Illegalen Teigtaschen-Produzenten auf der Spur
Wien hat eine kuriose Suchaktion in den mehr als 500 Asia-Lokalen der Stadt gestartet. Das Wiener Marktamt will in sämtlichen Restaurants überprüfen, ob dort illegal produzierte Teigtaschen verkauft werden. Vor einigen Tagen hatte die Finanzpolizei in einer Wohnung in der österreichischen Hauptstadt eine illegale Teigtaschen-Fabrik ausfindig gemacht.
„Da wurden in einer Wohnung Tausende Teigtaschen gefertigt, natürlich müssen wir nachschauen, wo die abgeblieben sind“, sagte Alexander Hengl, der Sprecher des Marktamts, der Tageszeitung „Kurier“. „Deswegen überprüfen wir alle Lokale, die so etwas anbieten.“ Für das Amt ist die Missachtung von Hygienevorschriften problematisch – auch wenn die gefundenen Teigtaschen hygienisch unbedenklich gewesen seien. Offensichtlich wurden sie allerdings „schwarz“ produziert. Insgesamt sollen 535 Lokale unter die Lupe genommen werden. Erste verdächtige Restaurants seien bereits ausfindig gemacht worden, sagte Hengl der Deutschen Presse-Agentur.
Im Kasten versteckt
Die Finanzpolizei hatte die Fabrik im Wiener Stadtteil Favoriten vor wenigen Tagen ausgehoben. Sechs Personen wurden festgenommen, zwei von ihnen versteckten sich beim Eintreffen der Polizei im Schrank. Vor Ort stellten die Beamten laut einer Mitteilung Tausende Teigtaschen und große Mehlvorräte sicher. Die Erwischten gaben an, dass sie die Waren für den Eigenbedarf hergestellt hätten.
Ein ähnlicher Fall hatte sich bereits vor fünf Jahren in Wien ereignet, auch damals wurden illegal produzierte Teigtaschen gefunden. Abnehmer waren damals laut Hengl verschiedene asiatische Lokale und Geschäfte. Die Stadt vermutet, dass dieses Mal die gleichen Hintermänner beteiligt waren.
„Abnehmer eher Privathaushalte“
Chinesische Gastronomen fürchten jetzt allerdings um ihren Ruf: „Die Lokalbetreiber werden wie Verbrecher behandelt“, sagt ein Sprecher des Vereins „Fachgruppe für chinesische Gastronomie“ zum Kurier. Er möchte seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. „Natürlich gibt es schwarze Schafe“, gibt er zu, „aber das Theater ist überzogen“. Er vermutet außerdem, dass die Teigtaschen eher an Privathaushalte verkauft wurden, weil Gastronomen größere Mengen benötigen würden, die meist aus industrieller Anfertigung aus Fabriken in Asien, Deutschland oder Ungarn kommen würden.
Unterstützung bekommt der Gastronom vom Spartenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer, Peter Dobcak: „Wir sind in der Gastronomie scharfe Kontrollen gewöhnt, für diese Massenkontrolle habe ich aber kein Verständnis.“ Die meisten Betreiber von asiatischen Lokalen hätten aber ohnehin sehr hohe Standards. „Ich mache mir da überhaupt keine Sorgen“, sagt er. (dpa/Kurier/CK)