Statement

HDV kritisiert Entscheidung zur 7-Prozent-Mehrwertsteuerregelung in der Gastronomie

Jürgen Gangl
Jürgen Gangl, 1. Vorsitzender der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland und General Manager im Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz, kritisiert die Entscheidung der Ampelkoalition zur 7-Prozent-Mehrwertsteuerregelung in der Gastronomie. (Foto: © HDV)
Warum erkennt die Politik die Dramatik nach wie vor nicht? – diese Frage stellt sich Jürgen Gangl. Der 1. Vorsitzende der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) kritisiert die Absage der Ampelkoalition an die dauerhafte Entfristung der Mehrwertsteuersteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie. 
Freitag, 23.06.2023, 10:46 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„Die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland kritisiert die Absage der Ampelkoalition an die dauerhafte Entfristung der Mehrwertsteuersteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie scharf", sagt Jürgen Gangl, 1. Vorsitzende der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV)

Ursprünglich befristet bis Ende 2022, wurde die Regelung bis Ende 2023 verlängert. Der von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion eingebrachte Gesetzentwurf für die Fortführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent über 2023 hinaus wurde aktuell jedoch von der Ampelkoalition abgelehnt

„Wir sind systemrelevant und keine Verhandlungsmasse“

„Die Zusagen von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Christian Lindner, die während der Corona-Pandemie eingeführte Hilfe für die Gastronomie fortzuführen, erweisen sich einmal mehr als leere Versprechen der Politik“, sagt Jürgen Gangl. 

Interessant sei die Begründung der Ampel: „Verwiesen wird auf die angespannte Haushaltssituation. Die hohen Ausgabenwünsche passten nicht zur Schuldenbremse. Außerdem habe sich die Situation der Gastronomie ‚deutlich‘ verbessert. Ohne in die Diskussion zu gehen, Für und Wider abzuwägen, wurde der Gesetzentwurf mit fadenscheinigen Begründungen abgeschmettert. Die Gastwelt ist nichts weiter als simple politische Verhandlungsmasse und wird nach wie vor nicht als wichtiger Wirtschaftsfaktor von der Politik ernst genommen“, führt Jürgen Gangl aus. 

Er betont: „Wir sind systemrelevant und keine Verhandlungsmasse. Der eigentliche Zustand der Branche wird ignoriert und mit dem Scheinargument ‚Verbesserung der wirtschaftlichen Lage‘ unter den politischen Teppich gekehrt.“

„Die Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes ist für die gastronomischen Betriebe überlebenswichtig“

Dass nach drei schwierigen Pandemie-Jahren die inflationsbereinigten Umsätze von Hotellerie und Gastronomie nach Angabe des Statistischen Bundesamtes im ersten Quartal 2023 immer noch 12,5 Prozent unter denen des ersten Quartals 2019, also vor Ausbruch der Pandemie, liegen, interessiere laut Jürgen Gangl offenbar nicht. Dass beispielsweise 36.000 steuerpflichtige gastronomische Betriebe laut Dehoga von 2019 bis 2021 Insolvenz angemeldet haben, spiele ihm zufolge schlicht keine Rolle. 

„Die Zahl der finanzschwachen und insolvenzgefährdeten Gastronomieunternehmen ist stark gestiegen. Für die gastronomischen Betriebe hierzulande ist die Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes überlebenswichtig“, betont der 1. Vorsitzende der HDV.

"Hoffen wir, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist“ 

„Die Ampel-Koalition denkt zu kurz: Die Branche ist durch drastisch gestiegene Preise und Inflation hoch belastet. Die Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf 19 Prozent wird weitere Insolvenzen nach sich ziehen. Es werden Arbeitsplätze in der Gastronomie und in der Zulieferbranche verloren gehen und damit Kosten provoziert, die letztendlich vom Steuerzahler getragen werden. Die Preissteigerung wird an den Endkunden weitergegeben werden müssen. Wir sind mit der hohen Preissensibilität unserer Gäste jetzt schon täglich konfrontiert. Die erhöhten Preise auf Speisen werden letztendlich zusätzlich die Inflation befeuern“, prophezeit Jürgen Gangl

Er stellt die Fragen: "Will die Politik das? Was also hat die Ampelkoalition durch diese Entscheidung tatsächlich gewonnen? Warum erkennt sie die Problematik nicht und handelt? Hoffen wir, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.“ 

Mit seiner Kritik ist Jürgen Gangl nicht allein. Auch der BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert äußerte bereits Kritik an der Ablehnung der dauerhaften Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Speisen in der Gastronomie. Lesen Sie hier sein Statement dazu.

(HDV/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Zwei Gastronomen bei der Abrechnung
Umsatzsteuer
Umsatzsteuer

Dehoga-Umfrage zeigt die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung

Die Gastronomie hat monatelang für eine Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer gekämpft – ohne Erfolg. Seit Anfang des Jahres gilt wieder der normale Steuersatz von 19 Prozent. Eine Umfrage des Dehoga gibt nun Aufschluss über die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung.
Jürgen Gangl (Mitte), 1. Vorsitzender der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland und General Manager im Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz, nimmt den Ehrenpreis des Tourismusausschuss des Bundestages entgegen. Mit dabei unter anderem: Jana Schimke (2. v. r.), Vorsitzende des Tourismusausschuss des Bundestages, Stefan Schmidt (2. v. l.), Tourismuspolitischer Sprecher Bündnis 90/Die Grünen, Anja Karliczek (2. Reihe l), Tourismuspolitische Sprecherin CDU/CSU, und Mitglieder des Tourismusausschuss des Bundestages. (Foto: © HDV)
Auszeichnung
Auszeichnung

HDV erhält Ehrenpreis vom Ausschuss für Tourismus des Deutschen Bundestages

Große Ehre für die Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV): Der Ausschuss für Tourismus des Deutschen Bundestages hat seinen Ehrenpreis 2024 an die HDV vergeben. Damit würdigt man das langjährige Engagement der HDV und unterstreicht ihre Bedeutung für den Tourismus in Deutschland.
Dr. Marcel Klinge
Umsatzsteuer-Kampagne
Umsatzsteuer-Kampagne

„7 Prozent Mehrwertsteuer wären möglich gewesen“

Die Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer wäre auch kurzfristig noch möglich gewesen – so lautet zumindest das Ergebnis einer neuen Analyse der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG). Die DZG sieht vor allem deutliche Schwachstellen in der Umsatzsteuer-Kampagne des vergangenen Jahres. Was sollte beim nächsten Mal besser laufen?
Schweriner Landtag
Landtag in Schwerin
Landtag in Schwerin

Hitzige Debatte um Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Zum Abschluss seiner dreitägigen Plenarsitzung hat der Landtag in Schwerin ein für das Gastgewerbe wichtiges Thema aufgerufen. Entfacht ist eine emotionsgeladene Debatte um die Anhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf 19 Prozent.
Gastronomin vor ihrem Restaurant
Mehrwertsteuererhöhung
Mehrwertsteuererhöhung

„Mwst. Meistern“ – Kampagne soll Gastronomie unterstützen

Das neue Jahr hält gleich zu Beginn eine große Herausforderung für die Gastronomie bereit: Zum 1. Januar 2024 wurde die Mehrwertsteuer auf Speisen von 7 auf 19 Prozent angehoben. Transgourmet unterstützt Gastronomiebetriebe mit der Kampagne „Mwst. Meistern“. 
Christian Lindner
Statement
Statement

Christian Lindner schließt Rückkehr zur 7-Prozent-Mehrwertsteuer aus

Im vergangenen Jahr hatte Christian Lindner noch Sympathie für die 7-Prozent-Mehrwertsteuer in der Gastronomie gezeigt. Nachdem die Mehrwertwertsteuer nun aber wieder auf 19 Prozent angehoben wurde, scheint diese Sympathie verloren. In der Talkrunde Maischberger begründet der Finanzminister, warum er eine Rückkehr zur 7-Prozent-Mehrwertsteuer ausschließt.
Frau bei der Abrechnung
Umsatzsteuer
Umsatzsteuer

Mehrwertsteuererhöhung: Größere Restaurants warten mit Preiserhöhung

Seit dem 1. Januar gilt für Restaurantspeisen wieder eine höhere Mehrwertsteuer. Die Sorge vor einer Überlastung der ohnehin angeschlagenen Gastronomiebranche war groß. Doch wie reagieren Gastronomen auf die Steuererhöhung?