Vermietungsportale

Berlin will schärfer gegen Airbnb vorgehen

Das Logo von Airbnb
Berlin pocht auf eine Auskunftspflicht, die Airbnb hat. Doch die Plattform weigert sich, unter Berufung auf den Datenschutz. (© picture alliance / NurPhoto)
Obwohl sich Berliner Bürger, die ihre Wohnung an Feriengäste vermieten, registrieren lassen müssten, tun dies viele nicht. Nun nimmt die Kommune das Portal Airbnb in die Pflicht.
Donnerstag, 18.04.2019, 09:48 Uhr, Autor: Thomas Hack

Der Senat und die Berliner Bezirke verschärfen ihre Gangart gegen Airbnb: Sie haben nun das Ferienwohnungsportal aufgefordert, Daten über private Anbieter von Unterkünften herauszugeben, die sich nicht wie vorgeschrieben bei den Behörden registrieren haben lassen. Mehrere Bezirke erließen dazu sogenannte Auskunftsanordnungen gegenüber Airbnb, wie Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher dieser Tage mitteilte. Sollte das Unternehmen dem nicht Folge leisten, behalten sie sich rechtliche Schritte vor. Berliner, die Wohnung oder Zimmer zeitweise an Feriengäste vermieten, müssen seit 1. Mai 2018 beim Bezirksamt eine individuelle Registriernummer einholen. Wer die gesamte Wohnung anbietet, braucht zudem eine behördliche Genehmigung. So soll angesichts des Mangels an Wohnraum sichergestellt werden, dass Wohnungen nicht durch Dauervermietung zweckentfremdet werden. Viele Anbieter halten sich jedoch nicht an die Regeln.

Aibnb beruft sich auf Datenschutz
Laut Senatsverwaltung gaben die Bezirke bis Ende 2018 rund 2.400 Registriernummern aus. Nach Schätzungen des Senats gibt es in der Hauptstadt allerdings 20.000 bis 30.000 Wohnungen oder Zimmer, die zu Ferienzwecken vermietet werden. Seit 1. August drohen nach einer Übergangsfrist bei Verstößen Bußgelder. Um diese verfolgen zu können, brauchen die Behörden jedoch Informationen zu den Wohnungseigentümern oder regulären Mietern. Die wollen sie nicht zuletzt von Airbnb. Die Firma ist aber nicht bereit, diese Informationen herauszugeben, und beruft sich auf den Datenschutz. „Der Genehmigungsprozess für Berliner Homesharer ist weiterhin bürokratisch und unklar“, erklärte eine Airbnb-Sprecherin. „Wir haben der Stadt angeboten, bei einer digitalen Lösung zu kooperieren, die es den Gastgebern erleichtert, ihr Zuhause zu registrieren, und gleichzeitig zum Wohnraumschutz beiträgt.“

Berlin pocht auf Auskunftspflicht
Als Beispiel nannte die Sprecherin Hamburg. Wie dort wolle Airbnb auch mit der Berliner Senatsverwaltung an einer „bürgerfreundlichen und effektiven Lösung“ arbeiten, die sowohl dem Wohnraumschutz als auch dem Datenschutz Rechnung trage. Airbnb werde die Auskunftsanordnungen prüfen, sobald sie vorlägen. Eine digitale Schnittstelle, wie sie Airbnb vorschwebt, will jedoch der Senat nicht – ebenfalls unter anderem aus Datenschutzgründen. In dem Fall würde ein Privatunternehmen Zugang zu einer Datenbasis bekommen, wie sie eigentlich nur der Verwaltung zur Verfügung stehe, erläuterte eine Sprecherin Lompschers. Vielmehr pocht die Senatorin auf eine Auskunftspflicht, die Airbnb habe und durchgesetzt werden müsse. „Wir erwarten von den Plattformbetreibern die gesetzlich geregelte Mitwirkung bei der Verfolgung von Zweckentfremdung und damit die Herausgabe der entsprechenden Informationen“, erklärte Lompscher. „Da es bisher auf freiwilliger Basis nicht funktioniert, unterstützen wir die Bezirke dabei, den Rechtsweg zu beschreiten.“ Rückenwind verspürt Berlin durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts München: Dieses hatte Airbnb dazu verurteilt, der Stadt Auskunft über seine Gastgeber zu geben. Airbnb legte dagegen Rechtsmittel ein.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Franziska Giffey, Wirtschaftssenatorin von Berlin.
Mehrwertsteuer
Mehrwertsteuer

Giffey für verlängerte Steuerermäßigung für Speisen im Restaurant

Während der Corona-Pandemie wurde der Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Doch dies gilt nur noch bis Ende 2023. Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey sieht das kritisch. 
Eine Hotelrezeption
Coronapolitik
Coronapolitik

Hotellerie entsetzt über „Zwei-Klassen-Wirtschaft“

Die von der Agentur Wilde & Partner betreuten Hotels fordern ein Ende der festgelegten Zwei-Klassen-Gesellschaft seitens Politik und Wirtschaft.
Die Silhouette der Stadt München
Wohnungsvermittlungen
Wohnungsvermittlungen

Europäische Städte fordern strengere Airbnb-Auflagen

Mittlerweile sind es 22 europäische Kommunen, die die EU auffordern, die Auflagen für Airbnb-Vermietungen zu verschärfen. Rückendeckung für die Städte gibt es jetzt von Ursula von der Leyen.
Das City Hostel Berlin
EU-Politik
EU-Politik

Ultimatum an deutsches „Nordkorea“-Hotel gestellt

Das Berliner City Hostel auf dem Gelände der nordkoreanischen Botschaft sorgt weiter für Schlagzeilen. Die Betreiber haben nun noch 10 Tage Zeit, den Betrieb des Hostels in der Glinkastraße im Ortsteil Mitte einzustellen.
Die Statue Justitia
EU-Kommission
EU-Kommission

Millionenstrafe gegen Hotelkette

Der spanische Hotelkonzern Meliá hat EU-weit unterschiedliche Preise und Schnäppchen angeboten. Für diesen Verstoß gegen die Kartellvorschriften soll das Unternehmen jetzt 6,7 Millionen Euro zahlen.
die Silhouette der Stadt Frankfurt
Wohnungsvermittler
Wohnungsvermittler

Millionenstrafe für Vermietungen über Airbnb & Co.

In einem einzigartigen Präzedenzfall hat die Stadt Frankfurt Bußgelder von über 1 Millionen Euro wegen illegaler Weitervermietung von Wohnungen einkassiert. Unter anderem wurden 83 Airbnb-Angebote ausgehebelt.
Die Internationales Autoausstellung IAA
Automobilausstellung
Automobilausstellung

Hoteliers nach IAA-Aus geschockt

Nachdem das Aus für die Automobilmesse in Frankfurt verkündet wurde, reagierte das Gastgewerbe geschockt. Jetzt gilt es, weitere Messeformate in der Stadt zu sichern.