Tantris-Gründer Fritz Eichbauer verstorben
Am 19. Juni ist der Gastro-Visionär Fritz Eichbauer im Alter von 97 Jahren verstorben. Er sei „friedlich zu Hause im Bett in Anwesenheit der Familie entschlafen“, wie sein Sohn Felix Eichbauer mitteilte.
Eigentlich war Fritz Eichbauer Bauunternehmer. Doch im Dezember 1971 wagte er ein Experiment und legte den Grundstein für eine kulinarische wie architektonische Revolution. In München-Schwabing eröffnete der Pionier das Restaurant Tantris – eine Institution, die bis heute ihresgleichen sucht.
Visionär und Pionier
Fritz Eichbauer musste schon mit Anfang 20 Verantwortung übernehmen, da sein Vater früh verstorben war. Als frisch gebackener Diplom-Bauingenieur übernahm er so bereits 1952 den Familienbetrieb. Eines seiner ersten Projekte soll der Wiederaufbau der Zentrale des Feinkost-Unternehmens Dallmayr in der Münchner Innenstadt gewesen sein.
Die Gastronomie lernte Eichbauer gemeinsam mit seiner Frau Sigrid-Ursula auf zahlreichen Reisen nach Frankreich und in die Schweiz kennen und lieben. So entstand der Wunsch, die Spitzengastronomie auch nach München zu holen. „Außer gestandenen Wirtschaften gab’s in München nichts Vernünftiges! Ich wollte auch in meiner Heimatstadt gut essen gehen“, habe Eichbauer immer wieder auf die Frage geantwortet, was ihn dazu veranlasst habe, in eine ihm völlig fremde Branche einzusteigen.
In einer dreijährigen Plan- und Bauphase entwickelte der Visionär gemeinsam mit seiner Frau und dem Schweizer Architekten Justus Dahinden in einem Wohnkomplex im Münchner Norden das Restaurant „Tantris“. Als Koch konnte er den damals noch jungen österreichischen Küchenchef Eckhart Witzigmann gewinnen.
Gemeinsam mit Witzigmann gelang es Eichbauer 1973, den ersten Michelin-Stern nach München zu holen. Im Jahr 1974 folgte dann der zweite. Vier Jahre später, im Jahr 1978, trennten sich die Wege von Eichbauer und Witzigmann, da Witzigmann mit dem Restaurant „Aubergine“ sein eigenes Restaurant eröffnete. Dieses wurde ein Jahr später als erstes deutsches Restaurant mit drei Sternen ausgezeichnet. Wenig später konnte das Tantris nachziehen. Im Jahr 1981 erkochte Nachfolger Heinz Winkler auch dem Tantris drei Michelin-Sterne. Damit war das Tantris das zweite Restaurant in Deutschland, das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde.
Auf diese Weise setzte Eichbauer Maßstäbe in der Gastronomieszene. Für sein Engagement in diesem Bereich wurde ihm 2017 die Denkmalschutzmedaille des Freistaates Bayern verliehen. Das Tantris wurde zudem bereits im Jahr 2012 unter Denkmalschutz gestellt.
Zahlreiche Auszeichnungen
Aber nicht nur in der Gastronomie machte sich Eichbauer einen Namen. Auch als Bauunternehmer wurde er mehrfach geehrt. So erhielt er 1977 den Ehrenpreis für guten Wohnungsbau der Landeshauptstadt. Von 1978 bis 2000 war er Präsident des Spitzenverbandes der deutschen Bauwirtschaft.
Für sein Engagement im Baugewerbe erhielt er 1984 den Bayerischen Verdienstorden, 1987 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Im Jahr 1988 würdigte man seine Verdienste mit dem Ehrenring des Deutschen Baugewerbes. Im selben Jahr verlieh ihm der Zentralverband des Deutschen Handwerks das Handwerkszeichen in Gold.
1993 wurde ihm das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Im Jahr 2000 wurde er zudem zum Ehrenpräsidenten des ZDB ernannt.
Große Trauer
Mit Fritz Eichbauer verliert die Bau- und Gastro-Branche einen wegweisenden Pionier. Der Einfluss, den Eichbauer mit dem Tantris auf die deutschen Essgewohnheiten genommen habe, sei einmalig, sagte einst der mittlerweile verstorbene Gastro-Kritiker Wolfram Siebeck.
„Ohne ihn wäre die Deutsche Kulinarik nicht da, wo sie heute ist“, schreiben auch die heutigen Betreiber des Tantris auf der Instagram-Seite des Restaurants. Der Ort, den Fritz Eichbauer mit seiner Frau Sigrid-Ursula erdacht, gebaut und mit großem Pioniergeist Anfang der 70er Jahre als Meilenstein der kulinarischen Geschichte in Deutschland erschaffen hat, sei einzigartig. „Ein Ort, der Erinnerungen trägt, der unvergessliche Momente möglich macht, der unzählige Menschen auf ihrem Weg in der Gastronomie geprägt hat.“ Ohne Fritz Eichbauer und das Tantris wäre das deutsche Küchenwunder keine Geschichte. „Gestern ist nicht nur ein Ehemann, Vater und Großvater von dieser Welt gegangenen, sondern auch ein großer Visionär“, trauert das Tantris.
Neben seiner Frau Sigrid-Ursula hinterlässt Fritz Eichbauer seine drei Kinder Bettina, Alexa und Felix sowie seine sechs Enkelkinder.
(Süddeutsche Zeitung/Welt/Falstaff/Zentralverband Deutsches Baugewerbe/ots/
SAKL)