Kommentar

Lassen wir den Touristen zahlen

U2 Hausfeldstraße
Berliner und Wiener Grüne könnten sich für ein Zwangs-ÖPNV-Ticket für alle Besucher erwärmen. Offensichtlich ist die Steuer- und Abgabenlast in beiden Ländern noch immer zu gering… (© Manfred Helmer)
Der Vorschlag der Grünen, jedem Touristen zwangsweise ein ÖPNV-Ticket zu verkaufen, um damit Geld für die chronisch defizitären öffentlichen Verkehrsmittel zu lukrieren, ist ausbaufähig.
Donnerstag, 08.08.2019, 09:49 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

In Berlin wollen die Grünen jetzt also alle Touristen mittels eines ÖPNV-Pflichttickets zur Kasse bitten – egal ob U-Bahn oder Autobus tatsächlich benutzt werden oder nicht. 100 Millionen Euro sollen solcherart in die Kassen des maroden Berliner öffentlichen Verkehrs gepumpt werden. Ein lauter Protest seitens des Dehoga war zwar die Folge, das hat aber die grüne Schwesterpartei in Wien nicht daran gehindert, diesen Vorschlag für „diskussionswürdig“ zu halten, wie Verkehrssprecher Rüdiger Maresch in der Kronenzeitung zitiert wird. Zum Glück war die Begeisterung über diese Idee in Wien sowohl beim roten Koalitionspartner SPÖ wie auch beim WienTourismus enden wollend. „Wir sind gegen Zwangsmaßnahmen“, so WienTourismus-Sprecherin Andrea Zefferer kurz und bündig.

Schade eigentlich, denn die Idee, leere Kassen einfach von Touristen zwangsauffüllen zu lassen, wäre doch ausbaufähig. Nachdem die Österreichischen Bundestheater chronisch defizitär unterwegs sind, wäre ein Pflichtticket für Staatsoper oder Burgtheater für jeden Wien-Besucher doch überlegenswert. Die ÖBB ist ähnlich klamm wie die Straßenbaugesellschaft ASFINAG. Lösung: Zu jedem Hotelaufenthalt in Österreich müssen eine Autobahn-Vignette und ein ÖBB-Ticket erworben werden, auch wenn man per Flugzeug anreist.

Und erst in Deutschland: Dass Berlin „arm aber sexy“ ist, wusste Klaus Wowereit schon vor gut 15 Jahren und in der aktuellen rot-rot-grünen Koalition steht es um die Finanzen auch nicht besser. Egal ob ÖPNV, Straßen, Schulen oder andere Infrastruktureinrichtungen – leere Kassen wohin man schaut. Was liegt da also näher, als Touristen (die nach grüner Lesart ohnehin bedenklich sind, wenn sie per Auto oder Flugzeug anreisen) ein wenig zu schröpfen? Merkt doch keiner und der Hotellerie in der Hauptstadt geht es ja ohnehin gut genug, oder? Aber gut, linke Politik und freie Wirtschaft, in der man Leute nicht gängeln kann – das war schon immer eine Problembeziehung.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Die Bettensteuer für München ist vom Bayerischen Landtag verhindert worden.
Gesetzesänderung
Gesetzesänderung

Bayerischer Landtag verhindert Bettensteuer

Es war ein echter Krimi, der sich in München abspielte. Schließlich war es bis heute Morgen noch unklar, ob sie kommen wird oder nicht. Jetzt kann die Hotellerie- und Touristikbranche aufatmen.
Ein Hotelgast betritt ein Hotelzimmer
Politik
Politik

Bettensteuer ade: Termin für Verbot rückt näher

Die bayerische Bettensteuer ist noch nicht vom Tisch. Das könnte sich bald ändern. Der Landtag muss abschließend nur noch über ein landesweites Verbot für die Einführung dieser Steuer durch Kommunen abstimmen. Aber wann?
Wolfgang Tiefensee.
Investitionen
Investitionen

Thüringen will den Tourismus im Freistaat fördern

Beim Tourismus hat Thüringen nach Einschätzung von Fachleuten sein Potenzial längst nicht ausgeschöpft. Der Freistaat will attraktiver werden – dafür wird investiert.
Touristin breitet die Arme auf dem Münchner Rathausplatz aus.
Tourismus
Tourismus

München: Übernachtungssteuer vorerst vertagt?

Die umstrittene Übernachtungssteuer in München wird voraussichtlich vertagt. Die beiden größten Fraktionen im Stadtrat, Grüne und Rosa Liste sowie CSU und Freie Wähler, wollen dies am 29. November im Finanzausschuss beschließen. Zusammen haben beide Fraktionen eine Mehrheit in Stadtratsplenum und im Finanzausschuss.
Norbert Kunz
Norbert Kunz
Norbert Kunz

„Wir müssen mehr Innovationen anregen“

Im Rahmen des Welttourismustag hat DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz die Bedeutung des Deutschlandtourismus hervorgehoben. Gleichzeitig gibt er jedoch zu bedenken, dass die Branche weiterhin Überstützung benötigt.
Reinhard Meyer
Wahlforderungen des DTV
Wahlforderungen des DTV

„Der Tourismus muss von der Politik ernstgenommen werden“

Die Nachfrage in der Sommersaison war in den deutschen Destinationen gut, der Deutschlandtourismus hat sich jedoch noch lange nicht stabilisiert. Vor diesem Hintergrund stellt DTV-Präsident Reinhard Meyer die Wahlforderungen des Deutschlandtourismus vor.
Überbrückungshilfe
Aktionsbündnis Tourismusvielfalt
Aktionsbündnis Tourismusvielfalt

„Staatliche Unterstützung auf den letzten Metern nicht verwehren!“

In einem offenen Brief an Bundesminister Peter Altmaier und Olaf Scholz appelliert das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt (ATV), die staatlichen Überbrückungshilfen mindestens bis zum Jahresende zu verlängern.