Strache und Hofer klagen

Tiroler Wirt drohen bis zu 80.000 Euro Prozesskosten

Norbert Hofer und H.C. Strache sprechen an einem Rednerpult
Verkehrsminister Norbert Hofer (l.) und Vizekanzler H.C. Strache fanden die politische Aktion des Tiroler Wirten wenig lustig und klagen nun. (© picture alliance/APA/picturedesk.com/Michael Gruber)
Teuer zu stehen kommen könnte einen Ötztaler Gastronomen eine politische Satire-Aktion eines Mitarbeiters. Die Klage könnte für den Wirt existenzbedrohende Auswirkungen haben.
Mittwoch, 06.06.2018, 10:10 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Ein Mitarbeiter von Christoph Fiegl bastelte in Eigeninitiative ein Plakat und brachte dieses am Eingang zu Fiegls Lokal in Sölden an. An der Lokalität mit 30 Sitzplätzen blieb es einen Abend lang hängen. Für die Gestaltung des Sujets schnitt ein Bar-Mitarbeiter ein Bild der beiden österreichischen Minister H.C. Strache und Norbert Hofer vom Cover des Nachrichten-Magazins „Profil“ aus, das die beiden Politiker in Burschenschafter-Couleur zeigte. Neben die Darstellung von Strache und Hofer klebte der Urheber des Plakats ein Verbotsschild mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz sowie ein Piktogramm, das ein Strichmännchen beim Entsorgen eines Hakenkreuzes zeigt. Alles gemeinsam war unterschrieben mit dem Hinweis „Wir müssen draußen bleiben“.

Fiegl ließ seinen Mitarbeiter gewähren und das Plakat an der Eingangstür anbringen, nahm es schließlich aber doch wieder ab. „Die Aktion war zugegeben kein Glanzlicht, aber auch nicht dermaßen dramatisch, wie das im Prozess nun dargestellt werden soll. Das Plakat sollte zum Ausdruck bringen, dass wir in unserem Lokal keine Gäste aus dem politisch rechten Rand begrüßen wollen. Dazu zählen einerseits Anhänger und Verharmloser des NS-Gedankengutes als auch einschlägige Burschenschafter, die exemplarisch durch die beiden Burschenschafts-Mitglieder Strache und Hofer dargestellt waren. Wir wollten damit aber in keiner Weise zum Ausdruck bringen, dass Strache und Hofer selbst Nazis sind. Vielmehr ging es darum aufzuzeigen, dass gerade solche politischen Persönlichkeiten sich als Mitglieder von teils schlagenden Burschenschaften zu wenig vom rechtsextremen Rand der Gesellschaft abgrenzen“, erklärt Fiegl.

Auch der Fotograf klagt
Sowohl H.C. Strache und Norbert Hofer als auch der Fotograf und Urheber des von Profil ausgeschnittenen Bildes, Robert Lizar, klagen indes auf Verletzung von Urheberrechten, Persönlichkeitsrechten sowie „empfindliche Kränkung“. Die gesellschaftspolitische Kritikaktion könnte für Christoph Fiegl nun existenzielle wirtschaftliche Folgen haben. Denn die Prozesskosten könnten sich – inklusive einer eventuell verpflichtenden Veröffentlichung des Urteils in einer großen Tageszeitung – zu rund 80.000 Euro summieren. „Ich trage als Arbeitgeber die volle Verantwortung für die Aktion meines Mitarbeiters, weil ich sein Handeln nicht unterbunden habe. Und zu dieser Verantwortung stehe ich auch.“ Allerdings ließen sich die juristischen Forderungen der Kläger in seinem maximal 70 Gäste fassenden Lokal nicht erwirtschaften. „Man hat den Eindruck, dass hier nicht nur kritische Stimmen mundtot gemacht werden sollen, sondern auch eine Art Rachejustiz am kleinen Bürger exekutiert wird“, hält Fiegl fest.

Wie das Verfahren ausgeht, wird sich am 12. Juni entscheiden. An diesem Tag ist der Prozess am Landesgericht Innsbruck anberaumt. Für Fiegl steht fest, dass er den Wahrheitsbeweis antreten will, weshalb es zulässig sei, die mangelnde Abgrenzung Straches vom rechten gesellschaftlichen Rand zu kritisieren. „Letztlich geht es um die Freiheit der Meinungsäußerung und Kunst. Es wurden keine Unwahrheiten verbreitet, sondern zulässige Kritik geübt“, ist zumindest Fiegl der Meinung. (CK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Außenbereich eines Lokals mit Decken und Heizpilzen
Gastgärten im Winter
Gastgärten im Winter

Streit um Heizpilze jetzt auch in Österreich

Nicht zuletzt die Ankündigung der Regierung in Wien, Schanigärten in der kommenden Saison auch den Winterbetrieb zu erlauben, hat die Diskussion um Heizpilze neu entfacht.
3 Motorräder an der kroatischen Küste
Motorradfahrverbot in Tirol
Motorradfahrverbot in Tirol

„Tourismus als Bauernopfer“

In einigen Tiroler Tälern ist aktuell eine Regelung in Kraft getreten, die besonders „laute“ Motorräder aussperrt. Leidtragende sind die örtlichen Gastronomen und Hoteliers.
Wiederöffnung der Hotels in Österreich
Wiederöffnung der Hotels in Österreich

Pools, Schwimmteiche und Spa-Bereiche stehen zur Verfügung

Hotellerie-Sprecherin: „Die Verhaltensregeln für die Wiederöffnung der Hotels sind endlich da. Wir haben nun die wesentlichen Infos und müssen die kurze Vorlaufzeit bestmöglich nutzen.“
Pizza fertig zum Abholen in einer Schachtel
Klarstellung
Klarstellung

Abholen von Speisen beim Wirt ab sofort erlaubt

Große Erleichterung für Österreichs Gastronomen. Zu beachten ist allerdings der übliche Sicherheitsabstand und dass die Speisen nicht vor Ort konsumiert werden.
Schild „Wegen Coronavirus geschlossen“
Corona
Corona

ÖHV fordert behördliche Hotel-Schließungen

Viele Hotels sind gegen Katastrophenszenarien wie aktuell versichert. Versicherungen würden auch zahlen, können aber derzeit nicht.
Übergabe eines Wohnungsschlüssels an einen Touristen
Airbnb
Airbnb

Bis zu 40.000 Euro Strafe für illegale Vermieter

Innsbruck kündigte dieser Tage strengere Kontrollen für Online-Vermietungen an. Rund 1.500 Wohnungen sollen durch Airbnb & Co dem Wohnungsmarkt entzogen sein.
Mann mit Sonnenbrille lehnt an einer Wand und raucht eine Zigarette
„Giftcocktail“
„Giftcocktail“

Rauchverbot auch vor dem Lokal gefordert

Seit Anfang November letzten Jahres gilt das absolute Rauchverbot in Österreichs Gastronomie. Manchen geht das aber nicht weit genug. Auch das Rauchen vor den Lokalen sollte demnach verboten werden.
Peter Dobcak
Interview
Interview

„Teilweise gehen schon die Nichtraucher mit vor die Türe“

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien, im HOGAPAGE-Gespräch über die Bilanz nach einem Monat Rauchverbot aus Sicht der Gastronomie.
Casinobesucher vor Spielautomaten
Rauchverbot
Rauchverbot

Gastronomie kämpft mit Umsatzrückgängen

Seit Einführung des Rauchverbotes in Österreich hat speziell die Nachtgastronomie bis zu einem Viertel ihres Umsatzes eingebüßt, bei Shishabars sind es sogar bis zu 95 Prozent.