Personalmangel

„Wir benötigen Perspektiven und Planungssicherheit“

Ein kellner im Restaurant
Laut einer Dehoga-Umfrage suchen aktuell mehr als 60 Prozent der gastgewerblichen Betriebe Fach- und Hilfskräfte. (© Marko Novkov/stock.adobe.com)
Mehr als 60 Prozent der gastgewerblichen Betriebe suchen aktuell Fach- und Hilfskräfte. Dehoga-Präsident Guido Zöllick fordert daher schnelle Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung.
Freitag, 01.07.2022, 12:11 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Zur Entspannung der aktuellen Lage an vielen deutschen Flughäfen plant die Bundesregierung, die Lücken mit Hilfskräften aus dem Ausland aufzufangen. Diese Maßnahmen zeigen, dass schnelles und pragmatisches Handeln möglich ist.

Auch den Betrieben von Hotellerie und Gastronomie macht der Personalmangel nach zwei Jahren Pandemie mit neun Monaten Lockdown und Kurzarbeit erheblich zu schaffen. „Wir brauchen jetzt schnelle und pragmatische Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Für das Gastgewerbe fordert er erleichterte Zuwanderungsregeln sowie eine verbesserte Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten.

Trotz Bemühungen fehlt es an Arbeitskräften

Laut einer Dehoga-Umfrage von Anfang Juni suchen mehr als 60 Prozent der gastgewerblichen Betriebe Fach- und Hilfskräfte. „Weil es an Mitarbeitern fehlt, müssen Unternehmen ihre Öffnungszeiten reduzieren und Veranstaltungen ablehnen“, erläutert der Dehoga-Präsident.

Dabei würden die Betriebe erhebliche Anstrengungen unternehmen, ihre Mitarbeiter trotz der verheerenden Corona-Folgen zu halten und neue zu gewinnen. So wurden zuletzt Entgelttarifverträge mit Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich abgeschlossen. Auch die Ausbildungsvergütungen stiegen stark an. Zudem wurden die gastgewerblichen Ausbildungen modernisiert und bieten jetzt noch attraktivere Perspektiven.

Unterstützung gefordert

Auch die Regierung hat das Problem bereits erkannt und richtigerweise die Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes im Koalitionsvertrag verabredet. „Das muss jetzt zügig angegangen werden“, fordert Guido Zöllick. „Unsere bestens ausgebildeten Mitarbeiter gehen in alle Welt. Da sollte es selbstverständlich sein, auch mit aller Kraft Mitarbeiter aus der ganzen Welt für uns zu gewinnen.“

Die Unternehmen der Branche müssten dabei unterstützt werden, die aufgrund des demografischen Wandels fehlenden Fach- und Arbeitskräfte auch aus Drittstaaten einstellen zu können. Dafür sei es unverzichtbar, Verfahren zu vereinfachen, die Beschaffung von Visa zu beschleunigen sowie neue rechtliche Möglichkeiten der gezielten Erwerbsmigration zu schaffen.

Um die Beschäftigung von Saisonaushilfen im Gastgewerbe zu ermöglichen, sollten zwischenstaatliche Abkommen mit interessierten Ländern geschlossen werden. Auch stehen in den Ländern des Westbalkans viele Arbeitskräfte bereit, die in Hotels und Restaurants in Deutschland arbeiten möchten.

„Hier müssen die Kapazitäten an den deutschen Botschaften ausgeweitet werden. Die Westbalkanregel muss entfristet und das auf 25.000 Arbeitskräfte begrenzte Kontingent ausgeweitet werden“, appelliert Guido Zöllick. Zudem müssten alle Anstrengungen unternommen werden, damit Geflüchtete aus der Ukraine, die sich eine Beschäftigung wünschen, eine schnellstmögliche Bearbeitung bei den Ausländerbehörden erhalten.

Perspektiven und Planungssicherheit

Angesichts der gewaltigen Herausforderungen für das Gastgewerbe fordert Guido Zöllick von der Politik entschlossenes Handeln und die richtigen politischen Weichenstellungen: „Wir sind uns sicher, dass unsere Branche wieder wachsen wird und wir Arbeits- und Ausbildungsplätze mit Zukunft für Menschen aus dem In- und Ausland anbieten können. Das Gastgewerbe ist die Branche der Chancen und der Integration. Um das zu bleiben, benötigen wir Perspektiven und Planungssicherheit.“

(Dehoga/SAKL)

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