Zu wenige Interessenten

Neue Chefs für Hotels und Gaststätten gesucht

Umgedrehte Stühle auf Tischen
Nicht nur klassischer Mitarbeitermangel, auch das Fehlen von Unternehmens-Nachfolgern macht Brandenburgs Gastgewerbe zu schaffen und sorgt für dauerhaft geschlossene Betriebe. (© fotolia.com/Iryna)
Während in den touristischen Metropolen Brandenburgs die Gastronomie floriert, machen immer mehr Betriebe auf dem Land dicht. Nun drohen zusätzlich Schließungen wegen fehlender Nachfolger.
Montag, 02.09.2019, 11:45 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Brandenburgs Gastronomen suchen händeringend Nachwuchs. Knapp 37 Prozent der rund 4000 Gastgeber benötigen in den nächsten fünf Jahren einen Nachfolger, wie das Wirtschaftsministerium in Potsdam auf eine Anfrage der fraktionslosen Landtagsabgeordneten Iris Schülzke mitteilte. Das Ministerium beruft sich auf Angaben der drei Industrie- und Handelskammern (IHK) in Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus. Besonders in den ländlichen Regionen dürfte es für Gastwirte schwierig werden, Betriebsnachfolger zu finden, heißt es in der Antwort. Die drei Kammern weisen laut Ministerium darauf hin, dass sich die Fälle häufen, in denen es wegen fehlenden Personals zu Schließungen komme. Allerdings gebe es in einigen Regionen mit einer positiven Bevölkerungsentwicklung auch künftig Zuwächse.

„Fast dramatisches Gasthaussterben“

Der amtlichen Statistik zufolge hat sich die Zahl der gastronomischen Einrichtungen wie Restaurants, Gaststätten, Cafes, Imbissstuben, Eisdielen und Schankwirtschaften mit bis zu neun Mitarbeitern von

2010 bis 2017 von 4353 auf 4107 verringert. Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) gaben in den vergangenen Jahren zahlreiche gastronomische Betriebe vor allem in den ländlichen Regionen auf. Brandenburgs Dehoga-Präsident Olaf Schöpe hatte in diesem Zusammenhang von einem „fast dramatischen Gasthaussterben auf dem Lande“ gesprochen. Als Ursache nannte er vor allem Personalmangel.

Laut amtlicher Statistik haben zwischen 2010 und 2018 rund 9000 Gastronomie-Betriebe vollständig aufgegeben. Allerdings nahm die Zahl der Betriebsaufgaben mit den Jahren stetig ab. Trotz zahlreicher Neueröffnungen verringerte sich der Bestand an Schankwirtschaften zwischen 2010 und 2017 von 437 auf 374.

Teilzeitbeschäftigung stark gestiegen

Den Angaben zufolge nahm die Zahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter in der Gastronomie von 2010 bis 2017 um 3620 auf 17 986 zu. Wie Brandenburgs Dehoga-Hauptgeschäftsführer Olaf Lücke der Deutschen Presse-Agentur sagte, sei allerdings die Teilzeitbeschäftigung in der Branche „überproportional angestiegen“.

Während in den vergangenen Jahren viele Gaststätten auf dem Land geschlossen hätten, gebe es mehr Betriebe in den prosperierenden Regionen. Auch die Branchenstruktur hat sich Lücke zufolge verschoben. „Die Zahl der Betriebe bleibt gleich, wenn ein Bistro am Bahnhof oder ein Eiscafé aufmacht und gleichzeitig ein Restaurant schließt.“ (dpa/CK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Eine lächelnde Servicekraft mit einem Tablett Sektgläser in der Hand
Arbeitswelt
Arbeitswelt

Immer mehr Menschen jobben im Gastgewerbe

Trotz Fachkräftemangel im Gastgewerbe gibt es jetzt auch positive Nachrichten aus der Branche: Zumindest im Freistaat Bayern entscheiden sich immer mehr Menschen für Jobs in Hotel- und Gastronomiebetrieben. 
Vier junge Köche
23.712 Jugendliche ohne Lehrstelle
23.712 Jugendliche ohne Lehrstelle

Trotz Personalmangel: Tausende Jugendliche finden keine Lehrstelle

Kaum eine Woche vergeht, ohne dass man über Meldungen zum Personal- und Azubimangel stolpert. Viele Branchen, insbesondere das Gastgewerbe, bräuchten dringend mehr Nachwuchs. Warum also klagen dennoch tausende Jugendliche darüber, dass sie keine Ausbildungsstelle finden.
Eine Gruppe junger Menschen sitzt an einem Tisch und lernt
Kooperation
Kooperation

Best Western startet Partnerschaft mit Deutscher Hotelakademie

Mit der Deutschen Hotelakademie als Anbieter für berufsbegleitende Fernlehrgänge holt sich Best Western einen erfahrenen Partner an die Seite.
Mehrere Köche und Küchenhilfe bei der Arbeit
Personalmangel
Personalmangel

Regionalisierung der Mangelberufsliste für Köche dringend nötig

Petra Nocker-Schwarzenbacher (WKÖ): Wir brauchen Maßnahmen, die Probleme am touristischen Arbeitsmarkt lösen. Auch die ÖHV fordert regionale Lösungen.
Gastronom an der Theke mit Pc, Block und Stift
Wirtschaftslage
Wirtschaftslage

Corona-Einschränkungen bremsen Erholung

Der Gastgewerbeumsatz im April 2021 ist um 6,3 Prozent gegenüber Vormonat gesunken. Ursächlich für den Rückgang sind die Bundesnotbremse und das Beherbergungsverbot, auch über Ostern.
Geld, Stift, Block und Taschenrechner
Wirtschaftslage
Wirtschaftslage

Gastgewerbeumsatz leicht gestiegen

Der Gastgewerbeumsatz ist im Februar 2021 um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Somit bleibt er 67,9 Prozent unter Vorkrisenniveau. Das teilte das Statistische Landesamt am Dienstag in Düsseldorf mit.
Eine Kellnerin in einem Restaurant
Corona-Perspektiven
Corona-Perspektiven

„Ab 1. April alle Branchen in Berlin öffnen!“

Der Mittelstands-Verband fordert den Berliner Senat auf, ab 1. April Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel in der deutschen Hauptstadt zu öffnen.