Umfrage

Wer die Digitalisierung nutzt, ist erfolgreicher

Junger Kellner mit Tablet
Der Einsatz digitaler Tools macht sich vor allem jetzt während der Corona-Krise bezahlt. (Foto: ©Chris Joubert/stock.adobe.com)
Um ein Stimmungsbild der Gastronomie zu entwerfen, hat Orderbird deutschlandweit Gastronomen befragt. Es zeigt sich: digitale Tools sind ein Wettbewerbsvorteil. Viele wünschen sich zudem weitere staatliche Hilfen.
Dienstag, 04.08.2020, 11:20 Uhr, Autor: Kristina Presser

Der iPad-Kassensystemanbieter Orderbird hat deutschlandweit 425 Gastronomen zur aktuellen Geschäftssituation und der Zukunftsstimmung befragt. Dabei zeigt sich einerseits, dass die Mehrheit schweren finanziellen Schaden durch die Corona-Krise getragen hat, andererseits verzeichnen jene weniger finanzielle Einbußen, die auf digitale Lösungen setzen und beispielsweise Reservierungen und Gutscheine online anbieten, ihre Website pflegen und Online-Marketing betreiben. Teilgenommen an dem Gastro-Stimmungsbarometer haben Betreiber von Restaurants (52 Prozent), Cafés (23 Prozent), Bars (13 Prozent) und sonstigen Betriebe (12 Prozent). Zudem flossen anonymisierte Kassendaten von 8.000 Orderbird-Kunden in die Auswertung ein.

Laut Umfrageanalyse hat sich seit Beginn der Krise bei fast 80 Prozent aller Befragten die finanzielle Situation ihres Betriebes deutlich verschlechtert. Nur 13 Prozent geht es genauso wie vor der Krise und 6 Prozent sind in einer besseren finanziellen Situation. Dieses Ergebnis spiegelt sich ebenso in den Einschätzungen über die Zukunft der Gastro-Branche wider: 79 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass sich die Gastronomie langfristig verändern wird. 46 Prozent jedoch gehen davon aus, dass sich dies in weniger Gastronomiebetrieben äußern wird. 17 Prozent rechnen mit Umsatz- oder Gästerückgang, 8 Prozent mit einer exklusiveren Gastronomie und 7 Prozent mit generellen Veränderungen durch flexiblere Geschäftsmodelle.

Doch ungeachtet der überwiegend negativen Haltung zur jetzigen Situation, glaubt mit 62 Prozent die Mehrheit, dass sie es letztlich doch gut durch die Krise schaffen wird. Lediglich 21 Prozent stehen ihrer betrieblichen Zukunft eher pessimistisch gegenüber und ganze 17 Prozent gehen davon aus, dass ihre gastronomische Einrichtung so nicht überleben wird.

Meinung zu politischen Finanzhilfen

Angesichts der von der Politik bereitgestellten Soforthilfen, sind Gastronomen größtenteils zufrieden. 63 Prozent der Befragten würden der Landesregierung eine Schulnote von 1 bis 3 geben. Lediglich 15 Prozent empfinden die Maßnahmen als ausreichend (4) und 23 Prozent bewerten den Umgang mit mangelhaft (5) bis ungenügend (6). Das mag auch mit der schnelle Umsetzung unterschiedlicher Maßnahmen wie finanzielle Soforthilfen, Kredite, Kurzarbeit für Angestellte und ähnlichem zusammenhängen, so die Einschätzung von Orderbird.

Trotzdem wünscht sich eine Mehrheit von 70 Prozent weitere landesweite Subventionen und Hilfen, 25 Prozent stehen der Forderung neutral gegenüber und nur 5 Prozent wünschen sich keine weitere Unterstützung. Dieses Ergebnis zeigt, dass Gastronomen ungeachtet der bereits angebotenen Hilfe auf weitere Unterstützung angewiesen sind.

Infografik zum aktuellen Gastro-Stimmungsbarometer von Orderbird
Infografik zum aktuellen Gastro-Stimmungsbarometer von Orderbird. (Grafik: ©Orderbrid)

Zunehmende Digitalisierung verhilft zum Vorsprung

Onlineplattformen, neue Zahlungsmöglichkeiten, Reservierungssysteme, digitale Kassensysteme – die Digitalisierung etabliert sich nun auch in der Gastronomie immer mehr. Die Umfrage zeige zwar, laut Orderbird, dass Nutzer und Nichtnutzer digitaler Softwarelösungen ihre finanzielle Situation anteilsmäßig sehr ähnlich einschätzen, jedoch gehen Gastronomen, die digitale Software-Tools verwenden, davon aus, besser durch die Krise zu kommen und haben eine positivere Einstellung gegenüber der Zukunft. Während über zwei Drittel von Nutzern digitaler Lösungen der Zukunft in der Gastronomie positiv gegenüberstehen, sind es bei Nicht-Nutzern digitaler Tools nur die Hälfte.

Dass Gastronomen mit digitalen Software-Lösungen besser die Krise meistern, zeigt sich auch am Umsatz. Von den Gastronomiebetrieben, die während der Krise keinen Umsatz erzielen konnten, sind nur 35 Prozent mit digitalen Systemen wie einer Bestellsoftware oder einer Webseite ausgestattet. Bei den Gastronomiebetrieben mit gleichem oder gestiegenem Umsatz während der Krise haben 77 Prozent mindestens eine dieser digitalen Lösung. Das lässt annehmen, dass Gastronomen durch digitale Tools in der Krise mehr verkaufen können, zum Beispiel durch Außer-Haus-Verkäufe. Diese Annahme wird auch von den Kassendaten unterstützt: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Verhältnis von Außer-Haus-Verkäufen bei Orderbird Kunden fast verdoppelt (Januar–Juni 2019: 14 Prozent vs. Januar–Juni 2020: 27 Prozent).

Akzeptanz für digitale Tools steigt durch Corona

Wie die Umfrageauswertung ergibt, hat die Corona-Krise nicht nur die Digitalisierung beschleunigt, sondern viele Gastronomen hätten auch gemerkt, dass sie ihr Geschäftsmodell überdenken müssen und haben dieses bereits angepasst oder erweitert. Die Zahlen: Während 71 Prozent schon vor der Pandemie ein kontaktloses Bezahlsystem verwendeten, ist der Wert seit der Krise auf  80 Prozent gestiegen. Weitere 8,5 Prozent planen dies schnellstmöglich umzusetzen. Die wichtigsten Softwarelösungen, in welche die Befragten in den nächsten sechs Monaten investieren möchten, sind ihre Website (11 Prozent), ein Online-Reservierungssystem (6,4 Prozent) sowie ein Tool für Gutscheinverkäufe (6 Prozent).

Zur Studie

Untersucht wurden von der Orderbird AG im Zeitraum vom 23. Juni 2020 bis zum 1. Juli 2020 425 Gastronomiebetreiber in Deutschland. Außerdem wurden anonymisierte Daten von 8.000 Orderbird Kunden in Deutschland ausgewertet von Januar bis Juni 2019 und 2020.
(Orderbird/KP)

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