Statement

„Die Loyalität ist oft schon verloren“

Eva Eppard
Eva Eppart, Eigentümerin 100 Guldenmühle, über die aktuelle Situation. (Foto: © Saron Duchardt 2020)
„Ein Durcheinander wie früher im Kinderzimmer“ beschreibt Eva Eppard, Inhaberin des Restaurants Eppard in der 100 Guldenmühle und SWR4-Radio-Köchin, die aktuelle Lage.  Es benötige dringend eine Perspektive, denn die Loyalität sei oftmals schon verloren.
Montag, 19.04.2021, 14:53 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Sie ist die SWR4-Radio-Köchin, die Inhaberin des Restaurants Eppard in der 100 Guldenmühle und eine echte Powerfrau: Eva Eppard. Für gewöhnlich äußert sie sich öffentlich zu Koch- und Küchenthemen, jetzt aber geht der couragierten Geschäftsfrau die Hutschnur hoch: „Wir verlieren ob des Chaos in der Pandemie-Politik gerade die Loyalität der Menschen. Das macht mir Angst“, sagt sie. Und mehr noch: „Ich habe so viele Gedanken und Kopfschütteln in mir, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Aber eines steht fest: So, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Wir Gastronomen haben die letzten Monate alles aus Überzeugung mitgetragen, weil es richtig und notwendig war und ist, um aus dieser Pandemie wieder herauszukommen. Auch, wenn wir inzwischen nicht mehr auf dem Zahnfleisch gehen – nein, es ist schon der Kieferknochen. Niemand kann etwas für das Virus, aber sehr wohl für den Umgang damit.“

Ohne das aktive „Dazu-beitragen-wollen“ der Menschen wird es nicht gehen

„Kaum jemand weiß im Moment was aktuell ist“, fährt Eppard fort. „Ich übrigens auch nicht. Während ich das hier gerade schreibe, wurden die nächtlichen Ausgangsbeschränkung im nahen Mainz nach gerade mal zehn Tagen von einem Gericht wieder gekippt. Für wie lange? Nur eine Frage der Zeit. Es ist ein Durcheinander wie früher in meinem Kinderzimmer. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Betrieb so geführt werden würde…Wie will man so das Vertrauen der Menschen erlangen? Und ohne die Unterstützung der Menschen, ihr aktives „Dazu-beitragen-wollen“ wird es nicht gehen.“

In der Gastronomie gibt es mehr Kontrolle

„Und die Loyalität ist oft schon verloren: Wenn ich mir die Zahl der Menüs innerhalb einer Bestellung bei unserem To-go- und dem ‚Bringelingeling‘-Service anschaue, dann weiß ich, dass die Menschen sich privat völlig unbekümmert weiterhin treffen“, gibt die Köchin zu bedenken. „Von Kollegen weiß ich, dass das überall so ist. Das macht mir Angst. In der Gastronomie wären sie dabei wenigstens „unter Kontrolle“. Und wer nach 21.00 Uhr nicht mehr auf die Straße darf, bleibt einfach über Nacht bei den Freunden. Wie realitätsfremd sind eigentlich die Entscheider?“

Gerechtigkeit und nachvollziehbare Maßnahmen gefordert

„Mein Team und ich, wir halten uns an sämtliche Auflagen, wir kämpfen täglich ums wirtschaftliche Überleben; wir versuchen, unsere Auszubildenden weiter im Lernfluss zu halten. Aber: Wir möchten irgendwann auch wieder öffnen und einen normalen Job machen dürfen. Dafür braucht es eine Perspektive, die ich im Moment nicht sehe. Der Politik rufe ich daher zu: Schafft endlich Gerechtigkeit und nachvollziehbare Maßnahmen! Nehmt uns Gastronomen und unsere Lösungsansätze endlich ernst, statt Menschen auf die Balearen fliegen zu lassen! Wir möchten nicht mehr in die Ecke gestellt werden, während privat im Wohnzimmer gefeiert wird!“, schließt Eppard.

(Eppard/NZ)

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