Aktion für Gäste

Transparenz bei der Preisgestaltung im neuen Jahr

Infokarten der Initiative Gatsronomie Frankfurt
IGF-Beiratsmitglied Dennis Myers del Alamo (l.) und IGF-Vorstandsvorsitzende Lena Iyigün (r.) präsentieren die Infokarte der Aktion „Hey Danke“ anlässlich der Mehrwertsteuererhöhung (Foto: © Initiative Gastronomie Frankfurt e. V.)
So manche Gastronomie wird mit Beginn des neuen Jahres aufgrund der Rückkehr zur 19 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen ihre Preise anpassen. Die Initiative Gastronomie Frankfurt hilft ihren Mitgliedern nun, den Gästen diese Steigerungen verständlich zu machen.
Donnerstag, 28.12.2023, 11:21 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Kleine Infokarten, die die Gastgeber ab 1. Januar 2024 der Rechnung in ihrem Restaurant beilegen können, sollen künftig dabei helfen, den Gästen etwaige Preissteigerungen auf Speisen verständlich zu machen.

Danksagung an Gäste

„Mit der Steuererhöhung, der weiteren Anhebung des Mindestlohns, steigenden Energiepreisen und der Inflation werden auch die Preise in der Gastronomie angepasst werden müssen", erläutert Lena Iyigün vom Glauburg Café und Vorstandsvorsitzende der Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF) die aktuelle Lage in der Gastronomie.

„Einige unserer Mitgliederbetriebe fragen sich deshalb, ob bei gestiegenen Preisen überhaupt noch genügend Gäste kommen. Deswegen betiteln wir unsere Kampagne bewusst mit ‚Hey, Danke!‘, um uns bei den Gästen zu bedanken.“ 

lnfokarte soll für Transparenz sorgen

Ein weiteres, wichtiges Signal der IGF sei: Essengehen dürfe nicht zum Luxus werden. „Die vielfältige Gastronomie in Frankfurt ist ein Aushängeschild unserer bunten Stadtgesellschaft. Als Begegnungsort ist die Gastronomie das erweiterte Wohnzimmer oder der sogenannte dritte Ort für viele Frankfurterinnen und Frankfurter“, so Iyigün. 

Die neuen Informationskarten im Einsatz: „Mit einer Beispielkalkulation anhand einer fiktiven Speise wollen wir aufzeigen, was abzüglich Kosten und Gebühren einem Betrieb unterm Strich übrigbleibt“, erklärt Frank Winkler (Daheim im Lorsbacher Thal), Beiratsmitglied der IGF.

Das bleibt unterm Strich

Über den erhöhten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gehen bei einem fiktiven Gericht zum Verkaufspreis von 15 Euro ab dem 1. Januar automatisch 2,40 Euro ans Finanzamt. Vom verbleibenden Nettopreis müssen circa 4,95 Euro Personalkosten, etwa 4,20 Euro Einkaufskosten und mindestens 2,25 Euro für Miete beziehungsweise Pacht sowie Nebenkosten und Versicherungen entrichtet werden. Es bleibt ein „Gewinn“ von 1,20 Euro – vor Abzug der Einkommensteuer. 

 „Den größten Posten machen in der Regel die Personalkosten aus. Dabei zahlen viele Betriebe mehr als den Mindestlohn sowie Zuschläge für Nacht- & Wochenendarbeit.  Der Anteil der Lohnkosten ist also häufig noch höher, was die Kalkulation nochmal knapper macht“, erläutert Matthias Martinsohn (Blaues Wasser), IGF-Vorstandsmitglied.

Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband) werde die Mehrwertsteuererhöhung von 7 auf 19 Prozent auf Speisen gravierende Folgen für die Gastgeber haben. 62,7 Prozent der befragten Unternehmer gaben an, dass sie die Steueranhebung auf 19 Prozent ab 1. Januar 2024 wirtschaftlich hart treffen werde. Weitere 12 Prozent treibe die politische Entscheidung an den Rand des Ruins und 5,2 Prozent werden ihren Betrieb mangels Perspektiven sogar ganz aufgeben. Nur 4,2 Prozent der Betriebe fühlten sich kaum oder nicht betroffen.

Entwicklung abwarten

Ob Betriebe die erhöhte Mehrwertsteuer eins zu eins an die Gäste weitergeben sollten, müsse jeder selbst entscheiden, meint IGF-Vorstand James Ardinast von der Bar Shuka. „Jeder Betrieb muss individuell prüfen, wo er preislich ansetzen kann und will.“ 

Den Gastronom treibt eine weitere Sorge um: „Wir haben die Feststellung gemacht, dass die Menschen ihr Geld in Krisenzeiten sehr bedacht ausgeben und das gilt insbesondere für Restaurantbesuche. Ich denke, erst in den nächsten Monaten werden wir sehen, welche Auswirkungen die Mehrwertsteuererhöhung auf unsere Branche haben wird.“

Mögliche Stellschrauben

Gleichzeitig steht für die IGF fest: Sie wird sich weiter dafür einsetzen, dass Essengehen nicht zum Luxus wird. „Wir appellieren an unsere Mitglieder, noch mehr nach Kostensparpotenzialen zu suchen und noch spitzer zu kalkulieren“, sagt Lena Iyigün.

Zudem ergänzt Sascha Euler (naiv), IGF-Beiratsmitglied: „Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten: Man spart am Personal oder am Wareneinsatz – beides Optionen, die im schlimmsten Fall die Gästezufriedenheit gefährden und damit zu Umsatzeinbußen führen – oder man verkürzt die Öffnungszeiten. Diese Option wird aktuell vermehrt umgesetzt, obwohl es sehr weh tut, seltener für die Gäste da sein zu können.“

 (Initiative Gastronomie Frankfurt/KAGI)

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