Hilfsmaßnahmen

Corona-Prämie für Ausbildungsbetriebe

Ausbilder gibt auszubildenden Köchen Anleitungen
Kleine und mittelständische Ausbildungsbetriebe sollen jetzt eine „Azubi-Prämie“ erhalten. (Foto: ©Phovoir/stock.adobe.com)
Das Bundeskabinett hat „Azubi-Prämien“ für kleine und mittelständische Ausbildungsbetriebe beschlossen. Wer durch Corona in finanzielle Schieflage geriet, aber trotzdem weiter ausbildet, soll nun vom Staat unterstützt werden.
Mittwoch, 24.06.2020, 15:41 Uhr, Autor: Kristina Presser

Das Bundeskabinett hat die geplanten „Azubi-Prämien“ für kleine und mittelständische Firmen beschlossen. Das Programm wird schätzungsweise rund 500 Millionen Euro kosten, wie es heißt, und soll helfen, Ausbildungsplätze in der Pandemie zu erhalten. Es geht zurück auf Vereinbarungen zwischen Vertretern der Bundesregierung, der Bundesagentur für Arbeit, der Länder, der Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften.

Der Fokus der Kabinettsbeschlüsse liegt auf der Sicherung von Ausbildungsplätzen. Die neuen Hilfen im Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ richten sich an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 249 Mitarbeitern, die trotz erheblicher wirtschaftlicher Schwierigkeiten weiter ausbilden, heißt es von Seite des Bundesarbeitsministeriums (BMAS).

  • Diese Betriebe sollen zeitlich befristet im Ausbildungsjahr 2020/21 Unterstützung erhalten, damit sie ihre Ausbildungsaktivitäten aufrechterhalten und junge Menschen ihre Ausbildung fortsetzen und erfolgreich abschließen können. Für jeden Monat, in dem der Arbeitsausfall im Betrieb bei mindestens 50 Prozent liegt, übernimmt der Staat bis Ende des Jahres 75 Prozent der Brutto-Ausbildungsvergütung.
  • Wer es schafft, sein Ausbildungsniveau stabil zu halten bzw. sogar weiter auszubauen, erhält eine Prämie: Pro Ausbildungsvertrag 2.000 bzw. 3.000 Euro für jeden zusätzlich abgeschlossenen Ausbildungsvertrag.
  • Außerdem wird die zeitweise Übernahme von Azubis im Rahmen einer Auftrags- oder Verbundausbildung gefördert.
  • Unternehmen können darüber hinaus pro aufgenommenem Azubi 3.000 Euro erhalten, wenn der eigentliche Arbeitgeber pandemiebedingt insolvent ist.

Start ins Berufsleben muss gesichert werden

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte nach der jüngsten Kabinettssitzung, man wolle dafür sorgen, „dass kein Schulabgänger und keine Schulabgängerin von der Schulbank ins Nichts fällt“. Corona dürfe nicht wie Blei am Bein hängen, wenn es um den Start ins Berufsleben geht.

Achim Dercks, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags
(DIHK): „Die angekündigte Ausbildungsprämie kann eine gute Motivation für kleine und mittlere Betriebe sein, auch unter schwierigen Bedingungen ihre Ausbildungsanstrengungen aufrechtzuerhalten.“ Viele Ausbildungsbetriebe befänden sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und litten unter Liquiditätsengpässen.

Wie genau sich die Corona-Krise auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar machen wird, ist momentan noch nicht ganz absehbar. Es gebe noch keine validen Zahlen, sagte Heil. Man befürchte jedoch, dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage viele kleine und mittelständische Unternehmen überlegten, ob sie Ausbildungsplätze im
bisherigen Umfang zur Verfügung stellen wollten.

Schnelle Auszahlung

Die Azubi-Prämien sollen jetzt nach Angaben von Heil „schnell und unbürokratisch“ an die betroffenen Betriebe ausgereicht werden. Dazu werde eine entsprechende Förderrichtlinie mit der Bundesagentur für Arbeit umgesetzt. Das sei gerade jetzt wichtig am Beginn vieler Schulferien, wenn die Ausbildungsverträge gemacht würden.
(BMAS/dpa/KP)

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