Bratwurstbude an Autobahn

Skurriler Streit um Bratwurstverkauf an der A9

Frau vor erster deutschen Autobahnraststätte
Ohne gültige Konzession verkauft Christina Wagner ihre Thüringer Bratwürste am Standort Rodaborn nahe Triptis. (© dpa)
Gastronomin Christina Wagner aus Thüringen verkauft ihre Bratwürste an Deutschlands ältester Autobahnraststätte – wären da nicht der alte Zaun, die fehlende Konzession und die Verwaltungsrichter.
Donnerstag, 04.05.2017, 09:05 Uhr, Autor: Felix Lauther

An der A9 zwischen Berlin und München steht Deutschlands älteste Autobahnraststätte. Christina Wagner und ihrem Mann gehört die Immobilie. Frau Wagner steht dort jeden Tag am Grill und verkauft rastenden Reisenden ihre Thüringer Bratwürste. Das Problem ist nur: die Gastronomin muss die beliebte Spezialität über einen meterhohen Zaun verkaufen. Der Zaun grenzt die Parkplätze von der ehemaligen Raststätte ab. Es gibt keinen Zugang, denn die Tore sind verschlossen – und die Wagners dürfen keine Wege schaffen, wo keine erlaubt sind. So schnappt sich die eifrige Gastronomin täglich eine Leiter und reicht den Autofahrern die Würste und Kaffeebecher über den Zaun – ohne die nötige Konzession. Die Behörden haben Frau Wagner diese Geschäftspraxis untersagt, nur sie hält sich nicht an die Vorgabe – der Fall liegt mittlerweile bei dem Oberverwaltungsgericht in Weimar.

Kunden lassen sich die Würste weiter schmecken
Die Zaun-Rebellin brutzelt am Standort Rodaborn nahe Triptis munter weiter. Bestätigung für ihre gastronomische Mission erhält sie von den vielen Kunden, die ihre Würste lieben. „Manchmal rufen Reisebusse extra an, dass sie in einer Stunde da sind“, erzählt sie. „Ich bekomme viel Zuspruch von Leuten, die sagen: Geben Sie nicht auf!“ Ihr Kampf gegen die Behörden hat dem Imbiss inzwischen zu medialer Öffentlichkeit verholfen. Genutzt hat Frau Wagner dies nicht: „Es geht um meine Existenz und die meiner Familie“, wie sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt.

Historische Raststätte Rodaborn
Die Wagners kauften dem Bund die stillgelegte Autobahnraststätte ab. Eine Betriebserlaubnis bestand nicht, was Frau Wagner aber nicht davon abhielt ihren Bratwurstverkauf in Angriff zu nehmen. Beim Kauf der Raststätte sei Christina Wagner von den Behörden zugesichert worden, dass es zumindest vom Parkplatz in Fahrtrichtung Berlin eine Zufahrt zum Gebäude gebe. Die Parkplätze auf beiden Seiten der A9 sind jedoch von einem hohen Zaun abgeriegelt, die Tore darin verschlossen. Wer als hungriger Autofahrer eine original Thüringer von den Wagners ergattern will, müsste eigentlich einen weiten Umweg über Gewerbestraßen nehmen. Das sparen sich die meisten und geben ihre Bestellung direkt am Zaun ab.

Antrag auf eine Konzession wurde abgelehnt
Hier handele es sich aber um eine „erlaubnispflichtige Sondernutzung“, entschied die 3. Kammer des Verwaltungsgerichts Gera am 3. Mai 2016. Wagners Vorschlag, den Zaun einfach zu öffnen, lehnte das Gericht postwendend ab, weil dies enorme Haftungsrisiken berge. Es könnte Wildwechsel über die Autobahn geben, wodurch die Tiere und Verkehrsteilnehmer in Lebensgefahr geraten. Eine Konzession hat Frau Wagner längst beantragt – ohne Erfolg. Es werde am Standort Rodaborn kein Bedarf zur Versorgung gesehen, begründete das Landesamt für Bau und Verkehr seine Entscheidung. Die Bratwürste gehen dennoch weiter über den Zaun, weil das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Christina Wagner ist in Berufung gegangen, die nun in Weimar verhandelt wird. (Stern.de / dpa / FL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Brunch Platzl Hotels (Foto: © Platzl Hotels)
Geschmack
Geschmack

Food-Trends 2024 aus den Münchner Platzl Hotels

Der kulinarische Leiter des Hauses, Alex Raddatz-Bianco, gibt einen Einblick in die aktuellen Wünsche seiner Gäste. Auffällig ist dabei der Trend zu alkoholfreien Weinen und tierfreien Produkten in der bayerischen Landeshauptstadt. 
Die Berliner Food Week findet dieses Jahr im Oktober statt. (Foto: © Berlin Food Week)
Gastronomie
Gastronomie

10 Jahre Berlin Food Week

Vom 7. bis 13. Oktober 2024 findet das diesjährige Food-Festival wieder in der Bundeshauptstadt statt. Nunmehr in seiner zehnten Ausgabe. Im Jubiläumsjahr gibt es gleich mehrere positive Nachrichten.
Food Trailer verkürzen Servicewege. Es wird gekocht, wo auch gefeiert wird.
Ergänzung des Angebots
Ergänzung des Angebots

Mobile Gastronomie: Food Trailer für die Hotellerie?

Imbisswagen kennt man schon lange. Sie stehen meist auf Parkplätzen vor Supermärkten. Food Trailer, die höherwertigen Imbisswagen, sieht man dagegen fast nur auf Street-Food-Märkten. Aber lohnt sich so eine Investition auch für Hoteliers?
Fachtagung 2023: Podiumsdiskussion mit Christoph Graf, Prof. Dr. Stephan Rüschen, Manfred Vondran
Fachtagung
Fachtagung

Symposium Feines Essen+Trinken 2023: Food-Branche im Austausch

Vorträge, Diskussionen, Austausch: Auch in diesem Jahr nahmen die Stakeholder der Food-Branche wieder interessiert am Symposium teil. Im Fokus stand diesmal das Metathema Ernährung, Verantwortung und Nachhaltigkeit. 
Fish and Chips sind in England ein beliebter Straßen-Snack.
Delikatesse
Delikatesse

Frittierter Hai wieder auf der Speisekarte

Schön fettig und kross: Für den Pub-Klassiker „Fish and Chips“ dürfen britische Gastronomen künftig auch wieder kleine, regionale Haie frittieren. Für Fish-and-Chips-Buden und Pubs bringt die Änderung eine gewisse Erleichterung.
Kellner servieren Gerichte
Studie
Studie

Gastwelt aus neuer Perspektive betrachtet

Wie sieht Hospitality in Zukunft aus? Eine Studie des Fraunhofer-Instituts präsentiert ein ganz neues Verständnis von „Gastlichkeit“ als Serviceprodukt.
Die Food-Trends für 2023.
Perspektiven
Perspektiven

Food-Trends 2023: Ein Blick in die Zukunft der Gastronomie

Die aktuellen Food-Trends zeigen, was die Gastronomie, Handelsgastronomie und Lebensmittelindustrie in den nächsten Jahren prägen wird. Was das für die Branchen für das kommende Jahr bedeutet, zeigt der neue Food Report 2023 von Hanni Rützler und dem Zukunftsinstitut.