Aufschwung in der Gastronomie?
Das seit Wochen andauernde Sommerwetter lockt die Menschen in Biergärten, Cafés mit Terrassen und Restaurants mit Garten. Viele Gäste hätten nach den Corona-Beschränkungen ein Nachholbedürfnis, erklärte der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga NRW. Aber: Auch wenn Biergärten und Ausflugslokale oft bis auf den letzten Platz besetzt sind, sei noch nicht alles wie vor der Pandemie.
„Wir stellen fest, dass die positive Entwicklung der vergangenen Wochen vornehmlich von der privaten Nachfrage getrieben ist“, sagt Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga NRW. Vor allem der Geschäftsreiseverkehr hinke noch hinterher. Hier sei man noch weit von den Zeiten vor der Pandemie entfernt: Während die einen mehr Umsatz machen, nehmen andere Gastronomen und Hoteliers weniger ein.
Herausforderungen bleiben
Laut Statistischem Landesamt war der Umsatz im Gastgewerbe insgesamt in diesem Mai gegenüber dem gleichen Monat vor drei Jahren um 13,6 Prozent niedriger.
Patrick Rothkopf sagt, das ersehnte Durchstarten der Branche nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen werde außerdem durch die aktuellen Herausforderungen stark beeinflusst. Der Arbeitskräftemangel habe sich auch im Gastgewerbe durch die Pandemie noch einmal verschärft.
Besucher von Restaurants können das an einer verkleinerten Speisekarte, längeren Wartezeiten, einem Trend zum Selbstabholen oder geänderten Öffnungszeiten bemerken. Die starken Preisanstiege bei Energie und Lebensmitteln machen nach Angaben des Dehoga Gastronomen und Gästen gleichermaßen zu schaffen.
In Sachsen-Anhalt werden Gerichte von der Speisekarte gestrichen
In Sachsen-Anhalt zum Beispiel hat nach Angaben des Branchenverbands Dehoga jedes dritte Restaurant im Land bereits Gerichte von seiner Speisekarte genommen, weil die Zutaten zu teuer geworden sind. Insbesondere Fleisch und Fisch seien zum Teil „unbezahlbar“, sagte Dehoga-Landesvorsitzender Michael Schmidt der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung.
Rinderfilet und Lammfleisch etwa seien anderthalbmal so teuer wie vor vier Monaten, Lachs koste zum Teil sogar dreimal so viel. „Das trifft die Branche mitten ins Herz“, sagt Michael Schmidt.
Denn laut Dehoga könnten die Restaurantbetreiber die gestiegenen Kosten häufig nicht an die Kunden weitergeben. Die Gerichte würden nach Angaben von Michael Schmidt wegen des hohen Preises dann nicht mehr bestellt.
Viele Restaurants haben daraus nun Konsequenzen gezogen: Im „Waldcafé“ in Hettstedt (Mansfeld-Südharz) wurde etwa der Lachs von der Karte genommen, im „Waldschlösschen Wangen“ (Burgenlandkreis) wurde das Roastbeef gestrichen und im Hotel „Zum Stein“ in Wörlitz (Landkreis Wittenberg) hat Gastronom Michael Pirl den Edellachs durch Saibling aus der Region ersetzt.
(dpa/ots/SAKL)