Fotos verboten: Warum ein Bergdorf Touristen bestrafen will
Fotos von Ausflügen in der Schweiz gibt es viele. Von Basel bis St. Gallen, von Zürich bis in Tessin freuen sich die Anwohner über die bildliche Dokumentation ihrer Heimat. Bis auf ein kleines Dorf im Kanton Graubünden. Es klingt wie eine schlechte Kopie der Asterix-Comics. Ein Dorf widersetzt sich den ungeschriebenen Gesetzen des internationalen Tourismus und stellt sich quer. Was grotesk erscheint, nehmen die renitenten Räteromanen bitterernst. Machen Touristen im alpinen Bergün Fotos, kann dies mit einem Bußgeld von 5 Schweizer Franken belegt werden, wie Blick.ch berichtet. Der Grund: Einwohner, die sich gerade nicht im malerischen Bergdorf aufhalten, sollen von Fotos aus Bergün nicht in eine Depression gestürzt werden.
Marketing-Maßnahme des Kantons Graubünden
Ganz so bierernst nehmen es die Schweizer aber dann doch nicht. Der Hinweis ist ein Marketing-Gag der Tourismusbehörde des Kantons Graubünden. In Bergün/Bravuogn (GR) hat die Gemeindeversammlung aber tatsächlich dieses Verbot diskutiert. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass Fotos aus dem Heimatdorf beim Betrachter Sehnsucht und Niedergeschlagenheit auslösen. Von 48 Stimmen, sprachen sich 46 Bürger des Ortes für ein „gemeindeweites und herzliches Fotografieverbot“. Denn: Bergün sei aufgrund seiner pittoresken Landschaftsumgebung auf 1.400 Metern Höhe für Touristen-Fotos wie geschaffen. „Wir möchten die Menschen außerhalb der Gemeinde nicht mit Fotos unglücklich machen und laden sie herzlich ein, Bergün selbst zu besuchen und zu erleben“, erklärt Gemeindepräsident Peter Nicolay in einer Stellungnahme, die dem „Blick“ vorliegt.
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Halten sich die Touristen nicht an die eigenwillige Vorgabe der Gemeinde, sollen private Hilfssheriffs das Bußgeld von 5 Schweizer Franken pro geschossenem Foto eintreiben. „Das Verbot ist rechtskräftig. Wir halten uns daran“, erklärt Tourismusdirektor Marc-Andrea Barandun der Nachrichtenagentur sda. Man sei bereits tätig geworden und habe alle Fotos von Twitter-, Instagram- und Facebook-Accounts der Tourismusbehörde seien entfernt. Jetzt sei noch die Website der Touri-Zentrale von Graubünden an der Reihe. Positiver Nebeneffekt: Nun müssen erkundungswillige Gäste schon selbst nach Bergün reisen, um sich von der Schönheit des Alpendorfes überzeugen zu können. (Blick.ch / FL)