Wie man der beste Rezeptionist der Welt wird
Er ist gerade einmal 22 Jahre alt und wurde kürzlich schon zum „International Receptionist of the Year“ gekürt: Nikola Farkas, Front Office Agent im Hotel Sacher Wien. Jedes Jahr zeichnet die AICR, „Amicale Internationale des Sous Directeurs et Chefs de Réception des Grand Hôtels“ bzw. der „Internationale Freundschaftsverbund von Empfangschefs und stellvertretenden Hoteldirektoren exzellenter Hotels“ mit der renommierten David Campbell Trophy den besten der Zunft aus. 2020 ging der Preis zum ersten Mal nach Österreich. Mit uns hat Nikola Farkas über den zweitägigen Wettbewerb gesprochen, der dieses Jahr in Warschau stattgefunden hat, wie lange er sich darauf vorbereitet hat und was seine nächsten Ziele sind.
Herr Farkas, zunächst noch einmal herzlichen Glückwunsch zum großartigen Sieg. Jetzt ist ja ein bisschen Zeit vergangen – haben Sie es inzwischen schon realisiert?
Also ich hatte gerade zwei Wochen Urlaub. Als ich aus Warschau zurückgekommen bin, gab es natürlich erst mal sehr viel Medienrummel und dadurch nicht viel Zeit zum Realisieren. Aber mittlerweile ist es auch im Kopf angekommen (lacht).
Sie haben mit gerade einmal 22 Jahren den Titel „Bester Rezeptionist der Welt“ geholt. Sind Sie der bisher jüngste Gewinner in der Geschichte des Wettbewerbs?
Das kann ich gar nicht sagen. Ich bin mit einer der Jüngsten, ob ich tatsächlich der Jüngste bin, weiß ich gar nicht.
Was haben Sie im ersten Moment gedacht, als klar war, Sie haben den Wettbewerb um die David Campbell Trophy für sich entschieden?
Man zittert natürlich, man hofft. Es ist ein komisches Gefühl, weil man ja doch Freundschaften geschlossen hat, während dieses Wettbewerbs. Und man gönnt es wirklich jedem. Als dann der dritte Platz nicht mein Name war, der zweite auch nicht und dann aber der erste Platz, habe ich wirklich ein paar Minuten gebraucht, um es zu begreifen und den Preis entgegenzunehmen. Man denkt ja immer nach, wie es wäre, die David Campbell Trophy zu gewinnen, aber man glaubt nicht wirklich dran, dass man es schafft. Weil die Konkurrenz auch wirklich sehr stark ist. Und wenn man dann die Trophäe entgegennimmt, unter tosendem Applaus – das ist wirklich ein wunderschönes, Once-in-a-Lifetime-Gefühl.
Fand der ganze Wettbewerb vor Publikum statt?
Nein. Der Wettbewerb ging zwei Tage. Am ersten gab es einen schriftlichen Test auf Englisch, der eine Stunde dauerte. Am zweiten Tag lag der Fokus auf einem Rollenspiel, das vor einer Jury stattfand und den ganzen Tag dauerte. Der erste Kandidat war um 8:00 Uhr in der Früh dran, ich war der Letzte um 15:00 Uhr.
Gegen wie viele Konkurrenten sind Sie angetreten?
Beim internationalen Wettbewerb selbst waren es 15. Zusammen mit allen Sektionen und den regionalen Vorentscheiden waren es dann doch ungefähr 400 Rezeptionisten, gegen die ich mich durchsetzen musste.
Wie und wie lange haben Sie sich auf den Wettbewerb vorbereitet?
Also, den Entschluss bei dem Wettbewerb mitzumachen, habe ich schon letztes Jahr getroffen. Und, ich finde, die beste Vorbereitung hatte ich durch meinen Alltag an der Rezeption im Hotel Sacher. Ich weiß nie, was als nächstes auf mich zukommt und muss die meiste Zeit spontan reagieren. Und natürlich hatte ich auch große Unterstützung vom Hotel Sacher selbst mit der Sacher School of Excellence. Hier habe ich Privatcoaching bekommen mit Tipps und Wegen, wie ich am besten an das Ganze herangehe. Und über Warschau habe ich mich über das Internet informiert. Insgesamt waren es vielleicht um die 15 Stunden Vorbereitung, wenn es hoch kommt.
15 Stunden – das klingt erst einmal sehr kurz.
Die beste Vorbereitung ist, wie gesagt, mein Alltag. Und es war mir wichtig, mich nicht zu sehr auf das Rollenspiel vorzubereiten, weil ich von den Kandidaten der letzten Jahre das Feedback bekommen habe, dass es teils zu vorbereitet und damit nicht mehr authentisch war. Und Authentizität rüberzubringen, ist bei dem Wettbewerb besonders wichtig.
Wie genau kann ich mir denn das Rollenspiel vorstellen?
Es gibt Schauspieler, die Gäste spielen und mit einem bestimmten Problem zu mir, dem Rezeptionisten, kommen, das ich dann bestmöglich lösen muss. In den letzten Jahren lag der Fokus auf dem Beschwerdemanagement. Dieses Jahr war es Guest Relations. Also die Fragen: Gehe ich die Extra-Meile? Was mache ich für den Gast? Was biete ich an? Wie zaubere ich ihm ein Lächeln aufs Gesicht? Und dieses Jahr war zum ersten Mal auch wirklich Wissen über die Stadt gefragt. Man musste hier also Tipps geben, wo man Shoppen gehen kann, was die Hotspots der Stadt sind, was sich zum Sightseeing anbietet. Und das war eine der größten Herausforderungen für mich. Ich war davor ja noch nie in Warschau. Das heißt, ich konnte mich wirklich nur mit Artikeln aus dem Internet vorbereiten, mit Google & Co. Und das dann wirklich glaubhaft zu repräsentieren, davor hatte ich am meisten Angst.
Mit 22 Jahren sind Sie nun offiziell der beste Rezeptionist der Welt – und haben damit ein Ziel erreicht, auf das Viele womöglich ihr ganzes Berufsleben hinarbeiten. Welche Wünsche und Ziele verfolgen Sie nun?
Natürlich sind meine Ziele hoch in der Hotellerie. Front Office ist der Bereich, in dem ich arbeite und ich bin sehr froh, Teil der Sacher Community zu sein und erstmal zu bleiben. Aber es wäre jetzt gelogen, wenn ich sage würde, ich will keine internationale Erfahrung sammeln. Als nächstes strebe ich jetzt den Front Office Supervisor oder Schichtleiter der Rezeption an. In London. Das ist ein großer Traum. Das Ziel habe ich mir schon gesetzt. Aber wann genau und wo, das wird sich ergeben.
Werden Sie bei der kommenden Wettbewerbsausgabe 2021 Ihren Titel versuchen zu verteidigen und noch einmal antreten?
Man nimmt nur einmal teil – auch, weil man das Jahr darauf dann selbst in der siebenköpfigen Jury sitzt. Jetzt im November bin ich für den regionalen Vorentscheid in Österreich in der Jury. Im kommenden Januar werde ich dann nach Doha, Katar eingeladen, wo die David Campbell Trophy 2021 vergeben wird. Darauf freue ich mich schon sehr.