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7 statt 19 %: Warum die Steuersenkung in der Gastro nicht zu günstigeren Restaurantpreisen führt

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Viele Gastronomen versprechen trotz Steuersenkung keine Preissenkungen. (Foto: © BGStock72/stock.adobe.com)
Die geplante Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie sorgt in der Branche für Erleichterung – schafft aber kaum Spielraum für Preissenkungen. Warum Gastronomen vor allem auf Preisstabilität setzen.
Donnerstag, 18.12.2025, 10:13 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Noch muss der Bundesrat der geplanten Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie zustimmen, doch viele Gastronomen machen bereits deutlich: Die Entlastung wird vor allem zur Stabilisierung der Betriebe genutzt – nicht für flächendeckende Preissenkungen. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Anbietern und Verbänden. 

7 statt 19 Prozent sollen künftig auf Speisen in der Gastronomie gelten – so hatten es CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart. Der Bundestag hat dem bereits zugestimmt, der Bundesrat berät am Freitag. Kommt auch dort grünes Licht, dann könnte die Steuer zum Jahreswechsel sinken

Rein rechnerisch könnten die Preise dann um rund zehn Prozent sinken: Den Burger mit Beilage im Steakhouse könnte es dann schon für 16,18 Euro geben statt für 18 Euro, die Pizza Hawaii in der Pizzeria statt 14,95 Euro nur noch 13,44 Euro kosten. Vorausgesetzt, die Wirte würden die Senkungen 1:1 an ihre Kunden weitergeben können. Doch danach sieht es nicht aus. Denn die geplante Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie sorgt in der Branche für Erleichterung, aber nicht für Spielraum bei den Preisen.

Stabile Preise statt Senkungen 

„Unsere Kosten für Personal und Zutaten sind massiv gestiegen“, erklärte die Pizza-Kette L’Osteria auf Anfrage der dpa. „Eine pauschale Preissenkung auf der gesamten Karte wäre daher betriebswirtschaftlich nicht seriös darstellbar, ohne an der Substanz, der Qualität, zu rütteln.“ Stattdessen setze man auf Preisstabilität. Wenn die Steuersenkung wie geplant komme, „werden wir auf eine breite Preiserhöhung verzichten können. Das ist unsere klare Zielsetzung.“

Die Fischrestaurant-Kette Nordsee plant eigenen Angaben zufolge immerhin „spezielle Rabattierungen und attraktive Angebote“. Allerdings: „Eine pauschale Preissenkung über das gesamte Sortiment im Umfang der Mehrwertsteuerreduktion ist jedoch nicht möglich.“ Die Mehrwertsteuersenkung sei eine dringend benötigte Unterstützung, um die gestiegenen Kosten zumindest teilweise ausgleichen zu können. Flächendeckende Preissenkungen würden diesen Effekt wieder aufheben. 

Warum Steuersenkungen selten beim Gast ankommen 

Dass die Steuersenkung kaum bei den Kunden ankommen dürfte, kommt für Matthias Firgo von der Tourismus-Fakultät der Hochschule München nicht überraschend. „Steuersenkungen werden in aller Regel zu einem geringeren Anteil an die Konsumenten weitergegeben als Steuererhöhungen“, sagte der Professor für Volkswirtschaftslehre. Das habe sich bereits mehrfach in einer ganzen Reihe von internationalen Studien gezeigt

„Was man üblicherweise findet, ist, dass Steuersenkungen zu einem geringeren Anteil weitergegeben werden. Oder dass gar nicht aktiv gesenkt wird, sondern eher mal abgewartet wird bei Preissteigerungen.“ Das erwarte er daher auch dieses Mal. „Ich rechne daher nicht damit, dass die Preise spürbar sinken werden. Eher ist zu erwarten, dass sich die Preissteigerungen verlangsamen.“

Unternehmen scheuen Kosten für Anpassung 

Ganz anders sei dies noch 2024, als die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie angehoben wurde. Das sei damals im Laufe des Jahres zu rund 70 Prozent an die Kunden weitergegeben worden, so das Ergebnis einer Studie Firgos, der die damaligen Auswirkungen untersucht hat. „Bei Steuererhöhungen gibt es diesen unmittelbaren Anreiz. Da muss ich sofort anpassen, sonst mache ich vielleicht Verlust oder zumindest sinkt die Gewinnmarge.“

Bei einer Steuersenkung gebe es diesen Druck nicht. „Deshalb ist hier eher zu erwarten, dass nichts passiert bei den Preisen. Und es stattdessen ein bisschen länger dauert, bis die nächste Preiserhöhung kommt.“ Denn: Jede Preisanpassung sei mit Aufwand verbunden, etwa weil neue Speisekarten zu drucken sind. „Bei Steuererhöhungen sind diese Anpassungskosten schnell mal niedriger als die Kosten einer Nichtanpassung. Bei Steuersenkungen entfällt dieser unmittelbare Druck.“

Allenfalls „punktuelle Preissenkungen“

Die Kette Kentucky Fried Chicken sprach zumindest davon, dass „punktuelle Preissenkungen denkbar“ seien. Das liege aber in der Preishoheit der jeweiligen Franchise-Partner. Insgesamt werde die Senkung aber vor allem helfen, die Betreiber zu stärken. „Viele von ihnen waren in den vergangenen Jahren mit erheblichen wirtschaftlichen Belastungen konfrontiert.“

Auch die Schnellimbiss-Kette Burger King verwies auf die Preishoheit der jeweiligen Betreiber vor Ort. Daher ließen sich keine bundesweit einheitlichen Aussagen zu konkreten Preisen machen. „Unser Ziel ist es jedoch, die Entlastung zur Stabilisierung bestehender Preise zu nutzen.“

McDonald’s wollte sich mit Verweis auf die noch ausstehende Abstimmung im Bundesrat bisher nicht konkret zum Thema äußern. Die Steakhauskette Block House verwies auf die Position des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Alle anderen von der dpa im Dezember angefragten Ketten machten keine Angaben. 

Dehoga warnt vor weiter steigenden Kosten 

Auch der Branchenverband Dehoga hatte bereits im Vorfeld davor gewarnt, falsche Erwartungen zu wecken. „Klar ist: Die 7 Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie sind die wichtigste Maßnahme zur Zukunftssicherung der Restaurants, Wirtshäuser und Cafés“, sagte eine Sprecherin. 

„Ob und in welchem Umfang Unternehmer ihre Preise anpassen können, hängt maßgeblich von der Kostenentwicklung ab.“ Schon jetzt sei aber klar, dass der Mindestlohn 2026 steigt. „Diese zusätzlichen Kosten müssen erst einmal erwirtschaftet werden.“

Mit der nun geplanten Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von 19 auf 7 Prozent kehrt der Bund zu dem Steuersatz zurück, der bereits während der Corona-Pandemie gegolten hatte. 2024 kehrte der Bund zum alten Steuersatz zurück – gegen den Widerstand der Branche, die seither für eine dauerhafte Absenkung warb.

(dpa/SAKL)

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