zuhause sind. In sozialen Netzwerken und auf Bewerberportalen machen wir auf uns aufmerksam. Über Kooperationen mit Fachschulen und auf Jobmessen setzen wir zusätzlich Akzente auf uns als Arbeitgeber.
Gleichzeitig setzen wir verstärkt auf die Qualifikation der eigenen Mitarbeiter und investieren in interne Aus- und Weiterbildungsprogramme sowie in eigene praxisorientierte Schulungs- und Qualifizierungsprojekte. In diesen fördern wir konkret die gastronomische Kompetenz, schulen Handwerk und Kochkunst sowie die gastronomische Umsetzung der aktuellsten Food-Trends.
Gutes Catering entsteht durch gute Mitarbeiter, deshalb arbeiten wir aktiv an einer höheren Kontinuität der eigenen Mitarbeiterbindung. Die Vielzahl an langjährigen Mitarbeitern, die intern aufgestiegen sind, zeugt von einer erfolgreichen Personalentwicklung.

Wie hoch ist in Ihren Küchen in etwa der Prozentsatz von ausgelernten Köchen zu Aushilfskräften?
Wenn wir von einem durchschnittlichen Betrieb sprechen, dann besteht ein Küchenteam aus 1-2 Fachkräften und 4-6 Küchenkräften. Der Personalschlüssel wird jeweils individuell auf die betrieblichen Anforderungen ermittelt. Hierbei kommen die Wünsche unserer Kunden, die Betriebsgröße und der mit uns vereinbarte Leistungsumfang zum Tragen.

Wie weit dürfen die Transportwege zu den Abnehmern maximal sein?
Das Hauptaugenmerk liegt bei apetito catering auf der Zubereitung der Speisen durch unsere Küchenteams vor Ort und vor dem Gast. Die Qualität der Zutaten ist dabei entscheidend für das Ergebnis. Daher legen wir besonderen Wert auf die Heimat unserer Produkte und Zutaten. Bei vielen Lebensmitteln sind kurze Transportwege und damit die lokale Beschaffung der Schlüssel zu Qualität und Geschmack. Obst, Gemüse, Fleisch und Wurstwaren sowie Milchprodukte und frische Backwaren beziehen wir deshalb hauptsächlich von regionalen Anbietern. Für ein abwechslungsreiches Angebot an Obst und Gemüse setzen wir – insbesondere in den Wintermonaten – auf lagerfähige Produkte und ergänzen unsere regionalen Bezugsquellen – wo nötig – um überregionale Lieferanten.

Anzeige

Ist die Gemeinschaftsverpflegung in Zeiten von grassierenden Ernährungsvorlieben (vegetarisch, vegan, kein Schwein) und Allergenkennzeichnungs-Verordnungen schwieriger geworden als früher?
Trends und veränderte Ernährungsgewohnheiten der Gäste fordern moderne und individuelle Lösungen. Das entspricht unserem Konzeptanspruch: „Catering ist Maßarbeit.“ Die Trends z.B. in Richtung der vegetarischen Ernährung, zu mehr Regionalität und vor allem zu saisonalen Angeboten greifen wir auf und bieten dadurch noch mehr Vielfalt. Insgesamt hat die Qualität der Gerichte einen zunehmenden Stellenwert. Essen soll gesund sein, wobei der Genuss immer im Vordergrund steht.
Bezüglich der Allergenkennzeichnung bedienen wir uns unseres Warenmanagementsystems, in dem sämtliche Informationen zu Inhaltstoffen, Allergenen, Zutaten und Rezepturen hinterlegt sind. Regelmäßig schulen wir unsere Mitarbeiter für den richtigen Umgang mit diesen Informationen, um kompetent und sicher nach LMIV und allen gesetzlichen Vorgaben zu arbeiten.

Früher hat man von „Kantinen“ gesprochen, heute sind das „Betriebs- oder Mitarbeiterrestaurants“. Hat sich lediglich die Bezeichnung geändert oder sind damit auch die Anforderungen an den Caterer bzw. Restaurantbetreiber gestiegen?
Unsere Gäste möchten sich in ihren Pausen wohlfühlen und sich etwas Gutes tun. Die Grenzen zwischen Betriebs-Gastronomie und Restaurant-Gastronomie sind dabei je nach Kunde sehr fließend: Die Ansprüche der Kunden und Gäste orientieren sich an der freien Gastronomie.
Mit Aktionen und innovativen Konzepten greifen wir dabei die neuesten Trends auf. So möchten wir die steigenden Erwartungen der Kunden und Gäste mit unserem „GoodMoodFood“-Konzept begeistern und emotional binden. GoodMoodFood steht für nachhaltiges Catering im Zeichen der 4G-Strategie von apetito catering: Es beinhaltet Aktionskonzepte, die Genuss, Gesundheit, Gemeinsam und Gutes Gewissen verkörpern.
Besondere Highlights in diesem Jahr waren die gastronomischen Aktionen in unseren Betriebsrestaurants. Unter dem Aktionsdach pure haben wir auf den bewussten, puren Genuss von Lebensmitteln gesetzt: Im Mittelpunkt standen das Produkt und das Handwerk – ganz einfach. Und das schätzten unsere Gäste. Daher werden kulinarische Aktionen und die gastronomische Umsetzung der neuesten Trends auch zukünftig einen hohen Stellenwert für uns haben.

Zum Unternehmen: Die apetito catering B.V. & Co. KG (www.apetito-catering.de) gehört zu den führenden Cateringunternehmen in Deutschland und bietet seit nunmehr 30 Jahren individuelle Cateringkonzepte in den Bereichen Business & Industrie (Betriebsverpflegung), Care (Kliniken und Seniorenheime) sowie Schulen und Kitas. Jobangebote bei apetito findet man auf der HOGAPAGE Jobbörse.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Jamie Oliver und Roy Zsidai
Interview
Interview

„Wir sind mit dem Wiener Restaurant sehr zufrieden“

Roy Zsidai ist Eigentümer und Franchisenehmer von Jamie’s Italian in Wien. Mit HOGAPAGE sprach er über die Restrukturierung von Jamie Olivers Restaurants, den Standort Wien und künftige Expansionspläne.
Die Gründerin von Finefine, Alina Hasan-Zada im Interview mit Sides. (Foto: © Sides/ Finefine)
Interview
Interview

Frauen erobern die Spitze in der Gastronomie

Anlässlich des Weltfrauentags 2024 wird deutlich, dass das weibliche Geschlecht in führenden Positionen der Gastronomie weiterhin unterrepräsentiert sind. Zu diesem Thema hat Sides ein spannendes Interview mit Alina Hasan-Zada, Gründerin von Finefine geführt.
Mike Süsser
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Mike Süsser kocht live in der Küstenperle

Die Küstenperle veranstaltet am 24. Februar 2024 ein ganz besonderes Event. Mike Süsser wird dabei gemeinsam mit dem Küchenteam ein exklusives Menü erstellen und kochen. HOGAPAGE sprach mit der Veranstaltungsmanagerin Emily Rehn und der Social Media Managerin Sina Stabenow, um mehr über das Event und die Zusammenarbeit mit dem TV-Koch zu erfahren. 
PETA-Motiv mit Ricky Saward
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Ricky Saward: „Ich versuche, die Menschen mit guter veganer Küche zum Nachdenken zu bringen“

Vegan, aber ohne erhobenen Zeigefinger! Das ist Ricky Sawards Grundeinstellung. Gemeinsam mit der Tierschutzorganisation PETA hat der Spitzenkoch ein spektakuläres Motiv entwickelt, in dem er diese zum Ausdruck bringt. Im Exklusiv-Interview mit HOGAPAGE verrät er die Hintergründe und erklärt, welche Intention er mit dem Bild verfolgt. 
Jochen Kramer
Interview: 7 statt 19 %
Interview: 7 statt 19 %

„Die Folgen einer Rückkehr zu 19 % MwSt. würden uns alle hart treffen“

Es ist fünf vor zwölf beim Thema Mehrwertsteuer – bald wird die Entscheidung fallen, ob zum Jahreswechsel der Steuersatz wieder auf 19 % angehoben wird. Jochen Kramer, Geschäftsleitung Salomon FoodWorld, analysiert im Gespräch mit HOGAPAGE, welche Folgen das für die Branche sowie unsere gesamte Gesellschaft hätte.
Franziska Giffey, Wirtschaftssenatorin von Berlin.
Mehrwertsteuer
Mehrwertsteuer

Giffey für verlängerte Steuerermäßigung für Speisen im Restaurant

Während der Corona-Pandemie wurde der Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Doch dies gilt nur noch bis Ende 2023. Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey sieht das kritisch. 
Norman Beitz
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Norman Beitz spricht über das kulinarische Konzept hinter dem Grand Hotel Straubinger und dem Badeschloss

Nach einer umfassenden Revitalisierung gehen am 1. September mit dem „Grand Hotel Straubinger“ und dem „Badeschloss“ zwei Hotel-Ikonen an den Start. Mit Norman Beitz hat man nun auch einen Executive Chef für die Restaurants der beiden Häuser gefunden. Im Interview mit HOGAPAGE spricht er über das kulinarische Konzept und seine Vision für die Zukunft der gastronomischen Einrichtungen in den beiden Hotels.