DZG: „Die Gastwelt ist ein zentraler Wohlstandsanker“
Mit rund 6,1 Millionen Erwerbstätigen ist der Dienstleistungssektor Gastwelt – bestehend aus den Teilbranchen Tourismus, Hospitality, Foodservice und Freizeitwirtschaft – einer der drei größten Arbeitgeber Deutschlands. Das zeigen aktuelle Leistungskennzahlen der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG), die in dieser Woche ihre Gastwelt-KPIs für 2024 veröffentlichte.
Besonders eine Zahl sticht dabei heraus: Der Beitrag des Sektors zur Bruttowertschöpfung ist im vergangenen Jahr um über 30 Milliarden auf 483,7 Milliarden Euro gestiegen, was 11,2 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Während das BIP im Jahr 2024 nominal um 2,5 Prozent stieg, wuchs der Gastwelt-Anteil überdurchschnittlich um ganze 6,3 Prozent.
„Wir sind das Herz unserer Gesellschaft und eine tragende Säule der Binnenkonjunktur“
Damit rückt die Gastwelt auch ökonomisch stärker ins Zentrum: In der Privatwirtschaft beschäftigen nur das produzierende Gewerbe (8,1 Millionen Beschäftigte) und die Unternehmensdienstleistungen (6,2 Millionen) mehr Menschen als die Gastwelt (6,1 Millionen, direkt/indirekt). Gleichzeitig tätigte der Sektor im Jahr 2024 Investitionen in Höhe von 36,3 Milliarden Euro, was den zweithöchsten Wert der letzten Dekade darstellt.
Auch die touristischen Kennzahlen sind positiv: Mit 496,1 Millionen Übernachtungen (+1,9 Prozent im Vorjahresvergleich) wurden 2024 mehr Gäste als im bisherigen Rekordjahr 2019 (+0,1 Prozent) empfangen und damit ein neues Allzeithoch aufgestellt.
„Die Zahlen unterstreichen eindrucksvoll: Wir sind ein zentraler Wohlstandsanker“, sagt DZG-Vorstandsvorsitzender Dr. Marcel Klinge. „Kein anderer Wirtschaftsbereich verbindet Wertschöpfungskraft, Lebensqualität und gesellschaftlichen Zusammenhalt so direkt wie die Gastwelt – wir sind das Herz unserer Gesellschaft und eine tragende Säule der Binnenkonjunktur.“ Dies müsse sich allerdings auch in mehr politischer Unterstützung niederschlagen, so der Sprecher.
Dienstleistungssektor mit hoher System- und Alltagsrelevanz
Die Stärke der Gastwelt zeigt sich dabei auch in ihrer flächendeckenden Präsenz: In faktisch allen der rund 11.000 Kommunen Deutschlands ist sie mit einem „Outlet“ vertreten – sei es mit Hotels, Cafés, Freizeitparks, Reisebüros oder Veranstaltungsorten.
„Dazu kommt ihre enorme gesellschaftliche Relevanz: Jede achte Minute haben Menschen in Deutschland – laut einer Grundlagenstudie des Fraunhofer IAO aus dem Jahr 2022 – einen ‚Gastlichkeits-Touchpoint‘. Wenn es also um System- und Alltagsrelevanz geht, ist die Gastwelt unverzichtbar für unser Land“, betont der ehemalige Bundestagsabgeordnete.
Die Gastwelt in Zahlen (2024):
- 6,10 Millionen Erwerbstätige (davon rund 3,1Millionen direkt, 3 Millionen indirekt)
- 483,7 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung (+ 30,6 Milliarden Euro im Vergleich zu 2023), was einem BIP-Anteil von 11,2 Prozent entspricht
- 36,3 Milliarden Euro Investitionen – zweithöchster Wert der letzten Dekade
- 496,1 Millionen Übernachtungen (+ 1,9 Prozent im Vergleich zu 2023) – neues Allzeithoch
- Verteilung der Gastwelt-Ausgaben: 82,2 Prozent Leisure, 17,8 Prozent Business
- In faktisch allen 11.000 Kommunen in Deutschland vertreten

DZG: Gastwelt verdient eine strategische Rolle in der Politikgestaltung
Die DZG sieht in den aktualisierten Zahlen einen klaren Arbeitsauftrag: Die Gastwelt sei nicht nur konjunkturell bedeutsam, sondern auch sozial unverzichtbar – und verdiene eine strategische Rolle in der Politikgestaltung. Der Aufschwung der Gastwelt könne nur fortgesetzt werden, wenn Themen wie Arbeitskräftegewinnung, Standortförderung, Bürokratieabbau und steuerliche Fairness jetzt entschlossen angegangen würden.
„Mit dem neuen Big Picture ‚Gastwelt‘ spielte die Branche bei den Schlüsselkennzahlen endlich auf Augenhöhe mit anderen Wirtschaftssektoren wie der Automobilindustrie, der Bauwirtschaft oder dem Handwerk“, betont Klinge.
Methodische Hinweise:
Die aufgeführten Daten beziehen sich in der Regel auf das Jahr 2024 und basieren auf aktuellen Veröffentlichungen des World Travel & Tourism Council (WTTC) und Statistischen Bundesamtes (Destatis). Außerdem flossen Zahlen aus der im Jahr 2022 veröffentlichten Grundlagenstudie des Fraunhofer IAO „Wirtschaftsfaktor 360° Gastwelt“ ein.
(DZG/SAKL)