Etappensieg für Booking.com

Steht die Bestpreisklausel vor Wieder-Einführung?

Waage, Buch und hölzerner Hammer
Das aktuelle Urteil des OLG Düsseldorf hat nach Meinung mancher Branchenvertreter eine deutliche Schieflage. (© fotolia.com/BillionPhotos.com)
Nach einem deutschen Gerichtsurteil zugunsten von Booking.com ist die Hotellerie verunsichert. In Österreich ist die Gesetzeslage – zumindest noch – anders.
Mittwoch, 05.06.2019, 10:15 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

2013 und 2015 hatte das deutsche Bundeskartellamt beschieden, Hotels könnten selbst bestimmen, zu welchen Preisen sie ihre Unterkünfte auf Plattformen anbieten. Ein aktuelles Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf, das die „engen Ratenparitätsklauseln“ von Booking.com jetzt jedoch für erforderlich und verhältnismäßig hält, schlägt jetzt hohe Wellen. „Wir begrüßen die Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf, das im Namen von Booking.com keine Wettbewerbsbeschränkung feststellt und damit die frühere Beurteilung des Bundeskartellamtes korrigiert. Diese Entscheidung steht im Einklang mit den meisten anderen europäischen Ländern“, freut sich Booking.com wenig überraschend in einem Statement gegenüber HOGAPAGE.

Deutlich anders steht Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) zu der Causa: „Eine Besserstellung für den Weltmarktführer! Das Oberlandesgericht entmündigt deutsche Unternehmer, um der größten Plattform der Welt noch mehr Macht über Hotels einzuräumen – zu viel!“ Besonders irritierend nach Gratzers Meinung: In der Begründung setze das OLG die Hotels mit Subunternehmern und Franchisenehmern gleich. Das sei beim besten Willen nicht nachvollziehbar.

Österreichs Tourismus sieht Gratzer durch gesetzliche Regelungen deutlich besser abgesichert. Handlungsbedarf ortet er dennoch. So schränke Booking.com Hotels bei der Erfüllung gesetzlicher Pflichten ein: „Es wird verhindert, dass die Hotels Email-Adressen und Telefonnummern auf der Plattform angeben. Dabei sind sie laut FAGG dazu verpflichtet“, verweist Gratzer etwa auf eine „jedenfalls unsaubere Praktik“. Ein Gesetz, das die Plattform dazu verpflichtet, fehle.

Bestpreisklausel in Österreich untersagt
Kritik am deutschen Urteil übt auch Marco Riederer von der Prodinger Tourismusberatung: „In Österreich ist die Bestpreisklausel seit 1. Jänner 2017 untersagt und die Preishoheit zumindest theoretisch wieder in der Hand der heimischen Hoteliers“, stellt Riederer fest und ergänzt: „Die aktuellen Diskussionen rund um Booking.Basic und Sponsored Discounts belegen allerdings eindrucksvoll, dass sich Booking.com von der Bestpreisgarantie ohnehin nie verabschiedet hat. Ob mit oder ohne Klausel spielt dabei keine Rolle!“

Online Travel Agencies wie Booking.com, Expedia und HRS spielen laut Riederer im Vertriebsmix eine wichtige Rolle. Umso wichtiger sei es, sich nicht von einzelnen Partnern abhängig zu machen, sondern vermehrt auch die günstigeren und direkten Buchungskanäle im Fokus zu haben. Nicht nur die Preispolitik, sondern auch die Auswahl und Betreuung der richtigen Vertriebskanäle seien essentiell für erfolgreiches Revenue Management.

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Wiederöffnung der Hotels in Österreich
Wiederöffnung der Hotels in Österreich

Pools, Schwimmteiche und Spa-Bereiche stehen zur Verfügung

Hotellerie-Sprecherin: „Die Verhaltensregeln für die Wiederöffnung der Hotels sind endlich da. Wir haben nun die wesentlichen Infos und müssen die kurze Vorlaufzeit bestmöglich nutzen.“
Richterhammer, Waage und Gesetzbuch
Teurer Shutdown
Teurer Shutdown

Hoteliers bereiten Klage vor

Tausende österreichische Hoteliers planen derzeit, den Staat wegen der gesetzlichen Betriebssperren zu verklagen. Dabei könnte es um hunderte Millionen Euro gehen.
Tafel - wegen CORONAVIRUS geschlossen
Hotelschließungen in Österreich
Hotelschließungen in Österreich

Maßnahmen sollen Betrieben Rechtssicherheit bringen

Die österreichische Regierung beendet offiziell touristische Beherbergung. Die Unterbringung von Schlüsselkräften muss aber weiterhin erlaubt sein.
Schild „Wegen Coronavirus geschlossen“
Corona
Corona

ÖHV fordert behördliche Hotel-Schließungen

Viele Hotels sind gegen Katastrophenszenarien wie aktuell versichert. Versicherungen würden auch zahlen, können aber derzeit nicht.
Deutscher Wehrmachtssoldat
Tiroler Hotel klagt deutschen Gast
Tiroler Hotel klagt deutschen Gast

Streit um „Nazi-Opa“ im Hotel-Eingangsbereich

Eine Hotel-Betreiberin wehrt sich dagegen ins rechte Eck gestellt zu werden, weil sie ein Bild ihres Großvaters in Wehrmachtsuniform am Eingang aufgehängt hat.
Schön eingerichtetes Wohnzimmer
Gerichtsurteil
Gerichtsurteil

Wohnungsvermietung über Airbnb ist ein Gewerbe

Nach Ansicht des Landesverwaltungsgerichtes Tirol ist für die Vermietung von Wohnungen über einschlägige Internetplattformen künftig eine Gewerbeberechtigung erforderlich.
Ein Dokument auf dem das Wort Versicherungspolice hervorgehoben ist
Hotellerie
Hotellerie

Neue Pauschalreiseversicherung für Hotels

Die EU-Vorgaben hinsichtlich einer Insolvenzabsicherung für den österreichischen Tourismus wurden endgültig umgesetzt. Ein neues Versicherungsmodell soll hier unbürokratisch helfen.