Kommentar

Wäre der Gastronom eben Bauer geworden

Euroscheine stecken in der Erde
(©Bits and Splits/Fotolia)
„Hitzewelle und kein Ende in Sicht: Deutschlands Bauern klagen über Ernteeinbußen und fordern finanzielle Unterstützung“, so war es heute in den Medien allerorts zu lesen. So manchem Gastronomen schwillt ob dieser Zeilen völlig zu Recht die Zornader.
Mittwoch, 01.08.2018, 16:55 Uhr, Autor: Thomas Hack

Denn auch wenn unsere Agrarministerin Julia Klöckner zunächst vertröstet – sie möchte erst den kompletten Erntebericht Ende August abwarten – weiß doch jedermann hierzulande nur allzu gut: Dank der starken Agrar-Lobby in der bundesweiten Politik, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die Trockenperiode mit einem jähen Geldregen, auch Dürrehilfen genannt, ein Happy End findet.

So tragisch die Ernteausfälle der Bauern auch sein mögen – der Gastronom fragt sich an dieser Stelle vor allem eines: Wer kompensiert eigentlich die Umsatzausfälle, wenn das schlechte Wetter die Outdoor-Saison verhagelt? Oder wenn die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde aus der WM ausscheidet und allen Anschaffungen und Planungen zum Trotz die Public-Viewings und Fanfeste in der Gastronomie ersatzlos ausfallen? Da heißt es dann lediglich: Pech gehabt. Dumm gelaufen. Hätte der Wirt eben was Gescheites gelernt. Stimmt. Er hätte ja Bauer werden können!

Ob es am hohen Einfluss des Bauernverbands liegt, der in Berlin ein ganz gewaltiges Wörtchen dabei mitredet, was wir am Ende zu essen bekommen. Oder an der hohen Anzahl von Landwirten – z.B. in den Reihen der bayerischen CSU-Abgeordneten – das Resultat ist tragisch für unsere Branche: Der Bauer wird im Notfall mit Pauken und Trompeten subventioniert, der Gastronom geht sang- und klanglos pleite.

Es wird Zeit, dass auch die Gastronomie anfängt, sich zu wehren! Mit mehr als 200.000 Betrieben, die dem Gastgewerbe angehören, sollte endlich Schluss damit sein, sich mit dem Image einer Branche der Einzelschicksale abzufinden. Denn offenbar gilt: Nur wer laut genug jammert und mit dem nötigen politischen Nachdruck fordert, darf auf ein Happy End hoffen. (dm)

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